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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geschäftigkeit. Es befand sich bei Anbruch des Abends kein Vaquero auf der Weide wie zu anderer Zeit, sondern alle waren innerhalb der Palisaden bemüht, die Verteidigung des Hauses vorzubereiten.
    So verging der Abend in lebhafter Erwartung, und eine Stunde vor Mitternacht brach der Apache auf, um auf Kundschaft zu gehen. Er nahm zwei wohlbewaffnete Knechte mit, die genug Feuerwerkskörper trugen, um eine Pferdeherde von tausend Stück in alle Winde zu zersprengen.
    Der Häuptling kam sehr bald zurück, aber allein.
    „Kommen sie?“ fragte der Haziendero.
    „Ja.“
    „Wo sind sie?“
    „Abgestiegen. Sie umzingeln die Palisaden, die Pferde stehen draußen am Bach.“
    „Sind viele Wächter bei ihnen?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
    „Nur drei.“
    „Uff! Unsere beiden Männer werden ihre Schuldigkeit tun.“
    Jetzt begab sich der Haziendero nach der Krankenstube, wo die beiden Mädchen wie gewöhnlich bei dem Kranken saßen. Sie waren bleich, aber gefaßt.
    „Kommen sie?“ fragte Emma.
    „Ja. Schläft der Patient?“
    „Fest.“
    „So könnt ihr auf euren Posten gehen. Nehmt die Lunten.“
    Die Mädchen brannten sich Lunten an und eilten hinab auf die Plattform des Hauses, wo an jeder Ecke ein großer, mit Öl getränkter Holzhaufen lag. Auch mächtige Steine und einige geladene Gewehre gab es da, um den Frauen Gelegenheit zu geben, bei der Verteidigung mitzuwirken.
    Die Nacht war still. Nur das Murmeln des Baches ließ sich vernehmen, oder das Schnaufen eines Pferdes drang von der Weide herüber. Dennoch gab es viele Herzen, die in der Erwartung des Kampfes jetzt schneller schlugen.
    Da erklang der volle, grunzende Ton eines Ochsenfrosches. Er war so täuschend nachgemacht, daß er unter anderen Umständen sicherlich gar nicht beachtet worden wäre, jetzt aber wußten sämtliche Bewohner der Hacienda sofort, daß er das Zeichen des Angriffes sei.
    Der alte Vaquero Francesco hatte sich die Bedienung derjenigen Kanonen auserbeten, die die vordere Front des Hauses zu verteidigen hatten. Sie waren mit Glas, Nägeln und gehacktem Eisen geladen, und unter der Serape (Decke), die er übergeworfen hatte, glimmte die Lunte, mit der der Schuß ausgelöst werden sollte. So kauerte er hinter der kleinen Verschanzung und lauschte auf das leiseste Geräusch.
    An dem Parterrefenster rechts von dem Portal stand der Apache und an demjenigen links der Häuptling der Mixtekas. Beide hatten ihre Büchsen in der Hand und durchforschten die Finsternis mit ihren scharfen Augen. Da erschallte, wie schon erwähnt, die Stimme des Ochsenfrosches, und in demselben Augenblick wurde es auf den Palisaden lebendig. Zweihundert Köpfe erschienen über ihnen, und zweihundert dunkle, behende Gestalten sprangen von ihnen in den Hof herab. Eben traten die fünfzig, die durch die Fenster eindringen sollten, eng zusammen, da streckte der Apache seine Doppelbüchse heraus und rief:
    „Shne ko – gebt Feuer!“
    Seine Büchse krachte, und dieses Zeichen hatte eine Wirkung, die ebenso schnell wie wunderbar war. Kaum erscholl nämlich seine Stimme, so steckten die Mädchen oben auf der Plattform ihre Lunten in das Pulver, und im Nu loderten vier hohe Feuer auf, die den ganzen Umkreis mit Tageshelle beleuchteten. Die Indianer standen erschrocken still.
    Beim Schein der Feuer erblickte der alte Francesco die fünfzig beisammenstehenden Comanchen, sie befanden sich kaum fünfzehn Meter von ihnen entfernt. Sein Schuß krachte und war bei dieser Nähe von fürchterlicher Wirkung. Der ganze Haufen schien zusammenzubrechen, es entstand ein wirrer Knäuel von am Boden ringenden Gestalten, dessen Auflösung so lange dauerte, daß Francesco Zeit erhielt, wieder zu laden. Sein zweiter Schuß hatte dieselbe Wirkung. Auch die anderen Kanonen krachten, aus jedem Fenster des Hauses, auch von der Plattform herab, blitzten Schüsse, und da – von der Plattform aus konnte man es deutlich sehen –, da prasselte draußen plötzlich ein leuchtendes Feuerwerk empor. Dazwischen hinein erscholl das hundertstimmige Wiehern und Schnauben der erschreckten Pferde, die sich losrissen und davon flohen, daß unter dem Stampfen ihrer Hufe die Erde zitterte.
    Die Wilden stimmten ein furchtbares Wutgeheul an. Sie alle waren hell erleuchtet und boten ein sicheres Ziel, die Zimmer aber waren dunkel, so daß die Comanchen keinen sicheren Schuß bekommen konnten, selbst wenn sie bei der allgemeinen Panik, von der sie überfallen worden waren, sich zu einem ruhigen Schuß Zeit

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