46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Präsidenten Juarez. Das wißt Ihr wohl?“
„Ja.“
„Cortejo aber will selbst Präsident werden. Aber das wißt Ihr wahrscheinlich.“
„Ich hörte davon sprechen, aber ich kann es beinahe nicht glauben.“
„Ihr könnt es glauben. Er hat eine ziemliche Zahl Anhänger um sich versammelt und ist nach dem Norden des Landes gegangen, um sich denselben zu unterwerfen. Mit der Hacienda del Erina hatte er begonnen.“
„So hat er die Hacienda überfallen?“ fragte der Vaquero finster.
„Ja.“
„Und Señor Arbellez hat fliehen müssen?“
„Ja; es gelang ihm glücklicherweise, zu entkommen.“
„Wohin?“
„Er hat es mir mitgeteilt, mir aber verboten, es jemand zu sagen.“
„Auch mir sollt Ihr es nicht sagen?“
„Er hat von keiner Ausnahme gesprochen.“
„Wie kommt es, daß er gegen Euch so aufrichtig gewesen ist, Señorita?“
„Das ist sehr einfach. Er und mein Vater waren gute Bekannte. Mein Vater verlor durch Cortejos Schuld das Leben. Ich aber tat, als wüßte ich dies nicht, und schloß mich dem letzteren an, um mich an ihm zu rächen. Ich habe bei seiner Truppe einige brave Männer, welche heimlich zu mir halten, und nur den Augenblick erwarten, gegen Cortejo aufzutreten. Als wir nach der Hacienda kamen, erkannte ich Señor Arbellez, und ließ ihn mit Hilfe dieser Männer entkommen. Vorher aber bat er mich, ihn alles Nötige wissen zu lassen.“
„So steht Ihr im Verkehr mit ihm?“
„Ja, aber heimlich natürlich.“
„So habt Vertrauen zu mir und sagt mir den Ort, an welchem er sich befindet. Ich habe ihm verschiedene, wichtige Mitteilungen zu machen.“
„Ich weiß nicht, ob Euch dies möglich sein würde, selbst wenn Ihr seinen Aufenthalt wüßtet.“
„Warum nicht?“
„Ihr seid ja hier Gefangener. Man wird Euch nicht gleich freilassen.“
„Alle Teufel, das ist unangenehm. Könntet Ihr mir nicht zur Freiheit verhelfen?“
„Ich werde es versuchen, kann aber für das Gelingen nicht garantieren. Am besten wird es sein, Ihr teilt mir mit, was Ihr Señor Arbellez zu sagen habt. Durch mich erfährt er es am schnellsten und am sichersten. Ich stand eben heute im Begriff, einen Boten an ihn abzusenden.“
„Ah, könnte ich das nicht sein, Señorita?“
„Wo denkt Ihr hin. Cortejo ist für einige Zeit abwesend. Man wird Euch festhalten, bis er zurückkehrt und über Euer Schicksal entscheidet. Ob es mir bis dahin gelingt, Euch zu befreien, weiß ich nicht. Ihr aber müßt am besten wissen, ob das, was Ihr Eurem Herrn zu sagen habt, einen so langen Aufschub erleidet. Überlegt es Euch.“
Der Vaquero begann nachdenklich zu werden, wiegte den Kopf und sagte:
„Hm. Darf ich Euch denn wirklich trauen, Señorita?“
„Macht das ganz, wie es Euch beliebt“, antwortete sie mit gekränktem Stolze.
„Darf ich Euren Namen erfahren?“
„Mein Vater war Oberst Ramírez.“
Der Oberst, ein bekannter Anhänger von Juarez, war vor einiger Zeit während einer Reise ermordet worden. Dieser Umstand kam Josefa so gelegen, daß sie sich seiner bediente, um den braven Vaquero zu betrügen.
„Oberst Ramírez?“ fragte er. „Das war ein braver Mann.“
„Überhaupt“, bemerkte sie, „kann ich Euch beweisen, daß Señor Arbellez mir sein Vertrauen schenkt. Er hat mir alles von Euch erzählt.“
„Ah, wirklich?“
„Ja. Oder wüßte ich sonst, daß Ihr in Fort Guadeloupe bei Señor Pirnero gewesen seid?“
„Das ist wahr.“
„Ich kann Euch sagen, was Ihr dort zu tun gehabt habt.“
„Nun, was?“
„Señor Arbellez hat sein Testament gemacht und die Tochter Pirneros als Universalerbin eingesetzt. Das solltet Ihr dort melden und zugleich die Señorita ersuchen, Eurem Herrn auf der Hacienda ihre Visite zu machen.“
„Wahrhaftig, Ihr wißt es. Das kann nur mein Herr Euch gesagt haben.“
„Natürlich. Er bat mich, ihm sofort wissen zu lassen, was Ihr ausgerichtet und erfahren habt.“
„So bleibt mir nichts anderes übrig, als es Euch mitzuteilen.“
„Macht das, wie Ihr wollt. Ich bettle nicht um Euer Vertrauen.“
„Gut. Ihr sollt alles wissen, Señorita. Nehmt es mir nicht übel, daß ich bedenklich war. Man muß in der jetzigen Zeit sehr vorsichtig sein.“
„Ich entschuldige Euch. Wird die Señorita kommen?“
„Möglich ist es, daß sie zu Besuch kommt, jedoch als Erbin nicht.“
„Ah, so hat sie die Erbschaft abgelehnt?“
„Das eigentlich nicht. Sie konnte sie nicht annehmen, weil die eigentliche Erbin vorhanden ist.“
„Die
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