47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
auf die Grasfläche heraus schimmerte. Auch Stimmen, welche miteinander sprachen, konnte man hören. Sie hielten an, und Helmers rief mit lauter Stimme:
„Hallo! Was ist das da für ein Feuer im Wald?“
Sofort verstummte das Gespräch und nach einigen Augenblicken wurde gefragt:
„Wer ist da draußen?“
„Zwei Jäger sind wir.“
„Nur zwei?“
„Ja. Darf man zu euch kommen?“
„Wartet erst.“
Es erhoben sich mehrere Männer vom Lager, nahmen Feuerbrände in die Hand und kamen herbei, um die beiden Ankömmlinge zu beleuchten. Einer von ihnen, der eine sehr stolze, finstere Miene machte, fragte:
„Sind etwa mehrere hinter euch?“
„Fällt gar niemanden ein!“ lachte Mariano.
„Ich kann euch doch nicht gebrauchen.“
„Aber wir euch.“
„Wozu?“
„Donnerwetter!“ fluchte Helmers. „Wozu fragt Ihr? Freut man sich denn nicht, wenn man da in dem wilden Wald menschliche Gesichter trifft?“
„Da freut ihr euch umsonst.“
„Seid kein Tor. Wir sind den ganzen Tag geritten und wollten uns soeben hier irgendwo in der Nähe zur Ruhe legen. Da sahen wir euer Feuer. Wenn wir uns mit daran wärmen, wird es euch wohl keinen Schaden machen.“
Der Mann beleuchtete die beiden abermals genau und sagte dann:
„So kommt. Aber hütet euch. Handelt ihr mit faulen Fischen, so macht ihr bei uns jedenfalls ein sehr schlechtes Geschäft.“
Die beiden stiegen ab und zogen ihre Pferde hinter sich her, den voranschreitenden Mexikanern nach. Als sie bei den Feuern anlangten, hatten sich mittlerweile auch die übrigen erhoben, um den ungewöhnlichen Besuch in Augenschein zu nehmen. Helmers und Mariano grüßten furchtlos, und dann fragte der erstere:
„Wo ist der Platz für eure Pferde, Señores, damit wir auch die unsrigen hinführen.“
„Das werden wir selbst besorgen“, sagte der frühere Sprecher.
Er gab zweien seiner Leute einen Wink, und diese machten Miene, die Pferde fortzuführen. Helmers aber wehrte mit der Hand ab und sagte:
„Halt, Señores. So schnell geht das nicht. Wir sind Jäger und wissen, was wir uns und den Pferden schuldig sind. Sie brauchen Ruhe und wir ein Kopfkissen, also zunächst mit den Sätteln herab. Dann könnt ihr sie fortführen.“
Die beiden schnallten die Sättel herunter und legten sie in die Nähe des Feuers, um sie als Kopfkissen zu gebrauchen. Dann streckten sie sich behaglich nieder.
Derjenige, welcher sie ausgefragt hatte, war derselbe, welchem Josefa Cortejo den Brief übergeben hatte. Auf einen Wink entfernte man die Pferde, und alle legten sich wieder nieder. Dann wendete er sich an Helmers:
„Ihr werdet mir wohl einige Fragen erlauben, Señor?“
„Fragen? Warum gerade Euch?“
„Weil ich der Capitano dieser Männer bin.“
„Ah, Ihr seid der Anführer? Das ist etwas anderes. So fragt einmal los.“
„Ihr seid Jäger?“
„Ja.“
„Woher?“
„Von überall her. Man sucht sich ein Wild, wo man es findet. Nicht?“
„Ich meine es anders. Wo seid ihr geboren?“
„Ich bin Deutscher und heiße Helmers.“
„Und Euer Kamerad?“
„Ist ein Franzose und heißt Lautreville!“
„Woher kommt ihr?“
„Von drüben über den Rio Grande herüber.“
„Ah, so seid ihr Yankees, die der Teufel heute lieber holen mag als morgen?“
Da lachte Helmers lustig auf und antwortete:
„Señor, mit Eurer Geographie scheint es auch nicht besonders gut zu stehen!“
„Donnerwetter! Warum?“
„Seit wann werden denn Deutsche und Franzosen zu den Yankees gerechnet?“
„Wenn ihr da drüben herumjagt, so seid ihr Yankees. Ihr kommt mir überhaupt verdächtig vor. Seit wann seid ihr über den Fluß herüber?“
„Seit gestern.“
„Das stimmt. So weit kann es ungefähr sein. Wo seid ihr übergesetzt?“
„In Laredo.“
„Und wo wollt ihr hin?“
„Müßt Ihr das so genau wissen?“
„Ja.“
„Nun, ich kann Euch den Gefallen tun. Seid Ihr aber etwa Leute des Juarez?“
„Fällt uns gar nicht ein. Wir dienen keinem Indianer.“
„Das ist gut. Mein Kamerad ist also ein Franzose und hat Sehnsucht nach seinen Landsleuten. Ich aber habe von früher her mit dem Juarez noch ein Ei zu schälen, wie man zu sagen pflegt, und so sind wir auf den Gedanken gekommen, nach Mexiko zu gehen, um zu sehen, in welcher Weise man dem Zapoteken an das Leder kann.“
„Das heißt, ihr wollt euch anwerben lassen?“
„So ähnlich.“
„Aber warum gerade bei den Franzosen?“
„Weil sie die Landsleute meines Kameraden sind.“
„Das wäre
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