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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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geschoben, und im selben Moment erscholl ein Gebrüll, alles jubelte dem Co-Kapitän zu. Zwei Mädchen hatten einen Stoff-Greyhound, ein großes, graues Spielzeug, so ein typisches Reicher-Onkel-Geschenk, das Maskottchen des Feindes, und warfen ihn ins Feuer, wo er zischend in Flammen aufging, nur die unbrennbaren Plastikaugen glänzten noch. Holt mich hier raus! Stattdessen gab es nur noch mehr Jubel und Gehupe von ankommenden Autos, und dann ging natürlich die Musik los, grottenschlechter Rock, dumm und aufdringlich wie ein Riesenmondkalb. »Toller Song«, sagte Todd, so als wäre es ein außergewöhnlich mutiger Akt, ein Stück zu mögen, das Nummer eins in den Charts ist. There’s a storm raging inside my heart, tell me you and I will never part, sang er mit. Die Lakaien, die immer für das Bier sorgen, spielten auf unsichtbaren Trommeln. Scheußlich, aber gleichzeitig auch genial, musste ich zugeben, ich sehe den Film mit genau dieser Szene vor mir. Du hast mich umarmt und dann losgelassen.
    Â»Setz ihn auf keinen Fall ab«, sagtest du, als du mir den Rucksack auf die Schulter geschoben hast. »Setz nichts am Boden ab, was du nicht im Feuer sehen willst. Ich hol uns Bier.«
    Â»Du weißt doch, ich mag keins«, sagte ich. Inzwischen hatte ich dir nämlich gestanden, dass ich das Scarpia’s auf Als Party weggekippt hatte.
    Â»Min«, hast du gesagt, »du willst doch wohl heute nicht nüchtern bleiben«, und damit bist du losgezogen. Ganz unrecht hast du vermutlich nicht, dachte ich. Und nun?, fragte ich mich eine Sekunde lang und überlegte, ob ich mich auf einen der Baumstämme setzen sollte, die in der Nähe lagen, so als hätten Pioniere im letzten Moment ihr Blockhausprojekt aufgegeben. Aber setz nichts am Boden ab, was du nicht im Feuer sehen willst, fiel mir gerade noch ein, und außerdem – die lodernden Flammen mit ihrem puren Licht lockten machtvoll und zwingend. Ich trat näher heran, dann noch näher, ließ die Kamera eine Naheinstellung auf mein Gesicht machen, meine Stirn in gelungener Großaufnahme in dem flackernden Licht. Taschen durchsucht nach irgendetwas, was ich ins Feuer werfen könnte. Eintrittskarte gefunden, die, die du mir fürs Spiel gegeben hattest, nur eine Sekunde, dann ging sie in Rauch auf. Konnte nicht aufhören, ins Licht zu starren, so wundervoll erschien das Feuer meinen Augen, dass selbst die Musik sich auf einmal gut anhörte. So tief war ich ins Licht versunken, dass ich heftig zusammenzuckte, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühlte.
    Â»Gleich bist du zu nah«, sagte Jillian Beach, deine verdammte Exfreundin. »Dein erstes Lagerfeuer, wie?«
    Â»Mehr oder weniger«, sagte ich und verschränkte die Arme.
    Â»War uns gleich klar«, sagte das Mädchen neben ihr. »Das ist immer dasselbe, wenn eine das noch nie gesehen hat. So als würde das Feuer Jungfrauen anlocken. Ha, ha.«
    Beide sahen mich hinterhältig an. Jetzt hätte ich doch gern ein Bier gehabt. »Ha, ha«, sagte ich, »stimmt wohl, mein Hymen ist extrem leicht entflammbar.«
    Beide lachten, allerdings etwas gequält. »Okaaay«, sagte Jillian und zog die Stimme auf ihre typische, seltsame Art nach oben, was ihr einen hellen Klang gibt, aber gleichzeitig auch etwas Stachliges, das an eine fleischfressende Pflanze erinnert. »Irgendwie lustig, aber auch irgendwie seltsam.«
    Â»Immer wieder dasselbe«, sagte ich. Auch so ein Film, den ich liebe und den du nie sehen wirst.
    Sie musterten mich. Beide waren dünner als ich und wenigstens eine von ihnen, aber nicht Jillian, auch hübscher. »Ich bin Annette«, sagte sie.
    Â»Min«, sagte ich und riss meine Hand sofort zurück, als ich merkte, dass Händeschütteln offensichtlich nicht vorgesehen war. »Kurz für Minerva, römische Göttin der …«
    Â»Okaaay«, sagte Jillian wieder im selben Tonfall wie vorher. »Erstens kennt dich jeder, inzwischen jedenfalls. Und (b), wenn du jemanden kennenlernst, musst du nicht gleich eine Rede zur Weltgeschichte halten. Min reicht völlig. Deine Krankengeschichte spar dir für später auf.«
    Â»Jillian ist blau«, sagte Annette schnell. »Außerdem waren Ed und sie mal zusammen.«
    Â»Noch letzte Woche«, sagte Jillian. »So wie du das sagst, hört es sich an wie achtzehnhundertirgendwann.«
    Â»Es ist schließlich ihr erstes

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