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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Person anerkennen, mit der ich unterhandeln darf.“
    Die Brauen des Zapoteken zogen sich finster zusammen. Er sagte:
    „Diese Bemerkung haben Sie bereits meinem Bevollmächtigten gemacht. Sie haben es sogar gewagt, ihm mit Gefangenschaft und Tod zu drohen. Sie haben gewagt, ihn und mich, den rechtmäßigen Beherrscher von Mexiko, als Banditen behandeln zu wollen. Und doch ist der Fall ein umgekehrter. Sie sind die Eindringlinge, Sie könnte ich Banditen nennen. Und wenn Sie mich als keine Ihnen politisch und rechtlich ebenbürtige Person anerkennen wollen, so habe ich Ihnen zu bemerken, daß ich es bin, der sich tief erniedrigt, sobald ich überhaupt mit Ihnen spreche und verkehre.“
    „Ah!“ rief der Kommandant. „Das müssen Sie beweisen.“
    „Dieser Beweis fällt mir nicht schwer. Sie sind entehrt, vollständig entehrt.“
    „Donnerwetter! Wäre ich nicht gebunden, so würde ich Ihnen zeigen, wie ein französischer Offizier eine solche Beleidigung straft.“
    „Pah! Es kann von einer Beleidigung keine Rede sein. Der ‚Schwarze Gerard‘ hat Ihnen einen Faustschlag versetzt. Dies wäre bei einem Zivilisten ohne alle Folgen für sein Ansehen, ein Offizier aber wird dadurch entehrt. Gerard hat Ihnen sogar die Epauletten abgerissen, die größte und unheilbarste Schmach, die einem Offizier widerfahren kann. Sie sind dadurch infam geworden, und ich steige tief hernieder, wenn ich Sie überhaupt eines Blickes würdige. Mit Oberst Laramel ist es ganz ähnlich. Er ist von Señor Sternau mit der Faust niedergeschlagen worden. Ich habe allen Grund, überzeugt zu sein, daß ich mich gegenwärtig keineswegs in einer hochfeinen Gesellschaft befinde. Jetzt frage ich Sie abermals: Wollen Sie mit mir reden oder nicht?“
    Der Offizier schwieg. Er fand kein Wort, die Erklärungen des Präsidenten zu entkräften; er fühlte, daß er von Gerard beschimpft worden sei.
    „Ihr schweigendes Verhalten scheint anzudeuten, daß Sie mir recht geben“, fuhr Juarez fort. „Übrigens kommt es hier gar nicht in Frage, wer von uns beiden verhandlungsfähig ist. Die Tatsachen haben zu sprechen. Sie befinden sich in meiner Gewalt, und Sie werden wohl tun, solange Sie mein Gefangener sind, von aller Selbstüberhebung und Selbstverherrlichung abzusehen. Sagen Sie mir also, ob das Dekret vom dritten Oktober in Ihre Hände gekommen ist!“
    Der Kommandant sah ein, daß er sich im Nachteil befand, und daß es besser sei, sich wenigstens scheinbar in das Unvermeidliche zu fügen.
    „Ja“, antwortete er.
    „Wer hat es Ihnen übermittelt?“
    „Oberst Laramel.“
    „In diesem Dekret sind die Republikaner als vogelfrei erklärt?“
    „Ich kann es nicht leugnen.“
    „Es war Ihnen der Befehl gegeben worden, uns als Banditen zu behandeln?“
    „Ja.“
    „Zu erschießen, überhaupt zu töten?“
    „So ist es.“
    „Sie waren bereit, zu gehorchen?“
    „Gehorsam ist die Pflicht des Soldaten.“
    „Sie hatten sogar bereits den Befehl gegeben, meine treuen Anhänger, welche sich in Ihrer Hand befinden, heute Nacht erschießen zu lassen?“
    „Donner! Woher wissen Sie das?“
    „Das ist mein Geheimnis. Aber daß ich es überhaupt weiß, muß Ihnen ein sicheres Zeichen sein, daß Sie sich selbst auf Ihre eigenen Leute nicht verlassen können. Ich wäre einige Tage später hier eingetroffen, um jedoch die Armen vor dem unverdienten Tod zu retten, kam ich schon heute. Ich sandte Ihnen vorher meinen Bevollmächtigten. Sie haben ihn nicht nur als solchen abgewiesen, sondern ihm das Leben nehmen wollen. Hat er Ihnen gesagt, daß ich Repressalien gebrauchen will?“
    „Allerdings.“
    „Sie sind trotzdem bei Ihrem Verhalten verharrt. Nun erkläre ich jeden Fremden, der mit der Waffe in der Hand in Mexiko eingedrungen ist, für einen Banditen. Mexiko schuldete an England, Spanien und Frankreich Summen. Ein Teil der Schuld war das Ergebnis eines raffinierten Schwindels. Man forderte dennoch Bezahlung. Das Land befand sich in Anarchie, und ich wurde durch die Stimme des Volkes zum Präsidenten erwählt. Ich nahm diese Würde an. Sie war sehr schwer, aber ich fühlte die Kraft in mir, die Wirren zu lösen. Es gelang. Ich brachte dem Land Frieden und Ruhe, bezahlte die Schulden regelmäßig; als ich mich jedoch weigerte, die Schwindelmillionen zu bezahlen, traten England, Frankreich und Spanien zusammen, um mich zur Zahlung zu zwingen. England und Spanien traten aber zurück, denn sie erkannten, daß ich recht hatte. Frankreich jedoch wollte

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