41 - Unter heisser Sonne
ich mich doch zur Vorsicht entschließen.“
„So werde ich gehen und seine Wohnung bewachen; er wird zur Flucht entschlossen sein und darf uns nicht entgehen.“
„Stopp, Master Forster“, fiel hier Summerland ein; „dazu bin ich ebenso der richtige Mann wie Ihr. Bleibt nur hier! Oder wollt Ihr die liebe Miß verlassen, da auch der Vater geht?“
„Ja, bleibt!“ bat Olbers. „Marga darf in solchen Verhältnissen nicht ohne Schutz sein!“
Sie gingen. Der Bankier nach dem Telegrafenbüro und Summerland nach der Wohnung Wilsons, die er sich von dem ersteren bezeichnen ließ.
Der Gesuchte war, als er das Haus verließ, eine Strecke die Straße hinabgeeilt, dann aber dieselbe hinübergegangen und an der anderen Seite zurückgekehrt. Es war noch zu früh, als daß er Sarah in ihrem Raum hätte antreffen können, dennoch aber stieg er hinauf und wartete, bis sie kam. Er war ihr bei der Verwandlung in einen Knaben und beim Einpacken derjenigen Gegenstände, welche sie mitnehmen wollte, behilflich.
„Ist Mutter Smolly noch wach?“ fragte er.
„Nein.“
„Und die Haustür?“
„Ist offen. Außerdem hab ich den Schlüssel hier.“
„Auch den für Forsters Zimmer?“
„Ja.“
Er nahm beide und gebot ihr dann:
„Geh jetzt, Sarah; man darf uns nicht beisammen sehen. Oberhalb des Fährhauses in den Weiden erwartest du mich!“
„Ich folge dir; aber bitte, komme bald!“
Sie hatten eine Lampe brennen. Sarah sah in ihrem Anzug wirklich allerliebst aus. Er nahm sie in die Arme und küßte sie wiederholt auf die Lippen.
„Ich komme bald; nun aber geh!“
Als sie fort war, blies er das Licht aus, schloß den Raum ab und schlich sich zur ersten Etage nieder. Dort öffnete er Forsters Entrée, schloß von innen wieder zu und begann, die Zimmer zu untersuchen. Es war dies ohne Lampe recht gut möglich, da das Licht der Gaslaternen durch die Fenster fiel und auch die Kandelaber in Olbers Salon ihren Schein herüberwarfen.
Seine Nachforschung war gleich im Anfang vom Glück begünstigt. Er begann mit der Bibliothek, sah den Schreibtisch, an dessen Schublade die Schlüssel steckten und öffnete. Eine geschlossene Brieftasche lag auf einigen Geldrollen in einem der Fächer. Er öffnete sie und trat näher an das Fenster.
„Gefunden! Hier der Depositenschein nebst einigen unvermuteten Wechseln und dort das Bargeld, welches er von Olbers bekam. Ich habe genug, und nur mit ihm noch abzurechnen!“
Er verschloß alles wieder und trat dann hinter die Gardinen, um das Vis-á-vis zu beobachten. Im Salon waren die Lichter erloschen; an ihrer Stelle brannte in dem Balkonzimmer der unteren Etage eine Lampe. Die Personen, welche sich hier befanden, mußten hinter dem Licht sitzen, da er keine Spur eines Schattens bemerkte.
„Ob er noch drüben ist?“
Seine Frage sollte sofort beantwortet werden. In der Helle des Lichts erschienen Marga und hinter ihr Forster. Sie traten heraus auf den Balkon und stützten sich hart nebeneinander auf das Geländer desselben. Sie schienen nach jemanden auszuschauen.
„Teufel, wie vertraut sie sind, so allein, so nahe! Da, bei Gott, er legt den Arm um ihre Taille, leise zwar und verzagt, aber doch. Und sie leidet es! Ist's so gemeint? Komm heim, Bube. Hast du zuviel Feuer in den Adern, so soll dir geholfen werden. Ich werde dich ein wenig schröpfen! – Wer ist der dicke Mensch, der dort gelaufen kommt? Wahrhaftig Olbers! Wo ist er gewesen? Auf der Polizei? Und wo steckt dieser armselige Tim Summerland, der sich nicht sehen läßt? Jetzt treten sie zurück!“
In dem Balkonzimmer mußte jetzt ein lebhaftes Gespräch stattfinden; die Schatten zeigten eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit. Dann verließen Olbers und Forster das Haus; der eine schritt dem Innern der Stadt zu, der andere ging in der Richtung fort, in welcher Wilsons Wohnung lag.
„Was haben sie vor? Jedenfalls meine Verfolgung. Sie sollen sich verrechnen!“
Es verging eine beträchtliche Zeit, ehe sich einer der Genannten wieder sehen ließ. Da kam ein Fiaker, hielt vor dem Haus drüben an und lenkte dann herüber. Forster war ausgestiegen. Er verschwand in dem Bankiershaus, verließ dasselbe aber bald wieder und schritt über die Straße herüber.
„Er kommt. Nun ist es Zeit!“
Er bog sich nieder und kroch unter den Schreibtisch. Draußen wurde die Tür aufgeschlossen; Forster trat ein und setzte die Lampe in Brand. Er zog die Wäsche hervor, öffnete den Kleidersekretär und ging ans Einpacken.
Die
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