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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wo er zu verkehren pflegte, und da er ihnen persönlich unbekannt war, muß sich Papa an der Nachforschung beteiligen. Er läßt bitten, nicht in Sorge um ihn zu sein. Auch ich werde mit Summerland nach ihm suchen, vermute jedoch, daß er Stenton bereits verlassen hat. In diesem Fall weiß ich genau, wohin er sich wendet, und werde ihm noch in der Nacht folgen. Darf ich dann um die Freundlichkeit bitten, mich bei Mutter Smolly zu entschuldigen, von der ich doch unmöglich Abschied nehmen kann.“
    „Ihr wollt fort, ihm nach, wollt Euch in die Gefahr begeben, von ihm – nein, nein, das darf ich nicht gestatten, das kann ich unmöglich zugeben! Bleibt, Sir, bleibt, und überlaßt die Verfolgung des Bösewichts der Polizei!“
    Er lächelte glücklich und überlegen dabei.
    „Gegenüber einem offenen Feind, und das ist er mir nun, kenne ich keine Gefahr. Auch ist meine Abreise ja noch nicht sicher bestimmt; es ist ja möglich, daß er die Stadt noch nicht verlassen hat; dann fällt er gewiß in unsere Hände, und ich bleibe hier.“
    „So versprecht mir, auf alle Fälle noch einmal hier vorzusprechen! Ich bleibe wach, bis Papa kommt und ich genaue Nachricht habe.“
    „So werde ich wiederkehren. Bis dahin aber – gute Nacht!“
    Er reichte ihr die Hand. Sie sah seinen bittend-fragenden Blick und fühlte seinen leisen Versuch, sie an sich zu ziehen. Sie schlang aus eigenem Antrieb die Arme um ihn.
    „Richard, erhalte dich mir. Schone dich, wenn du ihn triffst!“
    Ihre Lippen trafen die seinen in einem leisen, schnellen Kuß, dann entschlüpfte sie ihm in das Nebengemach.
    Dort vertauschte sie das Salonkleid mit einem bequemen Negligé und hatte eben diese Beschäftigung beendet, als sie bemerkte, daß er in seine Wohnung gegangen sein müsse, da die Fenster derselben erleuchtet waren. Jedenfalls verließ er diese bald wieder; sie wollte ihn sehen und begab sich auf den Balkon.
    Nach einiger Zeit öffnete sich auch drüben die Tür zum Altan, und er trat heraus, um nach Summerland zu blicken, der ihn abholen sollte. Er winkte grüßend mit der Hand herüber, und sie erhob die ihrige zur Antwort, stockte aber mitten in der Bewegung. Ein Schatten glitt an den zwei Fenstern des Studierzimmers vorüber und im nächsten Augenblick sah sie im Innern des nach dem Balkon offenen Raums das Gesicht Wilsons erscheinen.
    Ein jäher Schreck durchzuckte sie, aber im Moment hatte sie sich wieder gefaßt, erhob den Arm und rief:
    „Wilson hinter dir!“
    Er wandte sich um, keinen Augenblick zu früh, denn schon stand der Genannte hinter ihm und hatte das Messer zum Stoß gezückt.
    „Hilfe, Hilfe!“ schrie Marga in wahrer Todesangst. Sie sah nur noch, daß die beiden Männer auf dem Altan miteinander rangen, dann sprang sie in das Zimmer zurück, die Treppe hinab, über die Straße hinüber und flog dort atemlos zu seiner Wohnung empor. Sie trat gerade in dem Moment ein, als Forster den Balkon verließ.
    „Richard, wo ist er? Ich töte ihn!“
    Beim ersten Angriff Wilsons war sie in Ohnmacht gefallen, hier aber zeigte sie sich über alles Erwarten mutig und geistesgegenwärtig. Der eine Kuß hatte sie verpflichtet, für den Geliebten alles, selbst das Leben zu wagen.
    „Fort. Ein Sprung vom Altan hat ihn gerettet, während ich ihn loslassen mußte, um das Messer zu entfernen.“
    „Du blutest! Er hat dich verwundet! O Gott, zeige schnell her!“
    „Es ist nichts, Marga, zwei kleine Fleischwunden. Laß mich, ich muß ihm nach!“
    „Nicht um die ganze Welt!“
    Er wollte ihr enteilen, obgleich ihn ihr Hiersein mit namenlosem Entzücken erfüllte; sie aber hing so fest an ihm, daß er Gewalt hätte brauchen müssen, um loszukommen.
    „Bitte, Marga, er wird mir entgehen!“
    „Laß ihn, laß ihn! Ich müßte vor Sorge sterben, wenn ich dich so von mir ließe. Komm, entferne den Rock; laß mich die Wunden sehen!“
    Er sah, daß hier jeder Widerstand vergeblich sei, und folgte ihrem Gebot. Wilson hatte ihm einen Schnitt in die Linke und einen Stich in den Arm versetzt. Beide waren nicht gefährlich, verursachten aber eine heftige Blutung. Er blickte ihr lächelnd zu, als sie diese zu stillen versuchte und dann einen kunstgerechten Verband anlegte.
    „So“, meinte sie, als sie fertig war, „jetzt ist keine Besorgnis mehr nötig, du böser, lieber Mann. Aber ohne deine Marga wärst du ihm nachgesprungen und hättest dich unterwegs vielleicht gar verblutet.“
    „Nein, ohne meine Marga wäre ich schon früher ein Kind

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