Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hat er erschaffen, damit er gut sein soll. Deine Seele ist böser als die ihrige!“
    Er schob ihn näher an das Wasser hin. Alfonzo wehrte sich nach Kräften. Er hatte die Beine frei und stemmte sich mit verzweifelter Anstrengung auf dem Boden fest. Da schlang ihm der Mixtekas einen Riemen um die Füße und band dieselben zusammen, so daß er nun völlig wehrlos war.
    „Gnade! Erbarmen!“ wimmerte und stöhnte er.
    Es half ihm nichts. Der starke Häuptling trug ihn zu dem Baum, und der Apache kletterte hinauf, die Enden der Lassos zwischen den Zähnen. Oben setzte er sich fest und ließ die nun zehnfach zusammengeflochtenen Riemen über einen starken Ast laufen. Nun zog er den Grafen mit den Lassos am Stamm empor. ‚Büffelstirn‘ schob; es ging langsam, aber sicher.
    „O laßt mich los, laßt mich los!“ rief der zu einem so fürchterlichen Tod Verurteilte. „Ich will euch dienen und gehorchen als der geringste von euren Knechten!“
    „Ein Graf hat Knechte, ein freier Indianer aber nicht!“ lautete die Antwort.
    Der Anblick der Alligatoren war entsetzlich. Die Lache war zu klein für sie, sie fanden keine Nahrung mehr in derselben. Sie hatten jahrelang gehungert, und nun sahen sie, daß sie Speise bekommen sollten. Sie hatten aus Mangel an Nahrung bereits sich selbst angefressen; dem einen fehlte ein Fuß und dem anderen irgendein Stück seines Leibes. Jetzt drängten sie sich unter dem Baum zu einem Klumpen zusammen. Ihre furchtbaren Schwänze peitschten das Wasser zu Schaum; ihre tückischen Augen schossen giftige, begehrende Blitze, und ihre geöffneten Rachen schlugen mit einem Geräusch zusammen, welches so klang, als ob man zwei starke Bretter zusammenschlage. Diese zehn Ungeheuer bildeten ein Knäuel, den man für einen einzigen gräßlichen Drachen mit zehn Rachen und ebenso vielen Schwänzen halten konnte.
    Der Gefangene sah das und schauderte.
    „Laßt mich frei, ihr Ungeheuer!“ brüllte er.
    „Mein Bruder mag kräftiger ziehen!“
    Diese Aufforderung an den Apachen war die einzige Antwort Büffelstirns.
    „So seid verflucht und vermaledeit in alle Ewigkeit!“
    Diese Worte kreischte der Graf, indem seine blutunterlaufenen Augen vergebens nach Rettung suchten.
    „Es ist genug“, sagte der Mixteka, der mit den Augen eines Kenners die Entfernung des Astes vom Wasser mit der jetzigen Länge des Lassos verglich. „Mein Bruder schlinge das Lasso um den Stamm des Baumes und mache einen festen Knoten.“
    Der Apache folgte diesem Gebot. ‚Büffelstirn‘ hatte jetzt mit einer Hand sich am Baum gehalten, während er mit der anderen den Gefangenen gepackt hielt. Es gehörte eine riesige Körperstärke dazu. Wäre die Zeder nicht so stark gewesen, so hätte sie bei ihrer schrägen Lage unter der Last der drei Männer brechen müssen. Jetzt war der entscheidende Augenblick gekommen. Alfonzo sah und fühlte das und rief mit beinahe unartikulierten Lauten:
    „Seid ihr denn keine Menschen, seid ihr Teufel?“
    „Wir sind Menschen, die einen Teufel richten“, antwortete der Mixteka. „Fahre hin!“
    Ein gräßlicher, weithin tönender Schrei erscholl. Der Sprecher hatte Alfonzo losgelassen und ihm einen kräftigen Stoß gegeben. Dieser Stoß schleuderte den Gefangenen vom Baum herab und über die Wasserfläche hinaus. Er schwang am Lasso hin und her, und allemal, wenn er während dieser Pendelbewegungen dem Wasser nahe kam, schossen die Krokodile empor, um ihn zu packen.
    „Es ist gut. Mein Bruder komme herab!“
    Der Apache folgte dieser Aufforderung ‚Büffelstirns‘ und stieg mit diesem vom Baum. Sie standen am Ufer und sahen dem grauenhaften Schauspiel zu, bis die Schwingungen immer kleiner wurden und der Verurteilte endlich von dem Ast gerade herniederhing.
    Jetzt zeigte sich, daß der Mixteka ein sehr gutes Augenmaß gehabt haben mußte. Alfonzo hing so, daß die aus dem Wasser emporschnellenden Krokodile gerade noch seine Füße packen konnten. Dadurch war er gezwungen, dieselben emporzuziehen, sobald eines der Tiere danach schnappte. Ging ihm die Kraft zu dieser Bewegung aus, so war er verloren. Er hatte viel gesündigt, aber dieser Tod und diese Todesangst wog viele, vielleicht alle seine Sünden auf.
    „Es ist vollbracht. Wir wollen gehen“, sagte der Apache, welchen selbst schauderte.
    „Ich folge meinem Freund“, stimmte ‚Büffelstirn‘ bei.
    Sie stiegen auf und ritten davon, noch lange verfolgt von dem Angstgeheul des Grafen.
    Sie konnten jetzt schneller reiten als

Weitere Kostenlose Bücher