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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht?“
    „Weil man nicht einen Mexikaner in Ihnen vermuten darf. Sie müssen inkognito bei Bismarck erscheinen.“
    „Inkognito? Donnerwetter, klingt das vornehm! Wie aber soll ich das anfangen, he?“
    „Sie legen einen gewöhnlichen Zivilanzug an. Ich werde Ihnen einen solchen gern besorgen.“
    „Besorgen? Das soll heißen bezahlen?“
    „Ja.“
    „Damit bleiben Sie mir vom Leib! ‚Geierschnabel‘ ist nicht der Kerl, der sich einen Anzug bezahlen läßt. Ein Kerl, welcher solche Kostbarkeiten über die See herüberschleppt, der hat schon so viel Geld, daß er sich eine Jacke und Halsbinde selbst bezahlen kann!“
    „Na, mein Lieber, ich wollte Sie nicht beleidigen.“
    „Das wollte ich Ihnen auch nicht geraten haben! Also wann reisen wir?“
    „Heute abend mit dem letzten Zug.“
    „Zusammen?“
    „Natürlich.“
    „Das paßt mir nicht.“
    „Ah! Warum nicht?“
    „Weil ich das nicht gewöhnt bin. Ich liebe es, nur auf mich selbst angewiesen zu sein. Geben Sie mir lieber einen Ort in Berlin an, an welchem wir uns treffen wollen.“
    „Hm. Ich kann nicht in Sie dringen, und so sollen Sie Ihren Willen haben. Wir wollen uns also morgen mittags drei Uhr im Magdeburger Hof treffen. Die Straße, in welcher er liegt, heißt –“
    Da fiel ‚Geierschnabel‘ ihm in die Rede:
    „Halt! Papperlapapp! Es macht mir Spaß, mich selbst zurecht zu finden. Einer, der sich im wilden Urwald nicht verläuft, wird wohl auch Ihren Magdeburger Hof zu treffen wissen!“
    „Meinetwegen. Also abgemacht! Diese Herrschaften werden Sie jetzt nach vielem noch zu fragen haben; ich aber habe meine Vorbereitungen zu treffen und suche darum mein Zimmer auf.“
    Er ging. Aber noch befand er sich kaum fünf Minuten in dem Zimmer, welches hier stets für ihn reserviert war, so klopfte es leise, die Tür öffnete sich und Waldröschen steckte ihr schönes Köpfchen herein.
    „Darf ich eintreten, lieber Kurt?“ fragte sie.
    „Ja, liebe Rosita“, antwortete er.
    Sie zog die Tür hinter sich zu, näherte sich ihm und sagte:
    „Weißt du, daß ich recht sehr besorgt um dich bin?“
    „Warum wohl, Röschen?“
    „Ich denke, nun wirst auch du nicht wiederkommen.“
    „Und ich denke gerade das Gegenteil.“
    Seine heitere, zuversichtliche Miene bestätigte diese Ansicht allerdings.
    „Ist die Aufgabe, welche du da drüben zu lösen hast, gefährlich?“
    „Nein, ganz und gar nicht.“
    „Aber du wirst dich in Gefahr begeben, um Papa und die anderen ausfindig zu machen und zu befreien.“
    „Das steht bei Gott, meine liebe Rosita. Noch weiß ich ja nicht, was ich in dieser Angelegenheit zu tun haben werde.“
    Sie blickte ihm mit liebevoller Besorgnis in die Augen und sagte:
    „O, das wird noch viel gefährlicher sein als damals das Doppelduell.“
    „Damals hattest du doch keine Angst!“
    „Ja, damals kannte ich die Gefahr und wußte, daß du ihr gewachsen seiest, jetzt aber ist sie mir unbekannt.“
    „Ich weiß ein Mittel, welches mir helfen würde, alle Gefahren siegreich zu bestehen, liebes Röschen.“
    „Welches ist es?“
    Da beugte er sich zu ihr hinab und fragte leise:
    „Weißt du, was ich bei jenem Duell auf der Brust trug?“
    Sie errötete ein wenig, zögerte aber nicht mit der Antwort:
    „Meine Schleife.“
    „Die du dir wieder einlöstest.“
    Ein liebliches, verschämtes Lächeln überflog ihr Gesichtchen und dann antwortete sie:
    „Ja, aber ich gab sie dir zurück, und dafür zwangst du mich, auch den Preis zurückzunehmen.“
    „Das war wohl sehr bös von mir?“
    „Sehr, sehr bös!“
    „Dann bin ich ja ganz außerordentlich undankbar, denn die Schleife war ja mein Talisman gewesen und hatte mich im Kampf beschützt. Weißt du nun vielleicht, was ich meinte, als ich vorhin von dem Mittel sprach?“
    Sie nickte und sagte:
    „Wohl abermals einen Talisman?“
    „Ja, mein liebes Röschen.“
    „Von wem erwartest du denn einen solchen? Gewiß von deinem Paten, dem Oberförster?“
    „O weh! Nein, sondern von dir!“
    „Von mir? Ah, was könnte das denn sein?“
    „Nun, abermals eine Schleife oder so etwas.“
    „Du sollst es haben, lieber Kurt. Geht etwa ein Handschuh an?“
    „Ja, aber du mußt ihn bereits getragen haben.“
    „Das versteht sich. Ich werde jetzt gehen und dir einen Talisman suchen, den du mitnehmen sollst. Aber eigentlich kam ich aus einem ganz anderen Grund zu dir.“
    „Darf ich ihn erfahren?“
    „Ja, ich sage ihn dir, obgleich es vielleicht nicht ganz in der

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