48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
es.“
„Darf ich ihm dieses Passepartout zeigen?“
„Ja.“
„Auch anderen?“
„Nein. Sie dürfen sich dieses Papieres nur im Notfall bedienen. Übrigens gebe ich Ihnen zu bedenken, daß ich verloren bin und von meinen Anhängern sicher verlassen werde, wenn sie erfahren sollten, daß ich meine Hand zur Rettung des Erzherzogs biete. Ich gebe mich trotz Ihrer Jugend in Ihre Hände, aber ich hoffe, daß Sie mein Vertrauen rechtfertigen.“
Kurt wollte antworten. Der Zapoteke aber schnitt ihm die Rede mit der schnellen und kalten Bemerkung ab:
„Jetzt habe ich alles getan, was mir möglich ist; jetzt werde ich für nichts weiteres verantwortlich sein und wasche meine Hände in Unschuld. Fällt Max dennoch in unsere Hand, so ist er nicht zu retten. Ich bin nicht König eines absolut regierten Landes. Ich hänge von Verhältnissen ab, denen ich mich nicht entwinden kann. Darum bitte ich Gott, Ihrem Vorhaben seinen Segen zu geben.“
Er reichte Kurt die Hand und wendete sich dann zu Sternau:
„Ihr junger Freund wird nun Eile haben; er mag schleunigst abreisen, um nach Querétaro zu kommen. Vielleicht ist es ihm möglich, etwas für Señorita Emilia zu tun, für welche ich einiges befürchte, da dieser Pater Hilario, ihr Feind, zum Kaiser gegangen ist. Was Sie betrifft, so wissen Sie, daß ich gern für Sie tue, was möglich ist. Heute aber bin ich es, der eine sehr große Bitte an Sie hat.“
„Könnte ich sie doch erfüllen“, meinte Sternau.
„Sie können es.“
„Dann haben Sie meine Zusage im voraus, Señor.“
„Warten Sie erst. Wie haben Sie über Ihre nächste Zeit verfügt?“
„Ich habe mich zu noch nichts bestimmt. Ich kam, um Ihnen zu melden, was geschehen ist. Ich weiß ja, daß wir ohne Ihre gütige Hilfe mit dem Ordnen der Verhältnisse der Rodriganda nicht zustande kommen.“
„Das ist allerdings sehr wahr. Die Cortejos, Josefa Cortejo, Landola, der Pater und sein Neffe, sie alle müssen in Anklagezustand versetzt werden. Es handelt sich darum, ein umfassendes Geständnis von ihnen zu erlangen. Und selbst dann ist es nicht möglich, einen gültigen Urteilsspruch zu erlangen.“
„Warum?“
„Bedenken Sie unsere gegenwärtigen Verhältnisse. Noch wissen wir ja nicht, was geschehen kann. Wo gibt es einen kompetenten Gerichtshof für Ihre Angelegenheit?“
„Ich denke, bei Ihnen.“
„Meine Gerechtigkeitspflege ist noch ambulant. Für Ihre Angelegenheit bedürfen wir eines Richterspruches, der auch von anderen Mächten, besonders von Spanien anerkannt wird.“
„Das ist allerdings sehr richtig.“
„Wir müssen also warten, bis sich die Verhältnisse Mexikos leidlich geordnet haben.“
„Das ist leider höchst unangenehm.“
„O, ich hoffe, bis zum Juni zu Ende zu sein. Bis dahin ist es eine nicht gar zu lange Zeit. Wie gedenken Sie, dieselbe zu verbringen?“
„Würden Sie mir gestatten, in Ihrer Nähe zu bleiben?“
„Sehr, sehr gern. Das war es gerade, was ich wünsche. Das ist ja die Bitte, welche ich an Sie richten wollte. Hätten Sie nicht Lust, in meinen Dienst zu treten?“
Sternau blickte überrascht auf.
„Als was?“ fragte er.
„Als Offizier.“
Sternau schüttelte langsam den Kopf.
„Señor, Sie sehen ein, daß ich –“
„Pst!“ unterbrach Juarez ihn lächelnd. „Ich weiß, was Sie sagen wollen. Ihr Leben ist Ihnen und anderen, die sich seit zwanzig Jahren vergebens nach Ihnen sehnen, zu kostbar, als daß Sie es an eine Sache wagen möchten, welche Sie unmittelbar doch nichts angeht.“
„Das ist allerdings meine Meinung. Ich hoffe, nicht falsch beurteilt zu werden.“
„Gar nicht. Ich bezweifle weder Ihren Mut, noch Ihre außerordentliche Befähigung. Aber in meinem Dienst möchte ich Sie doch haben.“
„Als was, wenn nicht als Offizier?“
„Als Arzt.“
„Ah!“
„Ja. Wir kämpfen. Ärzte sind notwendig und leider so selten. Und welche Ärzte haben wir! Kaum einen gibt es, der eine geschickte Operation vorzunehmen vermag.“
„Auf welche Zeit würden Sie mich engagieren?“
„Auf keine bestimmte Frist. Ich will Ihnen nicht hinderlich sein. Sie können gehen, sobald Sie es für notwendig halten.“
„Gut, so akzeptiere ich.“
„Topp?“
„Topp!“
Sie schlugen die Hände ineinander. Dann sagte Juarez:
„Abgemacht also. Sie bringen mir ein Opfer, für welches ich Ihnen dankbar sein werde. Welche Personen haben Sie noch bei sich?“
„‚Bärenherz‘ und ‚Büffelstirn‘ nebst dem ‚Kleinen
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