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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Juarez! Hurra die Republik! Eilt fort, ihr Leute, um es allen zu sagen, die es noch nicht wissen. Eilt! Und wer ein guter Republikaner ist, der hole seine Waffen und stelle sich dem Präsidenten zur Verfügung. Es gilt, gegen die Feinde der Republik zu kämpfen.“
    „Hoch Juarez“, erscholl es da von allen Lippen. „Hurra die Republik!“
    Im Nu hatte sich der Haufen zerstreut, und bald hörte man aus den fernsten Straßen und Gassen die lauten Freudenrufe der glücklichen Bürger der gequälten Stadt.
    Die Sendung des Wirtes der Venta wäre gar nicht nötig gewesen, denn als der Morgen graute, standen in der Nähe des Stadthauses und in den angrenzenden Straßen fast an die tausend Mann, welche alle bereit waren, sich als Kämpfer für die Sache der Republik dem Präsidenten zur Verfügung zu stellen.
    Um kein Aufsehen zu erregen, ritt durch ein Nebengäßchen eine kleine Truppe dem südlichen Tor zu. In ihrer Mitte befand sich eine verschleierte Dame. Es war Emilia, die auf diese Weise die Stadt verlassen mußte, um von den Anhängern der Republik nicht verkannt und von den Franzosen nicht nachteilig beurteilt zu werden. Sie mußte vermeiden, von beiden Seiten als Verräterin betrachtet zu werden.
    Kurze Zeit später zogen auch die Franzosen zu demselben Tor hinaus, ihre Offiziere an der Spitze. Es war dies ein nicht leichter Weg für sie, denn hüben und drüben hatten sich die Mexikaner in langen Reihen aufgestellt, um dieses Schauspiel mit triumphierenden Blicken zu betrachten.
    Von manchem Mund erscholl ein Fluch oder eine Verwünschung, doch kam es zu keiner Tätlichkeit. Einesteils waren die Mexikaner zu stolz dazu, und andernteils hatte Juarez die vorsichtige Maßregel getroffen, seine Indianer in einem Spalier aufzustellen, um etwaige Ausschreitungen zu verhüten.
    Somit war der Anfang gemacht und die nördliche Grenze des Landes von den Feinden gesäubert. Der berühmte Siegeszug des Zapoteken hatte jetzt begonnen.
    In demjenigen mexikanischen Blatt der Hauptstadt aber, welches unter französischem Einfluß stand, konnte man einige Zeit später folgendes lesen:
    „Zur Vermeidung von böswilliger Entstellung der Tatsachen wird hiermit veröffentlicht, daß strategische Rücksichten den Oberstkommandierenden veranlaßt haben, Chihuahua nach und nach zu räumen. Diese Provinz ist zwar ein Teil des Kaiserreiches, doch herrscht dort eine ungestörte Ruhe und Ordnung, und die Bewohner sind dem Thron so treu ergeben, daß man sich leicht entschließen konnte, die dort stationierten Truppen dahinzuziehen, wo eine kräftige militärische Hilfe notwendiger gebraucht wird.“
    Vielleicht eine Woche später brachte dasselbe Blatt die nachfolgende Mitteilung:
    „Da es die Hauptaufgabe eines jeden Staatskörpers ist, sich von innen nach außen zu kristallisieren, während es als ein großer Fehler zu gelten hat, wenn man die Kräfte des Innern nach der Peripherie verstrahlen läßt, ohne Nutzen davon zu haben, so hat man sich veranlaßt gesehen, die in Cohahuila liegenden Truppen einstweilen nach dem Zentrum zu dirigieren.
    Es steht zu hoffen, daß die Anerkennung der Trefflichkeit dieser Maßregel dieselbe Anerkennung der betreffenden Kreise findet, da sie ja den besten Beweis liefert, mit welcher Treue und Sorgfalt die gegenwärtige Leitung an der Lösung ihrer schwierigen Aufgabe arbeitet.“
    Wo zwei zusammensaßen und diese Veröffentlichung lasen, blickten sie einander mit verblüfftem Ausdruck in die Gesichter. Man wagte nicht, seine Meinung auszusprechen, aber man ahnte, daß die Franzosen begonnen hatten, sich rückwärts zu konzentrieren, ein Terminus technicus, der ihnen ganz besonders eigen zu sein schien – – – Cohahuila war nämlich in die Hände des Präsidenten Juarez gefallen.
    Dieser dachte jetzt natürlich an Lord Henry Lindsay, mit welchem er ja am Sabinafluß zusammentreffen wollte.
    Die Schar seiner Treuen war auf mehrere Tausend gewachsen, daher tat er seiner Sache keinen Schaden, indem er zweihundert Reiter zu seiner Begleitung beorderte. Es schloß sich ihm Sternau mit allen seinen Freunden an, während eine bedeutende Anzahl von Hirten beauftragt wurde, mit Ochsenwagen nachzufolgen, auf welchen alle von Lindsay zu erwartenden Requisiten verladen und nach der Stadt gebracht werden sollten.
    Der, welcher unter dieser Schar am meisten nach der Zusammenkunft mit dem Engländer sich sehnte, war natürlich Mariano. Die Geliebte war ihm so lange Zeit treu geblieben; sie befand sich jetzt

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