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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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mir die Frage stellt! Ich hoffe, du teilst meine Meinung, dass Schürzen überflüssig sind. Aber hier, nimm das.« Sie ging zur Tür und fummelte kurz am Knauf, dann ließ sie mir etwas in die Hand fallen. Ein Gummiband. An jedem Türknauf im Haus hattet ihr Gummibänder.
    Â»Hm?«
    Â»Bind dir die Haare zusammen, Min. Ein Haar von dir gehört definitiv nicht zu den geheimen Zutaten.«
    Â»Und wie macht man nun vegetarische Fleischklößchen schwedischer Art? Mit Fisch?«
    Â»Fisch ist auch Fleisch, Min. Austernpilze, Cashewkerne, Schalotten, Paprika, die ich noch finden muss, Petersilie, Wurzelgemüse zum Reiben. Die Soße habe ich schon gemacht, die blubbert hier. Hört sich das gut an?«
    Â»O ja, allerdings nicht sehr schwedisch.«
    Joan lächelte. »Nicht sehr irgendwas, würde ich sagen«, gab sie zu. »Ich probier nur mal so rum. Ein Experiment, das ist es.«
    Â»Dann nenn sie doch Experimentklößchen «, schlug ich vor. Meine Haare hatte ich inzwischen zu einem Knoten hochgebunden.
    Sie hielt mir die Küchenreibe hin. »Du gefällst mir«, sagte sie. »Falls du Lust hast, meine alten Bücher vom Filmstudium auszuleihen, sag’s mir. Und falls Ed gemein zu dir ist, sag’s mir auch, dann werde ich ihn filettieren.« Also liegst du jetzt vermutlich auf einem Servierteller, mit Zitronenscheiben und so was, Ed. Aber erst mal bist du runtergekommen, mit wirrem Haar, barfuß und in Schlabberklamotten – T-Shirt von einer Stadionveranstaltung und Shorts.
    Â»Hi«, hast du gesagt und die Arme um mich gelegt. Dann hast du mich geküsst und mir das Gummiband – autsch – aus den Haaren gezogen.
    Â»Ed.«
    Â»Mir gefällt’s besser so. Soll keine Beleidigung sein, aber offen sieht’s einfach besser aus.«
    Â»Aber gerade im Moment muss sie die Haare aus dem Gesicht haben«, sagte Joan.
    Â»Nein, wir wollen doch bloß abhängen.«
    Â»Und außerdem kochen.«
    Â»Wenigstens gescheite Musik könntest du auflegen.«
    Â»Hawk Davies schlägt Truthster doch um Längen! Geh fernsehen. Min hilft mir.«
    Du hast einen Schmollmund gemacht, dir eine Milch aus dem Kühlschrank genommen, erst direkt aus der Packung getrunken und den Rest über ein Müsli gekippt. »Du bist nicht meine richtige Mutter«, hast du gesagt. Offensichtlich ein alter Witz.
    Deine schöne Schwester hat dir das Gummiband aus der Hand genommen und es in meine fallen lassen. Da lag es dann wie ein schlabberiger Wurm, eine träge Schlange, ein weit offenes Lasso, das gerade irgendwas einfangen soll. »Wenn ich deine richtige Mutter wäre«, sagte sie.
    Â»In der Wiege erwürgt, ich weiß.« Du hast dich mit deinem Müsli ins Wohnzimmer verzogen, und Joan und ich haben die schwedischen vegetarischen Fleischklößchen gemacht, die überraschend köstlich schmeckten. Abends habe ich Al das Rezept beschrieben, und er meinte, es höre sich toll an und vielleicht könnten wir sie zusammen machen, Freitagabend oder Samstag oder Samstagabend oder sogar Sonntagabend, falls sein Dad ihm da freigäbe, er könne ihn darum bitten. Aber ich sagte, nein, ich hätte das ganze Wochenende über keine Zeit, ich sei schwer beschäftigt. Mein Kalender war voll, selbst wenn ich gar keinen hatte. Du lungertest auf den Polstern am Boden, dafür lagen sie also da, mit deinem Müsli und irgendeiner blöden Fernsehsendung, von der ich in der Küche nichts sah, aber einiges hörte. Derweil kochte ich zusammen mit Joan, so als wäre sie auch meine Schwester, irgendwie, es brutzelte, es qualmte, es war warm, es duftete nach Pfeffer und etwas Süßem, und schließlich tanzten wir zusammen.
    Hawk Davies gab mir dieses Gefühl, nicht nur mir, jedem in eurer Küche an diesem Nachmittag. Ich konnte total loslassen, nur meine Haare nicht, die waren immer noch zusammengebunden mit einem der Gummibänder von eurem Türknauf, dein Hemd war nach oben gerutscht, deine Shorts nach unten, dein Kreuz lag frei, dein Kreuz, das ich den ganzen Tag angesehen hatte.
    Nimm’s zurück, Ed. Nimm alles zurück.

    Â 

 
    Â 
    Vermutlich hätte ich das Ding aufhängen sollen, vermutlich schräg übers Bett, so als wollte ich alles, was sonst da gewesen sein mochte, durchstreichen: HELLMAN HIGH SCHOOL BEAVERS. Und als Grund dafür, dass das Ding nie irgendeinen festen Platz

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