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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zweifelte.
    Die Sonne war über das mexikanische Land bereits hochgestiegen und senkte heiß und brennend ihre Strahlen auf Tiere und Menschen.
    Der Apache fühlte die Hitze nicht, denn sein Geist war zu sehr beschäftigt, und fast wie sinnverloren und unempfänglich für das, was ihn umgab, ritt er weiter.
    Sein Pferd, das den Weg genau kannte, führte, ohne daß es sein Reiter lenkte, ihn zu der Hacienda, in der ‚Donnerpfeil‘ bereits untergebracht worden war.

ZWEITES KAPITEL
    Auf dem Kriegspfad
    Als der Apache vom Berg El Reparo, wo er ‚Büffelstirn‘ verlassen hatte, nach der Hacienda zurückkehrte, fand er die Bewohner derselben in tiefer Trauer. Emma befand sich bei ihrem verwundeten Verlobten und ließ sich nicht sehen. Ihr kurzes Glück hatte bald eine sehr schlimme Trübung erlitten. Karja war bei ihr, um ihr in der Pflege des Kranken beizustehen und sie zu trösten. Der Haziendero hatte sofort einen seiner besten Reiter auf dem schnellsten Weg nach Monclova geschickt, um einen erfahrenen Arzt herbeizurufen. Als er den Häuptling der Apachen vom Pferd steigen sah, kam er herbeigeeilt, um sich zu erkundigen.
    „Du kommst allein?“ fragte er. „Wo ist Tecalto?“
    „Noch am Berg El Reparo.“
    „Was tut er dort?“
    „Er sagte es mir nicht.“
    „Ich hörte, daß er sich Indianer hat schicken lassen. Wozu?“
    „Ich fragte ihn nicht.“
    „Und wo ist Graf Alfonzo?“
    „Ich sage es nicht.“
    Der Haziendero trat einen Schritt zurück und meinte unmutig:
    „Er sagte es mir nicht – ich fragte ihn nicht – ich sage es nicht! Solche Antworten wünscht man nicht!“
    Der Apache machte eine abwehrende Handbewegung und erwiderte: „Mein Bruder mag mich nicht nach Dingen fragen, über die ich nicht sprechen kann. Der Häuptling der Apachen liebt die Taten, aber nicht die Worte.“
    „Aber wissen möchte ich doch, was da draußen am Berg geschehen ist.“
    „Die Tochter der Mixtekas wird es ihm sagen.“
    „Auch diese schweigt.“
    „So wird ‚Büffelstirn‘ kommen und es erzählen. Mein Bruder führe mich an das Lager ‚Donnerpfeils‘, damit ich dessen Wunde sehe!“
    „So komm!“
    Als die Männer das Zimmer des Deutschen betraten, fanden sie die beiden Mädchen an seinem Lager. Emma in Tränen und die Indianerin in schweigende Trauer gehüllt. Der Kranke wälzte sich in seinem Bett hin und her. Er hatte sicher Schmerzen auszustehen, hielt aber die Augen geschlossen und gab keinen Laut von sich. Auch als ‚Bärenherz‘ den Kopf betastete, zog der Patient sein Gesicht in schmerzhafte Falten, blieb aber stumm.
    „Wie steht es?“ fragte der Haziendero.
    „Er wird nicht sterben“, antwortete der Häuptling. „Man lege immer neues Wundkraut auf.“
    „Morgen wird der Arzt kommen.“
    „Das Kraut Oregano ist klüger als der Arzt. Hat mein Bruder einen Vaquero, der ein guter Reiter und Jäger ist?“
    „Mein bester Jäger und Schütze ist der alte Francesco.“
    „Man hole ihn und gebe ihm ein gutes Pferd!“
    „Wozu?“
    „Er soll mich begleiten.“
    „Wohin?“
    „Zu den Comanchen.“
    „Zu den Comanchen? O Gott, was wollt ihr bei denen?“
    „Kennt mein Bruder die Comanchen nicht? Wir haben ihnen die Gefangenen abgenommen; wir haben viele ihrer Krieger getötet. Sie werden kommen, um Rache zu nehmen.“
    „Nach der Hacienda?“
    „Ja.“
    „So weit?“
    „Der rote Mann kennt keine Entfernung, wenn er sich rächen und den Skalp seines Feindes holen will. Die Comanchen werden sicher kommen.“
    „Und warum wollt ihr ihnen entgegenreiten?“
    „Um sie zu sehen und zu erfahren, wann und auf welchem Wege sie kommen.“
    „Ist es nicht besser, du bleibst hier, und wir stellen Posten aus?“
    „Der Häuptling der Apachen sieht lieber mit eigenen Augen als mit den Augen anderer. ‚Donnerpfeil‘, mein Bruder, wollte den Hunden der Comanchen entgegengehen. Nun ist er krank, und ich tue es an seiner Stelle.“
    „So reitet in Gottes Namen. Ich will Francesco rufen lassen.“
    In der Zeit einer Viertelstunde war der Vaquero zur Stelle. Man sah es seinem ganzen Habitus an, daß er die geeignete Persönlichkeit zu einem solchen Ritt sei. Als er hörte, um was es sich handelte, gab er seine Bereitwilligkeit zu erkennen, den Apachen zu begleiten. Sie versahen sich also mit dem, was zu einem Kundschafterritt notwendig ist, und brachen alsbald auf. –
    Als die beiden Mädchen sich allein mit dem Kranken befanden, begannen die Tränen Emmas wieder zu fließen. Es war

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