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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genommen haben würden. Sie hatten einen solchen Empfang nicht erwartet; in den ersten zwei Minuten war bereits die Hälfte ihrer Leute verloren, und jetzt begannen sie zu fliehen.
    Nur einer stand fest, nämlich der ‚Schwarze Hirsch‘. Er feuerte die Seinigen an, auszuhalten; aber es half nichts. Er hatte sich bisher an der Seite des Hauses befunden, jetzt eilte er nach der Vorderfront, um zu sehen, wie der Kampf dort stehe. Doch die Situation war hier eine noch viel schlimmere; Francesco hatte mit seinen gut gezielten Schüssen den Platz rasiert; Indianerleiche lag an Indianerleiche; der Häuptling erkannte, daß alles verloren sei, und sprang über die Palisade hinaus.
    In dem Augenblick, als er auf der Palisade hing, erblickte ihn der Apache und rief:
    „Tokvi-tey, der ‚Schwarze Hirsch‘!“
    Er hatte den Comanchen sofort erkannt, konnte ihn aber nicht töten, da er seine Büchse abgeschossen hatte.
    „Der ‚Schwarze Hirsch‘!“ rief er abermals, indem er die Büchse fortwarf und den Tomahawk aus dem Gürtel zog. „Wendet der ‚Schwarze Hirsch‘ dem Feind den Rücken?“
    Dann sprang er aus dem Fenster, stürzte über den Hof hinüber und schwang sich über die Palisaden hinweg.
    „Der ‚Schwarze Hirsch‘ halte an!“ rief er dem fliehenden Comanchen nach. „Hier kommt ‚Bärenherz‘, der Häuptling der Apachen. Will der Häuptling der Comanchen vor ihm flüchten?“
    Als der Comanche diesen Namen hörte, stand er still.
    „Du bist ‚Bärenherz‘?“ rief er. „Nun, so komm heran, ich werde deine Eingeweide den Geiern zu fressen geben!“
    Die beiden Häuptlinge gerieten aneinander, sie nahmen nur den Tomahawk zur Waffe, und dies ist die fürchterlichste, die es gibt. ‚Bärenherz‘ war dem Comanchen überlegen; das zeigte sich sofort; aber da schnellte sich, mit der Büchse in der Hand, eine Gestalt heran, Alfonzo!
    Er war klug gewesen und zunächst nicht mit über die Palisaden gestiegen; er hatte ja nicht die geringste Lust, sein Leben und seine Glieder den feindlichen Schüssen preiszugeben. So hockte er hinter den Palisaden und wartete den Erfolg des Angriffes ab. Als nun die Comanchen flohen und er sah, daß ‚Bärenherz‘ dem Comanchen nachsprang, folgte er ihnen, eilte hinzu und schlug mit dem Kolben des Gewehres den Apachen von hinten so an den Kopf, daß er niederstürzte. Der Comanche zog sofort sein Messer, um den Betäubten vollends zu töten und ihm den Skalp zu nehmen; aber Alfonzo wehrte ab.
    „Halt!“ sagte er. „Er verdient einen anderen Tod.“
    „Du hast recht!“ entgegnete der ‚Schwarze Hirsch‘. „Schnell mit ihm zu den Pferden!“
    „Zu den Pferden? Die sind ja fort!“
    „Fort?“ fragte der Häuptling erschrocken.
    „Ja. Man hat sie mit Feuerwerk erschreckt.“
    „Ugh! Komm, sonst wird es zu spät!“
    Sie faßten nun den Apachen an beiden Armen an und sprangen, ihn auf der Erde schleifend, davon.
    Es war die höchste Zeit für sie, denn als ‚Büffelstirn‘ aus seinem Fenster bemerkte, daß der Apache dem feindlichen Anführer nacheilte, und erkannte, daß jener sich in die höchste Gefahr begab, holte er so rasch wie möglich die Besatzung des Hauses zusammen, um einen Ausfall zu machen, und stürmte mit ihr, da der Hof bereits von den Feinden verlassen war, durch die geöffneten Tore ins Freie, wo sich noch an vielen Stellen ein hitziger Einzelkampf entspann, bei dem die Wilden gewöhnlich den kürzeren zogen und ‚Büffelstirn‘ noch manchen niederschlug. Dann eilte er, so weit die Feuer leuchteten, rund um die Hacienda herum, aber er sah von dem Apachen keine Spur. –
    Stunden waren vergangen, als Häuptling ‚Bärenherz‘ aus einer tiefen Ohnmacht erwachte. Er öffnete die Augen, erblickte zunächst ein Feuer und sodann eine Anzahl wilder roter Gestalten, die um dasselbe saßen. Er selbst war gefesselt; zu seiner Rechten saß der ‚Schwarze Hirsch‘ und zu einer Linken Graf Alfonzo.
    Alfonzo hatte bemerkt, daß er die Augen aufschlug.
    „Er erwacht!“ sagte er.
    Sofort richteten sich die Blicke sämtlicher Comanchen auf den Gefangenen. Sie alle hatten von ihm gehört; sie alle kannten seinen Ruhm, aber die wenigsten hatten ihn schon einmal gesehen. Er nahm seine Gefangenschaft mit der äußeren Ruhe auf, die dem Indianer eigen ist. Sein Kopf schmerzte von dem Hieb; aber er besann sich doch sofort auf alles, was geschehen war.
    „Der furchtsame Frosch der Apachen ist gefangen“, sagte der ‚Schwarze Hirsch‘.
    ‚Bärenherz‘

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