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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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herunterkamst, noch feucht von der Dusche, dann haben wir uns zusammen auf die Kissen am Boden gelegt, während über unsere Köpfe hinweg der Fernseher quasselte. Wenn ich ehrlich sein soll – als du mir geholfen hast, dich zu berühren, dich zu streicheln, erst über deine sauberen Sachen und dann darunter, das hat mir besser gefallen als umgekehrt, denn ich war die ganze Zeit unsicher, wann Joan nach Hause kommen und uns sehen würde.
    Â»Kommst du hinterher noch mit auf die Party?«
    Â»Ich?«, fragte Joan. »O nein, für mich ist die Zeit der Lagerfeuer vorbei, Min. Ich geh zu einigen der Spiele, etwa zur Hälfte, ich will ja keine schlechte Schwester sein, aber die Partys anschließend sind allein seine Sache, sage ich ihm. Was ich ihm noch sage: Er darf nicht so spät nach Hause kommen, dass er den ganzen Samstag verpennt; er darf nicht gar nicht nach Hause kommen, und wenn er kotzen muss, muss er’s selber wegmachen.«
    Â»Klingt fair.«
    Â»Sag das mal Ed.« Joan schnaubte verächtlich. »Wenn’s nach ihm ginge, gäbe es keine Regeln und jeden Tag Frühstück ans Bett.«
    Dein Name wurde angesagt, über so ein plärrendes Teil, und du bist losgestürmt. Die Ohren haben mir wehgetan von so viel dröhnender Liebe, du hast den Ball angenommen, den der Coach von der Seite eingeworfen hat, hast seelenruhig gedribbelt, als brüllte nicht die ganze Halle, dann ein Korbleger, von meinem Platz aus war das nicht so eindeutig, aber er war drin, die Leute flippten total aus, und du hast dich verbeugt, hast den Clown gemacht und Trevor grinsend auf die Schulter geschlagen und dann – so muss sich Gloria Tablet gefühlt haben, als sie Maxwell Meyers Kaffee servierte und am nächsten Tag zum Vorsprechen bestellt war –, dann hast du auf mich gezeigt, direkt auf mich, und gegrinst, und ich habe nach kurzer Schockstarre den Wimpel geschwenkt, bis die nächste Ansage kam und du mit Karacho und einem verschmitzten Lächeln Christian den Ball zugeworfen hast.
    Â»Verstehst du, was ich meine?«, fragte Joan.
    Â»Vielleicht kann ich ihn ja auf Trab bringen.«
    Sie legte den Arm um mich. Ich roch ihr Parfum, aber vielleicht war es auch nur der Duft vom Backen, von Zimt oder Muskatnuss. »O Min, das hoffe ich so sehr.«
    Die übrige Mannschaft wurde vorgestellt. Schrille Pfiffe. Einen Moment lang hatte ich das seltsame Gefühl, wegen Joans Bemerkung gleich weinen zu müssen, und ich habe heftig mit meinem Wimpel gewedelt, damit die Feuchtigkeit in meinen Augen verdunstete. »Aber wenn du es schaffst«, warnte sie mich, »oder auch wenn nicht – sieh zu, dass er nicht erst weit nach Mitternacht heimkommt.«
    Â»Du bist nicht meine richtige Mutter.« Erst fand ich das mutig von mir, dann dumm. Der Witz war völlig daneben. Das war ein Witz zwischen dir und Joan, ganz allein eurer. Sie hat die Stirn gerunzelt und starr auf die Pompons geguckt. Totenstille, auch wenn alle um uns herum sich die Seele aus dem Leib schrien.
    Â»Lecker«, sagte ich und meinte die Kekse. Das war mein Codewort für Entschuldigung .
    Â»Ja, nicht wahr?«, sagte sie und tätschelte mir die Hand für Ich verzeih dir, aber der Witz war definitiv daneben gewesen. »Iss trotzdem nicht alle auf einmal auf.«
    Nie zuvor hatte ich so ein Gebrüll und Gedröhne gehört, nicht einmal bei meiner ersten Mobilisierungsparty, zu der ich auch nur ging, weil ich in meinem Freshman-Jahr anfangs die falschen Freunde hatte und nicht durchblickte. Die ganze Sporthalle tobte, die Leute jubelten und winkten und hielten sich an ihren Freunden fest, bei jedem Treffer schrillte eine Glocke, die sofort von Entzückens- oder Entsetzensschreien übertönt wurden, je nachdem, auf welcher Seite man stand. Pfiffe, Zeitschinden der verschwitzten Spieler, wütende Blicke, Achselzucken, wildes Gefuchtel mit den Armen und verhaltenes Kack! bei einem Penalty oder Fehler. Die Spieler, die mit hochgereckten Armen übers Feld rannten, Handflächen nach vorn, der Ball ist meiner, der Korb, der Punkt, der Spielstand, das Team, das Spiel, ich hab dich im Gewühl verloren, wiedergefunden, kurz aus den Augen gelassen, um nach der Anzeigetafel zu schauen. Es war eine Wahnsinnsstimmung, Ed, und ich fand es wirklich toll, das Trampeln auf der Tribüne, zusammen mit den anderen, damit es so richtig donnerte – bis mein Blick auf die Uhr fiel und

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