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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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morgen zu Ihnen schicken, wenn es dann noch Zeit ist.“
    „Das klingt ja außerordentlich eilig.“
    „Es ist auch Gefahr im Verzug. Der Mann ist von Fort Guadeloupe aus bis hierher in einer Tour geritten und sagt, daß Juarez ihm auf dem Fuße folge.“
    „Das kann nur ein Goldsucher sagen. Juarez wird sich nicht in die Gefahr begeben, von uns gefangengenommen und erschossen zu werden.“
    „Sie denken, er kommt in geringer Begleitung?“
    „Es könnten sich ihm doch nur einige Abenteurer anschließen.“
    „Da irren Sie wieder. Er hat mehrere hundert Apachen bei sich.“
    „Pah! Mehrere Tausend von ihnen wären nicht imstande, Chihuahua zu nehmen. Der Indianer ist unfähig, eine Stadt zu erobern, zumal eine Stadt von der Größe und Einwohnerzahl der unsrigen.“
    „Aber beschleichen kann er sie.“
    „Was will das sagen“, meinte er unter einem geringschätzenden Achselzucken.
    „Oh, wer gibt Ihnen Sicherheit, daß Juarez sich mit seinen Apachen nicht bereits in der Stadt befindet? Er hat zahlreiche Anhänger hier.“
    Da nahm jetzt auch Oberst Laramel das Wort:
    „Ihre Nachricht in Ehren, Señorita“, sagte er; „aber wenn Juarez sich auch jetzt schon in der Stadt befände, so genügte ein Kommando von mir, und meine Rothosen putzen ihn mit seinen Anhängern hinweg.“
    „Versucht es doch einmal!“
    Diese laut gesprochenen Worte klangen von der Tür her. Unter derselben stand ein in mexikanische Tracht gekleideter Mann, dessen Gesicht die indianische Abkunft nicht verleugnen konnte. Sein Auge überflog blitzend die Gesellschaft, und um seine Lippen spielte ein stolzes, selbstbewußtes Lächeln.
    „Ah! Wer wagt es, einzutreten?“ fragte der Kommandant. „Wer sind Sie?“
    „Ich bin Juarez, der Präsident von Mexiko“, antwortete der Mann einfach.
    „Alle Teufel!“ rief da Oberst Laramel, indem er den Degen zog. „Ja, er ist es. Ich habe sein Bild gesehen. Nehmt ihn gefangen!“
    „Wer hier Gefangener sein soll, habe ich zu bestimmen“, antwortete Juarez. „Señores, ergeben Sie sich freiwillig. Widerstand hilft nichts.“
    „Unsinn! Ergreift ihn!“
    Mit diesen Worten schritt Laramel auf Juarez zu. Dieser trat zur Seite, so daß man sehen konnte, was sich, während er unter der Türöffnung gestanden hatte, hinter ihm befand.
    „Vorwärts!“ gebot er.
    Dieses Wort war kaum ausgesprochen, so hatte sich das Zimmer auch schon mit Apachen gefüllt. Sie quollen förmlich herein, und zwar mit einer Schnelligkeit, welche ganz unbegreiflich erscheinen mußte. Ehe die Offiziere es sich nur versahen, befanden sie sich zwischen den Roten so zusammengedrückt, daß an eine Gegenwehr gar nicht zu denken war. Ein jeder von ihnen war von den anderen im Nu abgeschnitten worden und befand sich zwischen vier oder fünf Rothäuten, welche kurzen Prozeß mit ihnen machten; ein jeder sah sich im Handumdrehen seiner Waffe beraubt und dann gebunden und geknebelt am Boden liegend.
    „Señor Sternau!“ rief jetzt Juarez.
    Der Gerufene trat ein. Er hatte sich noch außerhalb des Zimmers befunden. Als Laramel ihn sah, bäumte er sich unter seinen Fesseln hoch auf und stieß durch die Nase ein Röcheln der Wut aus. Hätte er den Mund öffnen können, so wäre ihm gewiß ein grimmiger Fluch entfahren.
    „Lassen Sie mir zehn Mann“, sagte Juarez zu Sternau; „ich habe genug an ihnen, und begeben Sie sich mit den übrigen nach dem Wachlokal, um die dort befindlichen Franzosen festzunehmen. Vorher aber wollen wir sehen, was mit diesem Mädchen zu tun sein wird.“
    Er wendete sich mit strenger Miene zu Emilia, welche in die hinterste Ecke gedrängt worden war, und von der größten Angst beherrscht wurde.
    „Ich habe einige ihrer Worte gehört“, sagte er. „Wer sind Sie?“
    Sie schwieg, scheinbar in tiefster Verlegenheit.
    „Antworten Sie!“ fuhr er sie an.
    „Man nennt mich Emilia“, sagte sie in jenem halblauten, heiseren Ton, der deutlich verriet, daß sie sich fürchtete.
    „Señorita Emilia? Ah, dieser Name ist mir sehr wohl bekannt“, meinte er, indem sein Blick befriedigt aufleuchtete. „Sie sind eine meiner größten Feindinnen. Sie haben mir mehr geschadet als eine ganze Brigade Franzosen. Ich werde mich beeilen, Sie unschädlich zu machen. Wo befindet sich Ihre Wohnung?“
    „In der Strada del Emprado.“
    „Man wird diese Wohnung genau untersuchen. Finden sich Verdächtigkeiten vor, so lasse ich Sie hängen wie den ersten besten Spion. Señor Sternau, nehmen Sie dieses Frauenzimmer

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