45 - Die Banditen von Antares
Händler war wegen der zahlreichen Märkte, die hier traditionsgemäß aufgebaut wurden, meistens viel belebter und hektischer als die anderen Hügel Oxoniums. Der Lärm war nicht unangenehm, und die Parfum-Patrouille sorgte dafür, daß die Gerüche erträglich blieben. Die ihr angehörigen Jungen liefen umher und sprühten überall Parfum und Desinfektionsmittel in die Luft; die Stadt bezahlte ihre Dienste mit der Steuer, die von den Ladenbesitzern und Ständeaufstellern bezahlt wurde.
Wo in diesem ganzen Gewühl war der verdammte Bursche untergetaucht?
Der Boulevard führte zu einem großen Platz, dem Kyro von Nath dem Feilscher. Die Zwillingssonnen von Scorpio schickten ihre smaragdgrünen und rubinroten Strahlen auf die Menschenmasse, in der fleißig gehandelt, gefeilscht und geschwindelt wurde; in der viele ihren Lebensunterhalt verdienten, sei es nun durch relativ ehrliche Arbeit oder mit regelrechten Verbrechen.
Vielleicht waren meine Sinne durch das Aufspüren zweier gewerbsmäßiger Diebe geschärft worden, denn ich sah sofort, was sich an der Ecke der kreuzenden Straße abspielte.
Ein junger Bursche – unverwechselbar ein Khibil – machte sich betont unauffällig an einen korpulenten und wild gestikulierenden Mann heran, der um den Erwerb einer Bahn azurblauer Seide feilschte. Der Verkäufer, ein Kerl mit einer Hakennase, behielt die Umgebung ständig im Auge. Sowohl er als auch der Käufer schienen sich über die Herkunft der Ware im klaren zu sein. Trotzdem entgingen der Hakennase die Aktivitäten des zerlumpt gekleideten Burschen.
Mit einer schnellen Bewegung zerschnitt der Bengel die Lederstreifen, an denen das Schwert des Käufers hing. Der Dicke war so in seinen vergnüglichen Handel vertieft, daß ihm der Diebstahl zuerst gar nicht auffiel. Das Kurzschwert verschwand unter dem aus Fetzen bestehenden Gewand des Jungen, der sofort weglaufen wollte.
Er mußte den Kataki zur selben Zeit wie ich erblickt haben!
Katakis bedeuten immer Ärger. Und der Schwertdieb steckte nun bis zum Hals in Schwierigkeiten. Der Peitschenschwanz trug keine Uniform, sondern nur einen einfachen, dunklen Shamlak. Wenn er kein Angehöriger der Wache war, der hier oben auf dem Hügel etwas einkaufen wollte, hatte ihn vermutlich jemand zum Schutz seines Geschäftes eingestellt. Er würde mit Sicherheit nichts lieber tun, als den jungen Burschen an seinem abgetragenen Kragen zu packen und ihm mit der Breitseite des an seinem Greifschwanz festgeschnallten Dolches ein paar ordentliche Hiebe zu versetzen.
Ein zweiter Junge – ein Apim –, der von der Statur her etwas kleiner als der erste war, dafür aber genauso zerlumpt aussah, bog um die Ecke. Der Schwertdieb reagierte rasch. Er lief auf den Neuankömmling zu, riß das Schwert hervor und stieß es mit dem Griff voran nach vorn. Der andere Junge nahm es automatisch, in der instinktiven Weise, in der jeder einen stumpfen Gegenstand ergreift, den man ihm zuwirft. Ich beobachtete das Ganze, da ich es mittlerweile interessant fand. Da gingen die Jungen auseinander. Der mit dem Schwert in der Hand blieb stehen und sah sich die Klinge an, offensichtlich völlig verblüfft, was ich unter diesen Umständen doch recht überraschend fand. Der Dieb lief auf den Kataki zu.
In diesem Augenblick bemerkte der dicke Käufer der azurblauen Seide von fragwürdiger Herkunft, daß sein Gürtel nicht länger vom Gewicht seines Schwertes heruntergezogen wurde. Er brüllte sofort los.
»Mein Schwert! Diebe! Diebe!«
Ich schüttelte den Kopf. In Oxonium in Tolindrin auf dem Kontinent Balintol – ein Teil des Planeten Kregen, der vierhundert Lichtjahre von der Welt meiner Geburt entfernt ist – war dies ein ganz alltäglicher Vorfall, der mich überhaupt nichts anging.
Der Schwertdieb redete aufgeregt auf den Kataki ein.
Er streckte den Arm aus.
Der Junge, der das Schwert in der Hand hielt, blieb noch zwei Herzschläge lang stehen, während der anklagende Finger auf ihn gerichtet war. Dann ließ er die Waffe fallen und lief los, als der Peitschenschwanz auf ihn zukam.
Der eigentliche Dieb blieb stehen, und selbst auf die Entfernung, die zwischen uns lag, fand ich den zufriedenen Ausdruck auf seinem Gesicht abstoßend. Er hätte nach dem Diebstahl in aller Ruhe fliehen können, ohne daß jemand etwas geahnt hätte! Statt dessen hatte er den anderen Jungen absichtlich beschuldigt und den ganzen Ärger auf ihn abgewälzt.
Der Flüchtende bahnte sich mit aalgleicher Gewandtheit einen Weg
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