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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bin ich wie geschaffen. Aber wie viele Sorten von Künstlern gibt es?“
    „Erst kommen die Dichter.“
    „Danke. Die hungern zu viel.“
    „Die Weber.“
    „Die schmieren und klopfen zu viel.“
    „Die Bildhauer.“
    „Die hämmern zu viel.“
    „Die Architekten.“
    „Danke. Die stehen in einem schlechten Geruch. Ihre Häuser stehen nur von heute bis morgen.“
    „Die Komponisten und Musikusse.“
    „Hm! Das wäre nicht übel. Komponist und Musikus? Das gefällt mir eher. Was für eine Weste müßte ich da haben?“
    „Werde ich geben dem Herrn eine grüne Weste mit so viel blauen Blumen, daß man ihn soll halten für eine Wiese mit lauter Vergißmeinnicht.“
    „Donnerwetter, ja, diese Weste muß ich haben!“
    Sie war dreißig Jahre alt und wurde mit vier Talern bezahlt.
    „Und die Hosen?“ fragte der Jude. „Was soll ich bringen für welche?“
    „Sie müssen auch inkognito sein.“
    „So werde ich bringen schwarzgraue Hosen, wie sie Mode gewesen sind bei Sebastian Bach, welcher gewaltig geschlagen hat alle Orgeln und dazu komponiert viele Tragkörbe von Noten.“
    „War er berühmt?“
    „So berühmt, daß man ihn nach zehntausend Jahren noch kennen wird.“
    „So bringe Er die Hosen her.“
    Es waren alte, abgetragene Lederhosen, die jedenfalls aus einem Dorf der Umgegend von Mainz stammten. ‚Geierschnabel‘ machte ein ganz undefinierbares Gesicht, als er sie erblickte, bezahlte aber sofort die drei Taler, welche dafür verlangt wurden.
    „Und nun die Stiefeln. Was soll ich für welche bringen?“ fragte der glückliche Handelsmann.
    „Inkognito! Man darf mich nicht kennen.“
    „So werde ich vorschlagen Schuhe, ein paar Tanzschuhe, so fein und leicht, daß man springt in die Luft, sobald man sie angezogen hat. Solche Schuhe muß tragen ein Herr, welcher ist Komponist und Musikus.“
    „Her damit.“
    Sie wurden gebracht und sofort bezahlt.
    „Will der Herr bedecken auch seinen Kopf!“ fragte der Jude.
    „Natürlich, aber auch inkognito.“
    „So werde ich ihm geben einen Hut, so hoch und breit, wie ihn getragen hat Orpheus, ehe er stieg in den Orkus hinab.“
    „Wer war dieser Orpheus?“
    „Ein großer Komponist und Musikus, welcher erfunden hat die Ziehharmonika und das Klavier mit doppelten Saiten.“
    „War er berühmt?“
    „Außerordentlich. Wenn er hat gespielt die Ziehharmonika und dazu geklimpert das Klavier, sind die Steine geworden lebendig.“
    „Gut. Der Hut wird gekauft.“
    Der Hut war fürchterlich. Die Krempe hatte drei Fuß im Durchmesser, und der Hut war dementsprechend hoch.
    „Der Herr trägt doch auch Handschuhe?“
    „Freilich. Aber man darf ihnen nicht ansehen, woher ich bin.“
    „So werde ich geben weiße Handschuhe, so zart wie Spinnwebe, damit keiner kann drücken die Fingernägel entzwei.“
    Er brachte weiße Leichenhandschuhe, für die der Amerikaner den sechsfachen Preis bezahlte. Der letztere glaubte, nun alles beisammen zu haben, aber er irrte sich sehr, denn der Jude forschte noch in seinem Laden umher und fragte:
    „Wenn der Herr will gehen als Musikus, muß er da nicht auch haben Noten, um zu zeigen, daß er ist ein großer Komponist?“
    „Donnerwetter, ja, Noten, die hätte ich am Ende fast vergessen. Hat Er welche hier?“
    „Warum sollte ich nicht haben Noten? Hat doch mein Töchterlein gezogen an der Gitarre und gegriffen an das Flageolett! Dort liegen sie bei den Zeitungen. Will der Herr geben einen Taler?“
    „Ja. Her damit!“
    Der Händler brachte Gitarrennoten und eine Übungsschule für das Flageolett. Dann meinte er nachdenklich:
    „Aber wenn man ist ein Komponist, so muß man auch haben ein Instrument, um zu blasen hinein oder zu streichen hinauf und herab.“
    „Das ist wahr. Hat Er denn auch Instrumente?“
    „Natürlich werde ich haben Instrumente! Habe ich doch eingelöst eine Violinbratsche mit zwei Saiten und eine Posaune, worauf sind gestürzt drei Mauern von Jericho.“
    „Bringe Er sie her!“
    „Was? Die Bratsche oder die Posaune?“
    „Die Posaune ist mir lieber.“
    „Hier ist sie.“
    Er zog das Instrument unter einem Haufen alten Eisens heraus.
    „Alle Teufel!“ meinte der Jäger. „Die hat aber Narben!“
    „Kann es sein anders? Habe ich nicht gesagt, daß darauf gefallen sind drei Mauern von Jericho?“
    „Hm! Wenn's so ist! Aber hier gibt es auch zwei Löcher!“
    „Sind dem Herrn diese Löcher etwa unbequem?“
    „Nein. Aber sie gehören doch wohl nicht hinein!“
    „Warum soll man

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