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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu. Ihr werdet wohl sehen, wie lange das geduldet wird. Ich kam nur, um dir zu sagen, daß der Amerikaner aufbrechen wird.“
    „Nach Berlin bereits?“
    „Erst zu mir. Ich habe sein Gewehr noch. Ein verdammt dummer Schießknüppel. Der Kerl selbst aber hat Haare auf den Zähnen.“
    „Da wird es wohl nichts aus dem Zuchthaus?“
    „Eigentlich sollte ich ihn einstecken; aber der Kerl ist mir zu grob. Ich liebe die Höflichkeit und bin feinere Umgangsformen gewöhnt, da mag ich mit ihm lieber nichts zu tun haben. Waldröschen, gehst du mit hinab?“
    „Ja“, antwortete sie. „Adieu, lieber Kurt!“
    „Adieu, liebe Rosita.“
    Sie ging mit dem Alten. An der Treppe blieb er stehen und sagte:
    „Lieber Kurt und liebe Rosita! Kreuzbataillon! Das klingt ja, als wäre ich unter lauter Tauben und Täuberiche geraten. Denkst du denn, daß dieser Täuberich für dich paßt?“
    Sie errötete, antwortete aber herzhaft:
    „Ja, lieber Pate.“
    „Und du für ihn?“
    „Ja.“
    „Da schlage das Wetter drein! Der Junge ist mir lieb, ich halte große Stücke auf ihn, aber er ist nur ein Bauer- und Schiffersohn. Du aber bist –“
    „Seine Braut!“
    „Sein Gänschen. Weiter nichts“, meinte er zornig. „Weiß denn die Mama davon?“
    „Nein.“
    „Ja, da hat man die Bescherung! Der Teufel soll mich holen, wenn –“
    Sie faßte ihn rasch am Arm und unterbrach ihn:
    „Ach, lieber Pate, ich denke, Sie sind feinere Umgangsformen gewöhnt.“
    „Ja“, antwortete er verblüfft. „Bin ich dir etwa nicht fein genug?“
    „Hm. Ich will nicht übermäßig klagen.“
    „Das will ich dir auch geraten haben. Ja, ja, der Kurt scheint allerdings feinere Umgangsformen zu haben als ich.“
    „Das ist wahr, Pate.“
    „Bomben und Granaten! Wenn das zu der Feinheit gehört, so kann ich dich auch schmatzen, bis mein Schnurrwichs dir am Mäulchen hängen bleibt.“
    Sie lachte goldig auf und antwortete:
    „Ich habe dir niemals einen Patenkuß verwehrt.“
    „Das ist wahr. Aber jetzt muß ich danken. Ich drücke mein Petschaft nicht dahin, wo der Junge bereits gesiegelt und gestempelt hat. Mädel, du wirfst dich ganz gewaltig weg.“
    „Wieso?“
    „Dieser Kurt wird zwar Karriere machen, aber ich hatte einen ganz anderen für dich in petto.“
    „Wen?“
    „Nun rate einmal.“
    „Sage es lieber.“
    „Na, einen großherzoglichen Prinzen. Für solch einen Topf wärst du die allerrichtigste Zwiebelstaude!“
    „Ich muß danken. Adieu Pate.“
    „Adieu? Warum? Ich gehe ja mit!“
    „Nein, nein! Deine Umgangsformen werden so fein, daß man die Feinheit gar nicht mehr bemerkt.“
    Damit huschte sie an ihm vorüber und zur Treppe hinab.
    „Wetterhexe“, brummte er. „Was soll daraus werden. Haben sich die beiden da gepackt und umklammert. Und sie wetzt ihr Naschen an seinem Schnurrbart. Wenn sie das so gern hat, so will ich ihr meinetwegen meinen Rasierpinsel dazu borgen, aber den Jungen soll sie sich aus dem Kopf schlagen. Für den habe ich ja bereits eine Frau!“ –
    Einige Stunden später schlenderte ‚Geierschnabel‘ langsam durch die Gassen von Mainz und betrachtete die Ladenschilder mit neugierigen Blicken. Endlich blieb er vor einem Haus stehen.
    „Kleiderladen von Levi Hirsch“, murmelte er. „Ich trete ein!“
    Sobald er die Tür öffnete, wurde er von einem Sohn Israels mit forschenden Blicken empfangen. Sein Äußeres versprach nicht viel.
    „Was wünscht der Herr?“ fragte der Jude.
    „Einen Anzug.“
    „Einen Anzug? Einen ganzen? Au waih!“
    „Natürlich einen ganzen!“ meinte der Jäger. „Zerrissen darf er nicht sein.“
    „Zerrissen? Gott Abrahams! Soll ich haben zerrissene Kleider für die Herrschaften, welche kommen, um zu kaufen schöne Sachen bei Levi Hirsch, welcher ist der größte Marschang tällör von Mainz! Was ist der Herr?“
    „Das geht Ihn nichts an.“
    „Ist der Herr von hier?“
    „Nein.“
    „So wird der Herr doch nicht etwa kommen, zu nehmen die Sachen auf Kredit, was man heißt Pump?“
    „Ich bezahle gleich!“
    Der Jude betrachtete ihn jetzt aufmerksamer vom Kopf bis zum Fuß herab, als es vorher geschehen war, und sagte:
    „Das ist für meine Ohren zu hören lieblich und schön. Also hat der Herr bei sich Geld genug, um zu bezahlen einen kompletten Anzug, welcher besteht aus Rock, Hose und einer feinen Weste?“
    „Für jetzt hat Er sich den Teufel um meinen Beutel zu kümmern, versteht Er mich!“
    „Gott der Gerechte. Darf ich doch fragen, um zu

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