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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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stehen, die Situation einzuschätzen und eine Vorgehensweise zu planen, während die beiden Mädchen in Wirklichkeit nur einige Herzschläge von Verstümmelung und Tod getrennt waren, blieb bestehen. Merkwürdige Sache, bei Vox!
    Ich holte einige Male tief Luft, empfahl Opaz schnell meinen Kadaver an und stürmte los.
    Das Tentakelrad stürzte an seinem Faden in die Tiefe. Der Magor hatte seine Absicht mit einem wilden Fauchen angekündigt, doch die Geräusche veränderten sich jetzt. Er setzte den Angriff fort. Aus Mund und Augen spritzte Blut.
    Ich bewegte mich so schnell wie möglich – im rechten Winkel zum Angriff des Magors. Die Jikai-Vuvushi ergriff ich mit dem linken Arm, die Sybli mit dem anderen. Beide verloren den Boden unter den Füßen. Mit einer wilden Kraftanstrengung tauchte ich unter der zuckenden Tentakelmasse durch. Sie traf mit einem klatschenden Geräusch auf den Fels. Der Magor stolperte vorbei, als wir aus seiner Reichweite sprangen. Ich schaute nicht zurück. Hals über Kopf taumelten wir drei in den Gang. Ich stolperte, und wir stürzten in einem Bündel aus nackten Armen, Beinen und wehendem Haar zu Boden.
    »Opaz und allen anderen Göttern sei Dank!« sagte ich zu mir selbst.
    Die kleine Sybli war vor Schreck in Ohnmacht gefallen. Die Frau mit der Rüstung schrie lautstark. Beide Reaktionen waren vollkommen normal.
    Mich von den Frauen zu befreien, war schwieriger als erwartet. Als ich den Kopf der Sybli mit dem dunklen Haar – das Mevancys ähnelte – zur Seite legen wollte, fielen mir ihre Arme ins Gesicht. Die Jikai-Vuvushi taumelte schwankend auf die Beine und schaute sich wild um. Sie sah mich, war meiner Meinung nach aber noch vom Schrecken benommen. Sie trat mich.
    Ihre Sandalen waren hart. Den zweiten Tritt fing ich mit der Hand ab. Ich schaute in ihr bleiches Gesicht.
    »Du bist jetzt in Sicherheit, Frau.«
    »Du ... Laß mich los! Ich werde ... Wachen, Wachen!«
    Ich sagte: »Setz dich und reiß dich zusammen. Es sind keine Wachen mehr da.«
    Ich zog sie sanft, und sie fiel zu Boden. Ich drückte sie mit dem Rücken an die Wand – sämtliche Fallen waren meiner Meinung nach schon ausgelöst worden – und sagte: »Hol einige Male tief Luft. Du hast Schreckliches durchgemacht, doch jetzt bist du in Sicherheit.«
    »Du bist ein toter Mann.«
    Das habe ich nun schon öfter gehört, und in genau dem gleichen Tonfall. Also brauchte man mir die Situation nicht genau zu erklären. Angesichts dessen, und da mir meine Haut einiges wert ist, beschloß ich, meine Spuren zu verwischen und eine logische Geschichte zu erfinden, die einer Überprüfung standhielt. Offensichtlich handelte es bei der kleinen Dame um eine wichtige Person. Sie konnte eine Prinzessin oder dergleichen sein. Was sie auch immer war, vermutlich gehörte sie einem Stand an, dessen Angehörige heilig sind. Jeder gewöhnliche Mensch, der sie berührte, würde auf angemessene Weise hingerichtet werden. Sie drückte sich an die Wand. Ihr bleiches Gesicht hob sich mir mit aufgerissenen Augen entgegen, und der Haaransatz auf ihrer Stirn bildete einen bedrohlichen Keil. Ihre Lippen waren rot, zur Hälfte zu einem Schmollen geöffnet, und glänzten. Die Zähne waren sehr klein und weiß.
    Ihre Faust verkrampfte sich auf der Rüstung über den Brüsten. Sie keuchte.
    »Wenn du gerettet werden ...«, fing ich an.
    Sie unterbrach mich, ohne mir überhaupt zugehört zu haben. »Ich kenne dich nicht. Ich kenne nicht jedes Expeditionsmitglied.« Sie sah mich auf eine Weise an, auf die man vielleicht eine seltsame Kreatur betrachtete, die man aus den Tiefen des Meeres geholt hat. »Doch ich glaube, wenn ich dich gesehen hätte, würde ich mich daran erinnern.«
    Es war Zeit, sie ein wenig in die Realität zurückzuholen. Ich sagte: »Du wärst gestorben, wenn das Ding auf dich herabgefallen wäre.«
    Sie schauderte. »Der Stangsi! Widerlich!« Sie stützte sich mit der linken Hand am Boden ab und stemmte sich in die Höhe. Sie taumelte einen Schritt, fing sich und riß das Schwert heraus. »Ekelerregender! Du verwirkst dein Leben in den weißglühenden Zangen Vorwals des Unbarmherzigen!«
    Das Tentakelrad, der Stangsi, bewegte sich ziellos auf dem Felsboden umher; zweifellos erholte er sich nach dem fehlgeschlagenen Angriff. Ich konnte seine Gefühle beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Sybli war ohnmächtig geworden. Das herrische Mädchen in der Rüstung ordnete das Gefühl, aus der Starre erweckt worden zu sein,

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