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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie eine ganze Menge Goldstaub und Nuggets bei ihm gesehen habe, und dieser Wert wird mehr als hinlänglich gewesen sein, die Kosten seiner Reise zu decken. Die Papiere des Bankiers hat er natürlich gegen andere vertauscht.“
    Jetzt trat der Kapitän hinzu. Forster hatte zu seiner Freude einen Studiengenossen in ihm gefunden und ihm daher die Veranlassung zu seiner Reise und ihren Zweck mitgeteilt.
    „Wie lang fahren wir noch, Williams?“
    „In zwei Stunden sind wir im Hafen. Hier hast du das Rohr. Gestern schnitten wir den Wendekreis und doublierten dann die Höhe von Tampico. Der Streifen vor uns ist die Küste vom Wahren Kreuz.“
    Wirklich erkannte Forster einen dunklen Streifen, welcher den Horizont abschloß.
    „Kennst du den Fahrplan der Post?“
    „Nein. Jedenfalls wirst du nicht lange zu warten brauchen. Du glaubst also wirklich, den Kerl in Morelia zu finden?“
    „Wahrscheinlich. Behaupten aber kann ich es nicht.“
    „Ich möchte annehmen, daß er in Texas ist. Er muß dort bekannt sein, sonst hätte er nicht so viel von dem Land gesprochen, welches eine solche Ausdehnung besitzt, daß er trotz der Sorge um eine etwaige Verfolgung seine Spekulation dort ins Werk zu setzen vermag. Denke nur daran, daß es kein Vereinigten-Staaten-Territorium, sondern eine mexikanische Provinz ist und seine Auslieferung langwierige Unterhandlungen voraussetzen würde, während welcher ihm eine Flucht zehnmal gelingen könnte.“
    „Deine Ansicht in Ehren, aber ich kann mich ihr nicht anschließen. Sein ganzes Äußeres deutet auf spanische Abkunft, und Mexiko ist ihm jedenfalls bekannter als Texas; sein Bruder lebt dort, den ich keineswegs für seinen Stiefbruder halte. Master Wilson wird wohl ursprünglich ein Señor Molez gewesen sein. Zwar glaube ich auch wie du, daß er auf die Ausführung seiner Spekulation nicht verzichten werde; aber die Grants sind in Texas und nur mit Mühe und durch langwierige Vermittlung, in Mexiko aber aus erster Hand und viel billiger zu haben. Vielleicht steht er in Beziehung zu einer bei der Verwaltung der Staatsländereien beteiligten Persönlichkeit oder hofft, durch den Alkalden in eine solche zu treten. Gelingt ihm sein Vorhaben, so wird er keineswegs nach Texas ziehen, sondern die Grants sofort mit Gewinn zu verkaufen suchen, und sich dann für immer unsichtbar machen.“
    „Well, Sir, so ist's richtig“, meinte Summerland; „aber wir werden dafür sorgen, daß er ein wenig mehr als ehrliche Leute sichtbar sein wird, nämlich fünf Ellen hoch am Stricke, wenn ihn mein Messer nicht etwa schon vorher gekitzelt hat!“
    „Wie lange bleibt die ‚Union‘ im Hafen liegen?“
    „Das ist unbestimmt“, antwortete Kapitän Williams; „je nach der Leichtigkeit, mit welcher es mir gelingt, die Ladung zusammenzubringen. Willst du wieder mit retour?“
    „Ich würde mit niemandem lieber fahren als mit dir.“
    „So spute dich, deinen Mann zu fangen, und bringe ihn gleich mit, damit ich seine interessante Bekanntschaft mache!“
    „Wenn ich dies könnte! Zwar bin ich mit polizeilichen Vollmachten versehen, aber auf diese hin stehen mir leider nur die Behörden der Vereinigten Staaten zu Diensten. In Mexiko gelten sie gleich Null.“
    Die Voraussetzung des Kapitäns ging in Erfüllung. Nach nicht viel mehr als zwei Stunden warf die ‚Union‘ zwischen der von Meereswogen umspielten Felsenfeste San Juan de Ollao und der alten Stadt Vera Cruz die Anker. Die beiden Passagiere nahmen vom Kapitän Abschied, ließen sich nach der breiten Hafentreppe rudern, stiegen dieselbe empor und schritten über den mit Menschen angefüllten Platz dem Zollgebäude zu.
    Nachdem sie dort ihre Obliegenheiten erfüllt hatten, erfuhren sie, daß die Post schon in kurzer Zeit abgehe, und verließen mit derselben die ungesunde baumlose Sandebene der Küste, um sich nach der alten Kaiserstadt Mexiko zu begeben. Schon am Nachmittag des folgenden Tages warfen sie den ersten Blick von den Bergen, welche das Tal und den prächtigen See von Tenochtitlán umschließen, auf die schöne Stadt, rollten zu derselben hinunter und wurden von dem Roßlenker vor einem der ersten Hotels abgeliefert, dessen Wirt sich über die exquisite Kopfbedeckung Summerlands zwar zu verwundern schien, die Herren aber mit großer Höflichkeit empfing.
    Sie mußten für heute hier bleiben, um sich von der unbequemen Fahrt auszuruhen und eine Gelegenheit nach Morelia abwarten. Es nahte die Dämmerung, jene Zeit, in welcher die

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