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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gardehusarenoberleutnant.“
    „Ah! Wie heißt er?“
    „Kurt Helmers.“
    Über das milde Gesicht des ‚alten Herrn‘ ging ein rasches Zucken.
    „Den kenne ich“, sagte er. „Er will nach Berlin kommen, um Sie dem Grafen von Bismarck zu melden?“
    „Ja.“
    „Aber ich denke, er befindet sich auf der Reise.“
    „Er wollte fort. Da traf ich ihn in Rheinswalden, und er erfuhr dabei einiges, was ihm wert erschien, daß es der Minister erfahre.“
    „Ist das so, so werde ich an Stelle des Leutnants treten und Sie einführen, wenn Sie mir sagen wollen, wer Sie sind.“
    „Hier nicht. Hier hört es dieser Dummkopf von Portier.“
    „So kommen Sie“, meinte der Mann lächelnd, indem er wieder umkehrte und voranschritt.
    Sie erreichten ein Vorzimmer, in welchem sich ein Diener befand. Dieser wollte bei ihrem Erscheinen sich in eine demütige Positur werfen, aber der Begleiter ‚Geierschnabels‘ verbot ihm dies durch einen heimlichen Wink.
    „Nun hier sind wir unter uns“, sagte er. „Jetzt können Sie sprechen.“
    „Aber hier steht doch abermals so eine Salzsäule.“
    Dabei deutete ‚Geierschnabel‘ auf den Diener. Der Herr gab demselben einen zweiten Wink, worauf er sich zurückzog.
    „Also jetzt“, sagte der Führer in einem Ton, in welchem sich einige Ungeduld aussprach.
    „Ich bin Präriejäger und Dragonerkapitän der Vereinigten Staaten, mein alter Freund.“
    „So, so. Ist das, was Sie da tragen, die Uniform der Vereinigten Staaten-Armee?“
    „Nein. Wenn Sie das für eine Uniform ansehen, müssen Sie verteufelt wenig militärische Ansichten haben. Na, Alter, das ist ja auch gar nicht notwendig. Ich bin nämlich ein etwas wunderlicher Heiliger, ich mache mir gern einen Spaß, und da habe ich mir diesen Anzug über das Fell gehängt, um meine Lust an den Maulaffen zu haben, die mich anstaunen.“
    „Das ist ein eigentümlicher Sport! Wenn ich Sie hier einführen soll, so möchte ich aber doch vorher wissen, welcher Gegenstand es ist, den Sie mit Exzellenz verhandeln wollen.“
    „Das ist ja eben das Ding, welches ich nicht verraten darf.“
    „Dann werden Sie auch keinen Zutritt finden. Übrigens können Sie mir getrost alles sagen, was Sie dem Grafen mitteilen wollen. Er hat kein Geheimnis vor mir.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „So sind Sie wohl so etwas wie Ordonnanz oder vertrauter Adjutant bei ihm?“
    „Man könnte es beinahe so nennen.“
    „Na, so will ich es wagen. Ich komme aus Mexiko.“
    Das Gesicht des alten Herrn nahm sofort den Ausdruck großer Spannung an.
    „Aus Mexiko?“ fragte er. „Haben Sie dort gejagt, oder sind Sie Kombattant gewesen?“
    „Beides, mein alter Freund. Zunächst war ich Führer eines Englishman, welcher Waffen und Geld zu Juarez brachte –“
    „Lord Lindsay?“
    „Ja. Sie kennen ihn?“
    „Ja. Sie sind mit ihm gereist?“
    „Den Rio Grande del Norte hinauf, bis wir Juarez fanden.“
    „So haben Sie Juarez gesehen?“
    Man sah es dem Sprecher an, daß er dem Gespräch jetzt mit dem allergrößten Interesse folgte.
    „O täglich. Ich bin bis vor meiner Abreise nach Deutschland bei ihm gewesen. Wir trafen in Fort Guadeloupe mit ihm zusammen, nämlich der Graf von Rodriganda, Sternau, Helmers – aber da schwatze ich von Leuten, die Sie ja gar nicht kennen!“
    „Rodriganda? Sternau? Helmers? Wer ist dieser Sternau?“
    „Der Mann der Gräfin Rosa de Rodriganda.“
    „Den? Den haben Sie getroffen?“
    „Ja freilich. Kennen Sie ihn?“
    „Ich habe von ihm gehört. Aber warum kommen Sie nach Deutschland?“
    „Juarez hat mich gesandt, um mit Sternaus Verwandten zu sprechen. Habe ich Ihnen so viel gesagt, so kann ich Ihnen auch meine Legitimationen zeigen. Hier sind sie.“
    Er zog seine Papiere hervor und überreichte sie ihm. Der Herr überflog sie rasch, musterte den Mann dann noch einmal und sagte:
    „Es muß wirklich eigentümliche Leute da drüben geben –“
    „Hier auch“, unterbrach ihn der Jäger.
    „Davon später. Ich werde Sie jetzt dem Grafen vorstellen, denn –“
    Er wurde abermals unterbrochen, denn die Tür öffnete sich, und unter derselben erschien Bismarck in eigener Person. Er hatte die lauten Stimmen der beiden Sprechenden vernommen, und da er sich durch dieselben gestört fühlen mochte, so hatte er selbst nachsehen wollen, wer sich da unterhalte. Als er die beiden erblickte, zeigte sein Gesicht ein allerdings rasch unterdrücktes Erstaunen.
    „Wie, Majestät befinden sich wieder hier?“ fragte er,

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