46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Vaquero sprach nur in kurzen Bemerkungen. Diese Leute sind nicht gewöhnt, lange Reden zu halten; darum mußte Josefa ihm jede Antwort abkaufen.
„Was Ihr sagt!“ meinte sie. „Juarez will einen Kriegszug unternehmen?“
„Ja. Er hat ihn bereits begonnen, indem er Fort Guadeloupe befreite.“
„Und wohin wird er nun gehen?“
„Erst nach Chihuahua und dann nach Cohahuila. In Chihuahua wird er bereits jetzt sein. Kommt er dann nach Cohahuila, so wird er dort den Lord und die Lady treffen.“
„In der Stadt selbst?“
„Nein, in der Nähe, eine Tagesreise von der Stadt.“
„Kennt Ihr den Ort der Zusammenkunft?“
„Ja, ich hörte davon sprechen. Man wird sich da treffen, wo östlich von Cohahuila der Sabinafluß sich mit dem südlichen Arm vereinigt.“
„Und da werden alle dabeisein – Sternau, Mariano, ‚Büffelstirn‘ und die anderen?“
„Alle, außer dem Grafen Rodriganda.“
„Warum dieser nicht?“
„Er bleibt in Fort Guadeloupe zurück, weil er krank ist.“
„Ah! Krank! Ist's gefährlich?“ fragte sie schnell.
„Ich glaube nicht. Er hat von einen Franzosen einen Hieb auf den Kopf erhalten. Er war betäubt, aber Señor Sternau gab alle Hoffnung, daß er bald wiederhergestellt sein werde. Er ist unter guter Pflege im Fort zurückgeblieben.“
„So wird er also den anderen nachreisen?“
„Jedenfalls.“
„Aber nicht allein! Die Gegend dort soll eine ziemlich gefährliche sein.“
„Allein allerdings nicht. Juarez hat ihm eine Bedeckung von Apachen zurückgelassen, welche ihn dann begleiten werden. Es wird ihm also nichts geschehen können.“
„Habt Ihr nicht vielleicht gehört, wie der alte Graf auf Cortejo zu sprechen ist?“
„Nein. Er lag ja ohne Bewußtsein in seinem Zimmer. Ich habe nur gehört, was die anderen sprachen, und auch das war nur wenig, da es ganz zufällig geschah.“
„Nun, was habt Ihr denn da gehört? Ich interessiere mich für Señor Arbellez und dessen Freund so sehr, daß ich gern soviel wie möglich wissen möchte.“
„Es ist nichts von Bedeutung, was ich Euch da sagen könnte, Señorita. Ich war ja meist in der Küche, und befand ich mich im Gastzimmer, so waren da eine solche Menge von Jägern und Indianern beisammen, daß man kaum sein eigenes Wort hören und verstehen konnte. Die eigentlichen Herren und Señores nebst den Señoritas hatten ihre Zimmer, wo ich keinen Zutritt hatte. Wichtiges habe ich also ganz und gar nicht gehört. Nur als ich Anstalt machte, aufzubrechen, kamen sie alle zu mir, um mir ihre Botschaften an Señor Arbellez aufzutragen.“
„Nun, wie lauteten diese Botschaften?“
„Señorita Emma und Señor Helmers ließen ihm sagen, daß sie sich herzlich sehnten, ihn wiederzusehen. Sie würden sogleich mit mir geritten sein, um nach der Hacienda zu kommen; da aber die Gegend von Franzosen besetzt und außerdem sehr unsicher sei, so seien sie gezwungen, sich dem Präsidenten anzuschließen. Doch sollte ich tausend und abertausend Grüße überbringen. Sie alle seien sehr wohlauf.“
„Was vertraute Euch Señor Sternau an?“
Es war klar, daß sie Sternau für die bedeutendste und gefährlichste Person der ganzen Gesellschaft hielt. Deshalb stellte sie diese Frage.
„Er gebot mir“, antwortete der Vaquero, „meinem Herrn zu sagen, daß er sich nicht sorgen solle. Chihuahua und Cohahuila würden sicher in die Hände des Präsidenten fallen, und bald. Dann wäre es von der letzteren Stadt ja gar nicht weit bis zur Hacienda, und das Wiedersehen würde gar nicht auf sich warten lassen.“
„Und Señor Mariano?“
„Von ihm soll ich sagen, daß in der Angelegenheit des Grafen jetzt alles gut stehe. Die Verbrecher würden bald entlarvt und bestraft werden.“
„Versteht Ihr, was er damit meinte?“ fragte sie, indem sie ihre Eulenaugen mit einem stechenden Blick auf ihn richtete.
„Hm!“ meinte er nachdenklich. „Man könnte da manches sagen oder wenigstens vermuten.“
„Ah, ich habe auch so einiges gehört.“
„Von dem falschen Grafen, nicht wahr, Señorita?“
Ihre Augen schlossen sich, um nicht bemerken zu lassen, welch ein lauernder Raubtierblick ihnen sonst entschossen wären. Als sie sie wieder öffnete, hatten sie nur den Ausdruck einer freundlichen, mitfühlenden Neugier.
„Allerdings von dem falschen Grafen“, antwortete sie. „Aber was wißt Ihr davon?“
„Viel oder wenig, je nachdem man es nimmt. Ihr habt doch wohl gehört, daß die Señores Sternau, Mariano und Helmers
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