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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war er ein Mann, den man anerkannte. Später wurde er vertrieben; er mußte fliehen, und das ändert den Menschen. Was früher Knorpel war, das wird dadurch zum Knochen. Juarez ist jetzt ein anderer als früher. Ich glaube nicht, daß er sich hängen lassen wird; ich glaube vielmehr, daß diejenigen hängen werden, welche ihm den Strick zugedacht haben, am ersten dieser Cortejo, der die Hanfschlinge tausendmal verdient hat.“
    Da trat sie einen Schritt auf ihn zu und zischte ihn an:
    „Das wünscht Ihr wohl von ganzem Herzen?“
    Er fuhr um einen Schritt zurück, blickte sie erstaunt an und sagte:
    „Ja, natürlich! Ihr doch auch?“
    „Ich? Ah, ich sage Euch, weil Ihr wünscht, Cortejo am Strick zu sehen, werdet Ihr der erste sein, welchen man hängen wird.“
    Ihre Augen sprühten, ihre Selbstbeherrschung und ihre Verstellung waren vorüber.
    „Aber Señorita“, sagte er, „ich begreife Euch nicht!“
    „O, Ihr sollt mich und alles andere sogleich begreifen! Nicht wahr, Ihr habt gesagt, daß Ihr mit Eurem Haziendero zu Juarez haltet?“
    „Ja, freilich!“
    „Nun, wenn alle Anhänger dieses Juarez so dumm sind wie Ihr und Euer Herr, so wird er ohne allen Zweifel in sehr kurzer Zeit hängen. Wißt Ihr, wo Arbellez ist?“
    „Nun, geflohen, denke ich“, antwortete der Vaquero, ganz betreten von der plötzlichen Veränderung, welche mit diesem Mädchen vorgegangen war.
    „Und das laßt Ihr Euch wirklich weismachen? Ihr seid wirklich dümmer als dumm.“
    Er zögerte, zu antworten; er war zu ehrlich, um an eine solche Verschmitztheit sogleich glauben zu können; dann aber sagte er langsam und zögernd:
    „Aber Ihr habt es mir ja selbst gesagt!“
    „Ja, aber ich dachte wirklich nicht, daß Ihr so einfältig wäret, es zu glauben. Haltet Ihr Cortejo wirklich für so unvorsichtig, Arbellez entkommen zu lassen?“
    „Es ist ja mit Eurer Hilfe geschehen!“
    „Nein, mit meiner Hilfe ist im Gegenteil Arbellez gefangengenommen worden!“
    „Gefangengenommen?“
    Die Augen des Vaquero vergrößerten sich, seine Lippen preßten sich zusammen.
    „Ja. Er steckt unten im Keller. Er ist verurteilt, langsam zu verhungern.“
    „Treibt keinen so grausamen Scherz, Señorita!“
    „O, wenn Ihr wüßtet, wer ich bin, so würdet Ihr es nicht für Scherz halten!“
    „Wer Ihr seid? Ihr habt es mir ja gesagt!“
    „Um Euch zu täuschen, um aus Euch herauszulocken, was ich erfahren wollte. Und das ist mir glänzend gelungen. Ratet, wer ich bin!“
    Bei dieser Aufforderung ruhte ihr Auge mit einem triumphierenden Blick auf ihm.
    Er war ein einfacher, ehrlicher Mann, aber doch keineswegs ein Idiot. Es ging ihm eine plötzliche Ahnung durch die Seele. Er sagte erschrocken:
    „Mein Gott, ahne ich recht?“
    „Nun, was ahnt Ihr, Alter?“
    „Ihr seid – Ihr seid – – – Himmel, wenn es wahr wäre!“
    „Nun, heraus damit!“
    „Ihr seid Señorita Josefa – – –“
    „Ja!“ rief sie frohlockend.
    „Die Tochter Cortejos?“
    „Ja“, wiederholte sie.
    „So sei mir die heilige Madonna gnädig! Was habe ich getan!“
    „Ja, sie mag Euch gnädig sein! Ich habe alles erfahren, alles, was ich nicht wissen sollte. Und wißt Ihr, was ich nun tun werde?“
    „Was?“ fragte er in höchster Bestürzung.
    „Ich werde nach Fort Guadeloupe senden und den Grafen ermorden lassen – – –“
    „Mein Gott!“
    „Ich werde nach El Refugio senden und den Engländer nebst seiner Tochter ebenso ermorden lassen – – –“
    „Das möge Euch nicht gelingen!“ stöhnte der Alte. „Ich wäre schuld daran!“
    „Ja, Ihr tragt die Schuld daran! Ich werde ferner Juarez und allen, die bei ihm sind, auflauern lassen. Sie müssen sterben, alle – alle – alle!“
    Es glühte auf ihrem sonst so bleichen Gesicht eine so boshafte, höllische Freude, daß der Vaquero sich über sie entsetzte. Er erhob die gefesselten Arme und sagte:
    „Señorita, bedenkt, daß es einen Gott im Himmel gibt!“
    „Einen Gott? Ah!“ lachte sie, den Kopf schüttelnd.
    „Welcher alles belohnt oder bestraft, je nachdem es gut oder böse ist!“
    „Das sind Ammenmärchen!“
    „O, lästert nicht!“
    „Ammenmärchen!“ wiederholte sie. „Seht Ihr denn nicht, daß gerade dieser Gott mich beschützt? Er hat mich Eure Anschläge wissen lassen. Aber ich brauche seine Hilfe gar nicht; ich weiß allein, was ich tue. Sie werden alle fallen. Und Ihr, wißt Ihr, was mit Euch geschieht?“
    „Ich stehe in Gottes Hand“,

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