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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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‚Bärenherz‘.
    „Wirf ihn ins Wasser“, meinte ‚Büffelstirn‘. „Aber nimm den Fuß dazu, denn er ist es nicht wert, daß deine Hand ihn berührt!“
    „Mein Bruder hat recht! Ich werde ihn den Krokodilen hinwälzen wie ein verfaultes Aas, das man nicht mit der Hand angreift. Der tapfere Häuptling der Comanchen hat geheult wie ein altes Weib. Er soll kein Grabmal haben, weder auf der Spitze eines Berges noch in der Tiefe eines Tales. Die Seinen sollen nicht zu ihm pilgern können, um seine Taten zu rühmen, sondern er soll begraben sein in dem Magen der Alligatoren, und ich will einen Steinhaufen errichten, auf dem geschrieben steht: Hier wurde Tokvi-tey, der Feigling der Comanchen, von den Krokodilen gefressen, gefangen von der Hand ‚Bärenherzens‘, des Häuptlings der Apachen.“
    Es ist die größte Ehrensache eines Indianers und zumal eines Häuptlings, weder Furcht und Angst zu zeigen, noch selbst beim größten Schmerz einen Laut auszustoßen. Der Comanche hatte also im höchsten Grad verächtlich gehandelt. ‚Bärenherz‘ stieß ihn jetzt mit dem Fuß in das Wasser, wo die Alligatoren sofort über ihn herfielen.
    Dann mußten die Vaqueros dem Apachen helfen, den Steinhaufen zu errichten, und nachdem ‚Bärenherz‘ in den größten der Steine die Inschrift eingegraben hatte, von der er gesprochen, kehrten sie zu den Pferden zurück, die sie nach der Hacienda tragen sollten. Der Apache hatte sich mit einem der Pferde der Comanchen beritten gemacht. –
    Als Graf Alfonzo vorhin den Krokodilteich verlassen hatte, war er den Berg hinabgestiegen, um zur Höhle des Königsschatzes zu gelangen. Doch als er den Ort erreichte, fand er nur einen wüsten Trümmerhaufen, in dem er mehrere Stunden lang in fieberhafter Aufregung vergebens umhersuchte. Es war unmöglich, eine Spur der Schätze zu finden, und er nahm zuletzt an, daß sie sämtlich fortgeschafft worden seien.
    Mit einem wilden Fluch auf den Lippen verließ er die Trümmer, um die Comanchen nicht auf sich warten zu lassen, und wollte soeben den nördlichen Abhang des Berges hinabsteigen, als er den Hufschlag von Pferden hörte und dann acht Comanchen erblickte, die an dem Ort, wo er sich schnell versteckt hatte, vorüber wollten. Er trat hervor.
    „Wohin wollt ihr?“ fragte er.
    „Uff! Das Bleichgesicht!“ sagte einer. „Wir reiten nach dem Tal.“
    „Warum? Die Eurigen sind doch oben!“
    „Sie sind tot!“ knirschte der Sprecher.
    „Tot?“ fragte Alfonzo erstaunt. „Wie ist das möglich?“
    „Die Bleichgesichter haben uns überfallen.“
    „Ah!“
    „Es sind vier mal zehn getötet worden.“
    „Alle Teufel!“
    „Und den Häuptling haben die Krokodile gefressen, nachdem der Apache seinen Skalp genommen hat.“
    „Der Apache? Welcher?“
    „‚Bärenherz‘.“
    „Donnerwetter! Der hing am Baum!“
    „Er ist wieder los.“
    „Hole ihn der Teufel! Wie ist er losgekommen?“
    „Die Bleichgesichter, die sich Vaqueros nennen, werden ihn befreit haben. Wärest du bei ihm geblieben, so hätte es wohl nicht geschehen können.“
    „Habt ihr das alles wirklich gesehen?“
    „Wirklich! Wir mußten fliehen; da sie uns aber nicht verfolgten, so kehrten zwei von uns heimlich wieder zurück, um sie zu beobachten.“
    „Alle Teufel! Nun ist alles aus.“
    „Alles! Nur die Rache nicht!“
    „Ja, die Rache“, sagte Alfonzo nachdenklich. „Was werdet ihr jetzt tun?“
    „Wir kehren in die Jagdgründe der Comanchen zurück.“
    „Um neue Krieger zu holen?“
    „Ja.“
    „Ohne den Skalp eines einzigen Feindes mitzubringen?“
    „Der Große Geist hat uns gezürnt.“
    „Und ohne ein Stück Beute gefunden zu haben?“
    „Wir werden später Skalpe und Beute genug bekommen.“
    „Wie nun, wenn ich dafür sorge, daß ihr bereits jetzt viele nützliche und schöne Sachen erhaltet, um sie mitzunehmen?“
    „Von wem?“
    „Von mir.“
    „Von dir? Du hast ja selbst nichts, nicht einmal ein Pferd!“
    „Ein Pferd werde ich mir auf den Weideplätzen der Hacienda fangen; dann kehre ich nach Mexiko zurück, und ihr sollt mich begleiten.“
    „Nach Mexiko? Warum?“
    „Ihr sollt mich beschützen. Es ist für einen einzelnen nicht leicht, eine solche Reise zu machen. Begleitet ihr mich und bringt ihr mich glücklich hin, so sollt ihr große Geschenke erhalten.“
    „Welche Geschenke meinst du?“
    „Wählt sie euch selbst.“
    „Was hast du?“
    „Ich bin ein Graf, ein großer Häuptling, und mein Vater hat alles, was ihr

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