Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
bereits einmal in El Erina waren?“
    „Freilich, Señor Arbellez hat es mir erzählt“, log sie.
    „Nun, damals haben diese Herren mehrere, ganz absonderliche Abenteuer erlebt. Cortejo trachtete ihnen nämlich nach dem Leben, und daß sie später verschwanden, daran ist er ganz allein schuld gewesen; das weiß man jetzt ganz genau.“
    „Was sollte er dabei denn wohl für Gründe gehabt haben?“
    „O, die kenne ich vielleicht. Habt Ihr von Graf Alfonzo gehört?“
    „Ja. Er ist doch wohl der junge Graf von Rodriganda.“
    „Er wurde als solcher ausgegeben, aber er ist es nicht.“
    „Was Ihr da sagt!“ rief sie unter gut gespieltem Erstaunen.
    „Es ist aber die Wahrheit“, meinte er. „Dieser Alfonzo muß untergeschoben sein. Señor Mariano ist der richtige Graf de Rodriganda.“
    „Ah, ich entsinne mich. Es ist mir, als ob Señor Arbellez etwas Ähnliches gesagt hätte. Es schien mir das aber doch zu sehr phantastisch zu sein.“
    „O, Señor Mariano soll dem Grafen aber höchst ähnlich sein, hörte ich damals.“
    „Das beweist aber gar nichts. Menschen sind sich oft ähnlich.“
    „Das ist sehr wahr, Señorita. Aber es muß doch noch andere, sehr triftige Gründe gegeben haben, von denen unsereiner allerdings nicht viel zu hören bekommt.“
    „Nicht viel, aber doch wohl etwas?“ fragte sie lauernd.
    „Hm! Ich habe einmal den Haziendero mit Señora Marie Hermoyes über diese Angelegenheit sprechen hören. Sie wußten allerdings nicht, daß ich in der Nähe war.“
    „Was habt Ihr da erfahren?“
    „Señora Marie hat den jungen Grafen nach Mexiko gebracht.“
    „Nun, so muß sie doch wissen, ob es der rechte gewesen ist oder nicht.“
    „Sie hat das erstere geglaubt, ist aber später anders überzeugt worden.“
    „Inwiefern?“
    „Das weiß ich nicht. Ich hörte nur, daß die Tochter dieses Cortejo mit im Komplott gewesen sei. Diese Josefa muß ein Ausbund von Schlechtigkeit gewesen sein.“
    Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen, doch zwang sie sich zu der ruhigen Frage:
    „Ihr kennt sie also nicht?“
    „Nein.“
    „Und habt sie auch nie gesehen?“
    „Nein. Es handelt sich um ein Testament, welches verschwunden ist. Das wird ihnen aber nun nichts nützen, da der alte Graf ja nun wieder erschienen ist.“
    „Das ist richtig. Wenn der Testator noch lebt, hat das Testament natürlich keine Gültigkeit. Aber er mag sich nur in acht nehmen, daß er am Leben bleibt.“
    Aus diesen Worten klang ein nicht mehr ganz verborgener und kaum noch zurückgehaltener Grimm, sodaß der Vaquero sie betroffen anblickte und dann fragte:
    „Wie meint Ihr das, Señorita?“
    „Nun, wenn der Graf noch lebt, und wenn alle noch leben, welche verschwunden waren und auch tot zu sein schienen, so leben doch auch ihre Feinde noch.“
    „O, die sind ja nicht zu fürchten!“
    „Ah, waren sie etwa früher nicht zu fürchten?“
    „Ja, das war wohl etwas anderes. Man kannte sie nicht, man wußte nicht, was sie taten und beabsichtigten; jetzt aber sind sie ja alle ganz und gar entlarvt, und da wird man sich wohl vorsehen, ihnen abermals in die Hände zu fallen.“
    Ihr hageres Gesicht nahm jetzt einen offenbar höhnischen Ausdruck an.
    „Ihr sprecht sehr klug“, meinte sie. „Nur schade, daß Ihr Euch gewaltig irrt!“
    „Wieso, Señorita?“
    „Nun, wenn diese Feinde entlarvt sind, so sind sie jetzt desto mächtiger als früher.“
    „Ah, wer sollte sie fürchten?“
    „Nicht? Auch Cortejo etwa nicht?“
    „Nein.“
    „Aber er ist jetzt ein gewaltiger Parteigänger; er wird in kurzer Zeit Präsident oder gar König von Mexiko sein, also der mächtigste Mann im ganzen Staat.“
    „O, bildet Euch das nicht ein, Señorita! Noch ist General Bazaine da.“
    „Bazaine? Den wird man fortjagen.“
    „Und Maximilian von Österreich!“
    „Der Scheinregent? Der Flimmerkaiser? Der wird endlich von selbst ausreißen!“
    „Aber Juarez, der Präsident?“
    „Der Indianer vom Stamm der Zapoteken? Den wird man sehr einfach an einem Strick aufhängen und dann von den Geiern fressen lassen.“
    Ihr Gesicht hatte einen finsteren, fast diabolischen Ausdruck angenommen. Der Vaquero bemerkte das, und er wurde sichtlich unschlüssig, was er von ihr denken solle.
    „Glaubt das nicht, Señorita!“ sagte er. „Habt Ihr Juarez schon einmal gesehen?“
    „Ja, oft sogar.“
    „Wo?“
    „In Mexiko, in der Hauptstadt.“
    „Als er noch Oberrichter war?“
    „Ja, und dann später als Präsident.“
    „Nun, damals

Weitere Kostenlose Bücher