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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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»Erzähl mir von dem Dolch.«
    »Dolch, Herr?« Oh, mit welcher Unschuld diese Worte aus ihrem Mund kamen!
    Die Schärpe über ihrem Lendenschurz war breit genug, um einen vallianischen Dolch zu verbergen. Ich vermutete, normalerweise wäre sie an Ort und Stelle hingerichtet worden, hätte man sie in Gegenwart der Prinzessin oder Königin mit einer Waffe entdeckt. Hier im Labyrinth sah die Sache etwas anders aus. »Wirst du es der Herrin verraten?« fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn zwischen einigen Leichen gefunden. Seine Machart ist mir vertraut.«
    »Der Magor ...«
    Sie erzitterte. »Ich dachte, mein Ende stünde bevor, und vertraute mich Mutter Delia an – und dann kamst du.«
    Delia von Delphond, die Muttergöttin der Vorzeit – in jenen auf der Oberfläche längst vergangenen Tagen war sie noch bekannt und wurde verehrt. Mir gefiel Folly immer mehr.
    Die ganze Situation war nun klar. Als Rufe, die vor uns laut wurden, verrieten, daß wir die anderen endlich eingeholt hatten, spürte ich das Schicksalhafte an der Situation viel stärker. Wir waren zufällig in den Untergrund gelangt. Ich war von meinen Gefährten getrennt worden. Ich hatte eine Prinzessin kennengelernt, die mich vielleicht zur Königin brachte. Zudem hatten mich die Herren der Sterne eingesetzt, um Mu-lu-Manting zu retten, die die Wiedereinführung des alten lohischen Reiches propagierte, und ihr Programm hieß: Das Neue Reich Loh. In meiner arroganten Dummheit hatte ich entschieden, daß Mevancy eine ausgezeichnete Königin abgab, wenn sie als Herrscherin von Walfarg regierte.
    Wachen näherten sich, harte Männer in Rüstungen, die den Eindruck erweckten, daß sie erst töten und dann Fragen stellen würden. Sie sahen Prinzessin Licria. Viele Lahals ertönten, und es wurde sich reichlich verbeugt. Ich stand mit Folly neben mir da und dachte an grandiose Pläne, die ich für die Everoinye ausheckte.
    Licria zeigte auf mich. »Ergreift den Shint! Legt ihn in Ketten!«
    Bei der Leistungsfähigkeit ihrer Wachen gab es kein Entrinnen. Als ich in Ketten gelegt wurde, erkannte ich, wie ausgeklügelt die Pläne der Herren der Sterne doch waren.
    Falls sie tatsächlich ein neues lohisches Reich wollten und einen Strohmann brauchten, würden sie meine Kandidatin Mevancy gar nicht erst zur Kenntnis nehmen. O nein, Königin Satra war verfügbar. Konnte es eine bessere neue Herrscherin geben als eine echte Königin der Schmerzen?

17
     
     
    Wa-Tes Schwanzhand huschte aus dem Nichts heran und packte mich am Oberarm. Sie griff zu, und ich fand das Gleichgewicht wieder. Wa-Tes schnelle Reaktion hatte verhindert, daß ich stolperte.
    »Danke, Wa-Te«, sagte ich in dem leisen, monotonen Sklaventon, den man sich verdammt schnell aneignen muß, wenn man die Bekanntschaft mit der Peitsche verhindern will.
    Die durch den Gang marschierende Sklavenkolonne erstreckte sich vor und hinter uns. Eine Zeitlang war der Gestank ekelhaft gewesen, doch schließlich nahm man ihn bewußt nicht mehr wahr, bis ein neuer Duft den Geruchssinn ansprach. Der Lärm schlurfender Füße und klirrender Ketten wurde nur vom gelegentlichen Knallen einer Peitsche oder dem dumpfen Hieb eines Knüppels unterbrochen. Das allgegenwärtige milchige Licht fiel mit ironischer Güte unterschiedslos auf Sklaven wie Sklaventreiber.
    Das Holzjoch auf meinen Schultern scheuerte den Stofflappen durch und ließ Blasen entstehen. Einige der armen Teufel hier unten hatten wundgescheuerte Schultern. Den Sklaven war zwar ein Nadelstecher zugeteilt worden, doch der konnte wenig tun, außer Salben zu verteilen und einige Nadeln zu stechen, um den Schmerz zu nehmen. An beiden Jochenden schwang ein Korb. Ich wußte nicht, was die Körbe enthielten, denn sie waren mit Lederstücken bedeckt, die mit Bronzeschnallen befestigt waren.
    Wa-Tes strohfarbenes Haar hing glatt herunter. Mit dem einen linken Arm stützte er das Joch, mit dem anderen kratzte er sich am Kopf oder strich sich durchs Haar. Man sieht nur selten einen Pachak als Sklaven. Ich ziehe die Pachaks vielen der anderen prächtigen Diff-Rassen Kregens vor.
    »Da kommt schon wieder dieser Greesh«, flüsterte er.
    Greesh ist ein Ausdruck absoluter Verachtung, mit denen Sklaven und unterdrückte Untertanen ihre Sklavenherren und Herrscher bezeichnen. Er setzt sich aus dem berüchtigten Wort Grak und dem Wort Kleesh zusammen, einer der schlimmsten Beleidigungen, die es in Paz gibt. Stiefelsohlen knallten mit arrogantem Schritt auf

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