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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Waffen.“
    „Welche Art von Waffen führt er bei sich?“
    „Eine Büchse, zwei Revolver und ein Messer. Die Hauptwaffe aber besteht in einer posaunenartigen Vorrichtung aus Kanonenmetall. Wer kann wissen, womit dieses Mordwerkzeug geladen ist!“
    „Haben Sie es gesehen?“
    „Zwar nicht ich selbst, sondern mein Oberkellner.“
    „Ist der Mann zuverlässig?“
    „Ja.“
    „Warum haben Sie nicht auch sich selbst überzeugt?“
    „Das wäre dem Fremden vielleicht aufgefallen. Ich wollte keinen Verdacht in ihm erwecken, damit wir ihn desto sicherer haben.“
    „Wie aber wissen Sie, daß er gegen Herrn von Bismarck ein Attentat beabsichtigt?“
    „Er hat sich nach der Wohnung desselben erkundigt und sich den Weg dorthin ganz genau beschreiben lassen.“
    „Von wem?“
    „Von einer meiner Kellnerinnen, welche eine Verwandte von mir ist.“
    „Das dürfte allerdings ins Gewicht fallen, ist aber nicht überzeugend.“
    „O, er hat sogar gesagt, daß er mit Bismarck wenig Federlesens machen werde.“
    „Kann das Mädchen dies beschwören?“
    „Natürlich.“
    „Hat er gesagt, wann er zu dem Minister gehen will?“
    „Nein.“
    „Wo befindet er sich jetzt?“
    „Er frühstückt.“
    „Wo?“
    „Auf seinem Zimmer.“
    „Gut. Vielleicht irren Sie sich, auf alle Fälle aber ist es meine Pflicht, dem Mann auf den Zahn zu fühlen. Das kann ich aber nicht auf mich allein nehmen. Ich habe es vorher noch anderweit zu melden, werde aber innerhalb eines halben Stündchens bei ihnen sein. Sie haben dafür zu sorgen, daß der Mann bis dahin das Haus nicht verläßt.“
    „Darf ich, wenn es nötig ist, ihn mit Gewalt zurückhalten?“
    „Nur im äußersten Falle. Ihre Klugheit wird schon einen Grund finden, der ihn zum Bleiben veranlaßt.“
    „Ich werde das Meinige tun.“
    Damit entfernte er sich.
    Unterdessen hatte ‚Geierschnabel‘ ganz ahnungslos sein Frühstück beendet.
    „Soll ich etwa auf diesen Leutnant warten?“ fragte er sich. „Oho, ‚Geierschnabel‘ ist schon der Kerl, ohne Empfehlung mit Bismarck zu sprechen. Allerdings werde ich mir mit ihm keinen Spaß machen dürfen, wie mit den anderen. Meine Sachen bleiben also hier. Aber neugierig bin ich doch, was er für Augen machen wird, wenn ein so gekleideter Kerl Audienz bei ihm verlangt.“
    Er schaffte seine Habseligkeiten in das Schlafzimmer. Dieses verschloß er und zog den Schlüssel ab, welchen er zu sich steckte.
    „Dieses Volk braucht während meiner Abwesenheit nicht zu erfahren, was in meinem Sack steckt“, brummte er. „Der Kellner hat bereits genug gesehen. Und haben sie hier einen Hauptschlüssel, so habe ich meine Schraube.“
    Er zog aus der Tasche eine jener amerikanischen, patentierten Sicherheitsschrauben, mit denen man das Schlüsselloch verschließen kann, ohne daß es einem zweiten gelingt, sie wieder zu entfernen. Er drehte die Schraube in das Loch, bis auf einen Druck die Feder vorsprang, dann verließ er das Zimmer und stieg die Treppe hinab.
    Es war eigentümlich zu nennen, daß er nicht bemerkt wurde, aber das ganze Personal war in der Küche versammelt, um das hochwichtige Ereignis zu besprechen. Sie glaubten ihn sicher beim Frühstück und hatten keine Ahnung von der Schnelligkeit, mit welcher ein Präriejäger die größten Quantitäten eines Mahles verschwinden läßt.
    So kam er ungesehen aus dem Haus und schlug nun den Weg ein, welchen ihm die Kellnerin beschrieben hatte. Es wurde zwar einige Male notwendig, sich zu erkundigen, aber er erreichte doch glücklich und unbelästigt sein Ziel. Der Großstädter, selbst der großstädtische Schulbub hat keine Lust, dem erstbesten Menschen, der sich auffallend kleidet, nachzulaufen.
    Er sah den Portier, welcher am Tor stand, trat vertraulich zu ihm heran und fragte:
    „Nicht wahr, hier ist Bismarcks Wohnung?“
    „Ja“, antwortete der Zerberus, indem er den Frager mit lustigem Lächeln musterte.
    „Eine Treppe hoch?“
    „Ja.“
    „Ist der Master zu Hause?“
    „Master? Wer?“
    „Na, Bismarck!“
    „Sie meinen Seine Gnaden, den Grafen von Bismarck Exzellenz?“
    „Ja, ich meine den Grafen, Seine Gnaden, die Exzellenz und auch Bismarck selbst.“
    „Ja, er ist zu Hause.“
    „Na, da treffe ich es also gut.“
    Er wollte an dem Portier vorüber, dieser aber faßte ihn am Arm und fragte: „Halt! Wo soll es denn hingehen?“
    „Na, zu ihm natürlich!“
    „Zu Seiner Exzellenz?“
    „Natürlich!“
    „Das geht nicht!“
    „So! Ach! Warum denn

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