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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich strecken zu wollen, aber da war es, als sei plötzlich noch einmal die volle Lebenskraft in ihn zurückgekehrt. Er richtete sich halb empor und rief mit lauter, angstvoller Stimme:
    „Gott – Gott – vergib! Ich – habe ihnen – ja Wasser – Wasser und – und Brot gegeben!“
    Dann fiel er nieder. Er war eine Leiche.
    „Was muß er gemeint haben?“ fragte Mariano nach einer Pause, in welcher alle schweigend dagestanden hatten.
    „Wer weiß es. Das Geheimnis geht mit ihm zu Grabe“, meinte Helmers.
    „Vielleicht nicht“, sagte Sternau. „Sein Gewissen ließ ihm das Gesicht des Gepeitschten erscheinen, und als Entlastung sagte er, daß er Wasser und Brot gegeben habe. Señor Arbellez ist in den Keller geworfen worden. Dieser Tote hat ihn vielleicht mit Lebensmitteln versehen. Er hätte verdient, daß wir sein Leben schonten. Jetzt ist es leider zu spät.“
    „Was aber war es mit dem Brief?“ fragte Juarez.
    „Ein Brief an Cortejo“, antwortete Sternau. „Cortejo befindet sich am San Juan Fluß, um Sir Lindsay abzufangen. Diese Leute haben die Aufgabe gehabt, ihn aufzusuchen und ihm einen Brief zu überbringen.“
    „Von wem?“
    „Jedenfalls von seiner Tochter, welche sich auf der Hacienda befindet.“
    „Also in einem Stiefel befindet er sich, aber in wessen Stiefel?“
    „Jedenfalls müssen wir beim Capitano suchen. Er war der Anführer und also derjenige, welchem man vermutlich das Schreiben anvertraut hat.“
    Jetzt wurden der Leiche des genannten die Stiefel ausgezogen, und wirklich, in dem Schaft des einen fand sich Josefas Schreiben vor.
    „Hier, Señor“, sagte Sternau zu Juarez. „Lesen Sie.“
    Juarez öffnete das Schreiben und trat an das Feuer. Nachdem er es gelesen hatte, meinte er:
    „Señores, ich muß Ihnen diese Zeilen vorlesen. Hören Sie.“
    Er las sie mit lauter Stimme vor und sagte dann:
    „Dieser Brief muß aufgehoben werden. Er enthält das Eingeständnis schwerer Verbrechen. Alles ist uns klar, alles. Aber was jetzt tun?“
    „Wir können nichts Eiligeres tun, als nach dem Sabinafluß aufbrechen“, antwortete Sternau. „Wir müssen vor allen Dingen wissen, ob Sir Lindsay eingetroffen ist.“
    „Aber Arbellez, mein gefangener Schwiegervater“, sagte Helmers.
    „Nach der Hacienda kommen wir noch. Die Sendung des Lords ist zu retten und Cortejo gefangen zu nehmen, dann haben wir gewonnen. Bis an den Sabinafluß reiten wir höchstens noch zwei Stunden. Nehmt diesen Toten die Waffen und alles brauchbare ab. Dann aber weiter.“
    In Zeit von einer Viertelstunde brauste die Reitertruppe wieder über die Prärie dahin, um Sternaus Rat auszuführen.
    Wie wir bereits wissen, war Sir Henry Lindsay im Hafen von El Refugio gelandet, wo der gewaltige Rio grande del Norte sich als Grenzstrom zwischen Mexiko und Texas in den Meeresbusen ergießt.
    Trotz der Größe des Rio Grande und der vielen Hilfsmittel, mit denen El Refugio von der Natur aus bedacht wurde, ist diese Stadt dem Verkehr noch fernliegend geblieben. Es hat dies seinen Grund teils in den ungeordneten Zuständen jener Gegenden und teils darin, daß die Binnenlande, welche der Strom durchfließt, sich dem Handel, das heißt dem Welthandel, bisher noch verschlossen haben.
    So kam es, daß in dem Hafen, als der Engländer ankam, außer einer elenden brasilianischen Barke, keine größeren Schiffe lagen.
    Wie wir wissen, hatte Lindsay den Inhalt seines Fahrzeuges umladen lassen, doch hatte ‚Geierschnabel‘ sich in Fort Guadeloupe einer Ungenauigkeit schuldig gemacht. Lindsay hatte zwei kleine Schraubendampfer an Bord, welche auf wenig Tiefgang berechnet waren und dazu eine Anzahl von Booten, welche zum Flußtransport seiner Waren bestimmt waren.
    Jetzt lagen diese Fahrzeuge ein Stück von der Mündung des Stromes aufwärts vor Anker und warteten auf die Rückkehr ‚Geierschnabels‘, um stromauf zu gehen, indem die Lastboote von beiden Dampfern bugsiert werden sollten.
    Jeder dieser beiden Dampfer hatte eine kleine, bequem eingerichtete Kajüte. In der einen wohnte Sir Henry und in der anderen Miß Amy.
    Beide warteten mit Ungeduld auf ihren Boten und gaben sich der Sorge hin, daß ihm ein Unglück widerfahren sei. Sie saßen in Lindsays Kajüte und sprachen darüber. Es war Abend und bereits dunkel geworden.
    „Nach der Berechnung, die er mir machte, müßte er bereits da sein“, meinte Lindsay. „Ich darf keine Zeit verlieren. Wenn er nicht kommt, so lasse ich nur noch den morgigen Tag

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