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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lachte verächtlich; er sah ein, daß ein stolzes Schweigen hier nicht das richtige sei.
    „Der Löwe der Comanchen lief doch vor diesem Frosch davon!“ sagte er.
    „Hund!“
    „Schakal!“
    „‚Bärenherz‘, der Häuptling, ließ sich besiegen von dem Schwarzen Hirsch!“
    „Du lügst!“
    „Schweig!“
    „Nicht du besiegtest mich und auch nicht ein anderer. Dieser Feigling, der ein Graf der Bleichgesichter ist, schlug mich heimtückisch nieder. Das ist es, was ich sage, und weiter hört ihr kein Wort. ‚Bärenherz‘ verachtet die Krieger, die wie Flöhe davonspringen, wenn der Tapfere sich zeigt.“
    „Du wirst schon sprechen, wenn die Marter beginnt.“
    Der Apache antwortete nicht. Er hatte seine Meinung ausgesprochen, und nun war er der eisenfeste Mann, der sich nicht beschämen ließ. Das sahen die anderen ein, und darum sagte der Häuptling der Comanchen:
    „Der Tag beginnt. Unseres Bleibens ist hier nicht. Laßt uns zu Gericht sitzen über diesen Mann, der sich einen Häuptling nennt.“
    Es wurde schweigend ein Kreis gebildet, und dann erhob sich der ‚Schwarze Hirsch‘, um in einer langen Rede die Verbrechen des Apachen aufzuzählen.
    „Er hat den Tod verdient“, sagte er am Schluß.
    Die anderen stimmten bei.
    „Wollen wir ihn mit in die Wigwams der Comanchen nehmen?“ fragte er.
    Auch hierüber wurde beraten, und das Resultat war, daß ‚Bärenherz‘ hier getötet werden solle, da man unterwegs noch mannigfaltigen Zufälligkeiten ausgesetzt sein konnte.
    „Aber welchen Tod soll er sterben?“ fragte der Häuptling.
    Auch darüber wurde beraten, aber man kam hier nicht so schnell zu einem Entschluß, da ein so seltener Gefangener auch ungewöhnliche Martern erleiden sollte. Da erhob sich Graf Alfonzo, der bisher noch nichts dazu gesagt hatte, und fragte:
    „Darf ich mit meinen roten Brüdern sprechen?“
    „Ja“, antwortete der ‚Schwarze Hirsch‘.
    „Habe ich Anteil an diesem Apachen oder nicht?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Du hast ihn uns versprochen.“
    „Wer hat ihn niedergeschlagen?“
    „Du.“
    „Habt ihr erfüllt, was ihr mir verspracht?“
    „Nein. Wir konnten nicht.“
    „Nun, so sind also die gegenseitigen Versprechungen aufgehoben, und der Gefangene gehört nur dem, der ihn niedergeschlagen hat. Beratet darüber.“
    Es entspann sich nur eine kurze, aber sehr lebhafte Debatte, deren Ergebnis war, daß der Apache dem Spanier zugeschrieben wurde.
    „Er ist mein?“ fragte der letztere.
    „Ja.“
    „Und ich habe also über sein Schicksal zu bestimmen?“
    „Ja.“
    „Nun gut, so wird es dasselbe sein, das ich erleiden sollte. Wir binden ihn an diesen Baum und lassen ihn von den Krokodilen fressen. Er soll dieselben Höllenqualen erleiden, die ich durchgekostet habe.“
    Auf diese Worte erhob sich ringsum ein beistimmendes Jubelgeschrei, und aller Augen richteten sich nach dem Apachen, um den Eindruck dieses Entschlusses in seinem Gesicht zu lesen; aber dieses Gesicht war wie aus Erz gegossen; keine Wimper zuckte, und keine Silbe der Bitte kam über seine Lippen.
    „Haben wir Lassos genug?“ fragte der Graf.
    „Ja. Hier liegen noch dieselben, an denen du hingst, und wer von den Comanchen ein Pferd eingefangen hat, besitzt auch ein Lasso.“
    Es war nämlich den Indianern gelungen, einige ihrer herumirrenden Pferde zu fangen.
    „Gut, so binden wir ihn geradeso, wie er mich gebunden hat“, sagte Alfonzo.
    Dies geschah; dann fragte der ‚Schwarze Hirsch‘:
    „Hat der Häuptling der Apachen noch eine Bitte?“
    ‚Bärenherz‘ blickte die Männer der Reihe nach an; es waren nur ihrer sechzehn, die sich hier zusammengefunden hatten. Gleich, als er, aus seiner Betäubung erwachend, bemerkt hatte, daß er an dem Teich auf dem El Reparo liege, hatte er gewußt, welches Schicksal seiner harre; darum war er auch nicht erschrocken, als er sein Urteil vernahm. Jetzt blickte er im Kreis umher, als ob er sich die Züge eines jeden eingraben wolle, und sagte:
    „Der Häuptling der Apachen bittet nicht. Das Messer wird alle fressen, die hier versammelt sind. ‚Bärenherz‘ hat gesprochen; er wird nicht heulen und schreien, wie es der Graf der Bleichgesichter getan hat. Howgh!“
    Das letzte Wort ist bei den Indianern ein Ausruf der Bekräftigung, ungefähr wie unser Amen, Sela oder Basta.
    Jetzt kletterte ein kräftiger Comanche am Baum empor; der Apache wurde nachgeschoben und schwebte nach zwei Minuten über dem Wasser, wo die Krokodile ganz dasselbe

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