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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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und Rüstungen beraubt, sowohl die Männer als auch die Frauen. Ich hielt vergeblich nach Bewaffneten Ausschau.
    Der erste, der noch seine Waffen hatte, lag an der ersten Biegung des Tunnels, der sich an den Fuß der Treppe anschloß. Ich konnte mir ausmalen, welchen Schrecken sie erlitten haben mußten. Selbst als ich ein großes Gemach betrat, in dem wild verstreut umgestürzte Krüge und Körbe mit Essen lagen, sah ich noch immer das Bild vor meinem inneren Auge, wie sie vor Furcht zitterten. Es gab hier gutes Essen und Wein, also stillte ich meine Bedürfnisse. Ich war nicht müde, doch ich ruhte mich eine Weile aus und ging dann mit frischen Kräften weiter.
    Nun möchte ich allerdings nicht den Eindruck erwecken, daß die Gänge und Höhlen mit Leichen gepflastert waren; so war es natürlich nicht. Doch es reichte aus, um das Entsetzen nachzuempfinden, das diese Gruppen durchlebt hatten. Eine Zeitlang fand ich weder Leichen noch Skelette, und ich fragte mich bereits, ob ich an einer Kreuzung die falsche Abzweigung genommen hatte. Ich ging geradeaus, wie es die Inschrift vorgeschlagen hatte, davon überzeugt, daß die vor mir befindlichen Gruppen dasselbe getan hatten.
    Zu dieser Zeit bekam ich ein Gefühl für das Reich der Trommel. Das Labyrinth war immer noch bewohnt – also auch zu der Zeit, in der der Bann ausgesprochen wurde –, doch es waren weniger geworden. Viel weniger, wie ich anhand der aufgegebenen Höhlen schätzte. Die derzeitig bewohnten Teile mußten sich irgendwo tief unten befinden. Waren Expeditionen so tief vorgedrungen? Wie gut kam Na-Si-Fantongs Expedition voran?
    Dann gab es noch eine Frage, der ich mich stellen mußte: Hatten Delia und meine Kameraden den Weg in den Untergrund gefunden?
    Am Eingang zu einem Gemach lag die halbnackte Leiche eines jungen Mädchens. Sie war eine Sybli; das sind sanfte, außerordentlich schöne Mädchen. Diese Diffs heißen in Wirklichkeit Ennschafften und sind naive und einfache Menschen.
    Sie trug nur einen gelblichen Lendenschurz. Die Ränder waren mit einer einfachen Stickerei in hellerem Gelb verziert. Um ihren Hals hing eine schwarze Perlenkette. Syblis beschäftigt man gewöhnlich als Hausdiener oder Sklaven, denn die Männer sind sehr stark und bewältigen auf bewundernswerte Weise mühsame Aufgaben. Das arme Mädchen war Sklavin gewesen. Ich konnte mir den gefühlsmäßigen Aufruhr, den allgemeinen Zustand der Gruppe vor mir noch besser vorstellen.
    Mein Eindruck erwies sich sehr bald als richtig, als ein Kästchen, das man vor so vielen Perioden achtlos beiseitegeworfen hatte, teure weibliche Toilettenartikel preisgab: Bürsten, Kämme, Spiegel und Salben. Hierin lag die Schönheit eines Mädchens verborgen.
    Diese neuen Hinweise nahmen mir die Besorgnis, daß ich den falschen Weg gewählt hatte. Wenn mein Tun eine Wendung zum Ritterlichen nähme, wenn sich ein kleiner Jikai ergäbe, würde ich mich nicht darüber ärgern. Nein, bei Zair!
    Wie es sich für einen erfahrenen, alten Labyrinth-Erforscher ziemt, ließ ich die Decke nie aus den Augen. Als ich in einem leeren Gang unter einem dunklen Fleck an der Decke herging, wurde er plötzlich lebendig. Ein schneller Sprung – ein verdammt schneller Sprung, bei Vox! – brachte mich aus der Gefahrenzone. Ich wirbelte herum, und das Schwert fuhr aus der Scheide. Das Ding hatte sein Ziel verfehlt und baumelte nun an einem in einer Deckenplatte verankerten Faden. Es war eine große, flache Kreatur, ein gefährliches, tentakel- und stachelbewehrtes Rad. Wenn es einem auf den Kopf fiel, war es aus, so sicher wie Zim und Genodras morgens aufsteigen.
    Ich betrachtete das Ding ganz genau und marschierte dann weiter, während es sich langsam wieder an seinem Faden zur Decke hochzog.
    Es gab noch mehr von den verdammten Quälgeistern. War man schnell, konnte man sich ducken. Das gab dem Weiterkommen neue Würze. Ich gestehe, daß die gespenstische Angelegenheit, Menschen und Ungeheuer im Vorbeigehen zu erwecken, auch weiterhin ein äußerst ungewöhnliches Gefühl blieb. Es jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Was lag hinter der nächsten Biegung, erstarrt in verzaubertem Schlaf, dazu bereit, bei meinem Kommen aufzuwachen und mich anzugreifen? Diese Bedrohung unterschied sich beträchtlich von den Gefahren, die man im allgemeinen bei der Erforschung eines Labyrinths erwartete.
    Viele kleine, ferkelähnliche Kreaturen erwachten zum Leben, als ich vorbeiging. Sie waren gewöhnlich hellorangefarben,

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