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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Magdeburg?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte.
    „Kann ich ein Zimmer bekommen?“
    Der Kellner betrachtete sich den Mann abermals und meinte dann:
    „Hm. Sie sind jedenfalls nicht von hier?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Haben Sie Legitimation?“
    „Das glaube ich.“
    „So kommen Sie.“
    Er führte ihn durch den Flur auf den Hof, wo er eine Tür öffnete.
    „Hier herein“, sagte er.
    ‚Geierschnabel‘ trat ein und blickte sich um. Es war ein dunkles, rauchiges Gewölbe. Auf dem Fenster standen verschiedene Wichs- und Schmierrequisiten, in einer Ecke lag ein Werkzeugkasten, an den Wänden hingen zahlreiche Kleidungsstücke, auf Reinigung harrend, und an einer Tafel saßen mehrere Personen bei Schnapsgläsern, sich mit einer schmutzigen Karte beschäftigend.
    „Donnerwetter. Was ist denn das für ein Loch?“ fragte er.
    „Die Hausknechtstube.“
    „Was habe ich bestellt, die Hausknechtstube oder ein Zimmer?“
    Der Oberkellner lächelte vornehm und meinte:
    „Allerdings ein Zimmer. Aber sagen Sie, was Sie darunter verstehen?“
    „Nun, diese Höhle jedenfalls nicht.“
    „Sie sind wohl feiner gewöhnt?“
    „Allerdings“, nickte ‚Geierschnabel‘.
    „Das sieht man Ihnen nicht an.“
    „So etwas kommt öfters vor. Sie halten mich nicht für fein, und ich bin es doch. Bei Ihnen aber findet wohl das Gegenteil statt?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Sie sehen fein aus, sind es aber nicht.“
    Da zog der Oberkellner ein höchst indigniertes Gesicht und sagte:
    „Alter Freund, solche Retourkutschen sind bei uns nicht Mode. Wenn Sie bei uns bleiben wollen, müssen Sie vor allen Dingen höflich sein.“
    „Sie versprechen sich wohl. Es muß heißen, wenn ich bei Ihnen bleiben soll, müssen Sie vor allen Dingen höflich sein. Also ein Zimmer.“
    „Wie hoch?“
    „Neuntausendsechshundertfünfundachtzig Ellen.“
    Die an dem Tisch sitzenden Handwerksburschen lachten, der Oberkellner aber zeigte ein höchst verdrießliches Gesicht und antwortete:
    „Sie scheinen sehr schwer von Begriff zu sein. Ich meine, wie hoch im Preis Sie das Zimmer verlangen?“
    „Dann scheinen Sie sehr schwer in Ausdrücken zu sein. Sprechen Sie deutlich, wie es sich für einen Mann gehört, dessen Pflicht es ist, die Gäste zu requirieren. Ich verlange ein anständiges Zimmer. Der Preis ist Nebensache.“
    Da machte er Kellner eine tiefe, höhnische Verbeugung und sagte:
    „Ganz wie Sie befehlen. Kommen Sie.“
    Er führte ihn zurück und eine Treppe empor. Droben auf dem ersten Korridor stand eine Tür offen. Sie führte in ein fein ausgestattetes Vorzimmer, an welches sich ein noch eleganteres Wohnzimmer anschloß. Durch eine zweite Tür konnte man in ein daran stoßendes Schlafzimmer blicken.
    „Genügt Ihnen das?“ fragte der Oberkellner, in der Erwartung, daß der Gast erschrocken zurücktreten werde.
    Dieser aber warf einen gleichmütigen Blick um sich und antwortete:
    „Hm. Vornehm noch lange nicht, aber auch nicht übel.“
    Es ärgerte den Kellner, sich in seiner Erwartung getäuscht zu sehen. Er meinte schnell und in pikiertem Ton:
    „Seine Erlaucht Graf Waldstetten haben zwei Tage hier logiert.“
    „Das wundert mich. So ein Graf pflegt Ansprüche zu machen.“
    „Sie doch nicht etwa auch?“
    „Warum nicht? Ist der Titel etwa so Besonderes? Sind zum Beispiel Sie etwa ein geringerer Orang-Utan als so ein Graf? Ich werde dieses Logement behalten.“
    Der Kellner hatte sich nur einen Scherz machen wollen. Jetzt erschrak er. Wie nun, wenn dieser Kerl wirklich hier blieb und dann nicht bezahlen konnte. Diese elegante Ausstattung, diese feinen, neu überzogenen Betten. Und dieser Mensch, der aus Großmutters Rumpelkammer zu kommen schien.
    „Das Logis kostet fünf Taler pro Tag“, rief er eilig.
    „Mir gleich.“
    „Ohne Pension.“
    „Ganz egal.“
    „Und ohne Service.“
    „Ist mir sehr gleichgültig.“
    Da erschien die Gestalt eines Mädchens, welches bisher im Schlafzimmer zu schaffen gehabt hatte. Es war dieselbe Kellnerin, welche eine Jugendbekannte von Kurt Helmers war und diesen damals unterstützt hatte, das Geheimnis des Kapitän Landola zu erforschen. Sie hatte den kurzen Wortwechsel gehört und war nun neugierig, den Mann zu sehen, welcher dem Oberkellner in dieser Weise zu schaffen machte.
    „Ihre Legitimation“, sagte dieser jetzt.
    „Donnerwetter, ist das hier so eilig?“ fragte ‚Geierschnabel‘.
    Der Gefragte zuckte die Achsel und erwiderte:
    „Wir sind polizeilich darauf

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