48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
sagte in gebrochenem Spanisch: „Folgen Sie mir!“
Er führte sie in einen zwar kleinen, aber allerliebsten Raum, in welchem übereinander zwei Betten sich befanden.
„So, das ist Ihre Koje“, sagte er. „Machen Sie es sich bequem. Ich hole Wasser und dergleichen herbei.“
Kaum war er fort, so meinte Cortejo:
„Was war das, Señor Landola?“
„Er kannte die Familie Rodriganda!“
„Ja. Wir müssen da außerordentlich vorsichtig sein!“
„Hätten wir den Namen Rodriganda nicht erwähnt, so wären wir wahrhaftig nicht mitgenommen worden!“
„Und doch wünsche ich, ich hätte lieber nichts gesagt.“
„Na, wir müssen warten, was wir erfahren. Bis dahin können wir vorsichtig lavieren, bis wir das richtige Fahrwasser finden.“
„Ja, aber da bitte ich um eins!“
„Was?“
„Daß ich die Erkundigungen einziehe. Ihr geltet für meinen Untergebenen, also bin ich derjenige, welcher reden muß.“
„Meinetwegen“, meinte Landola mürrisch.
Peters kam bald zurück, um Wasser und Waschrequisiten zu bringen.
„Lagt ihr lange in Rio?“ fragte Cortejo.
„Nur drei Tage“, lautete die Antwort.
„Woher kommt ihr?“
„Um Kap Horn.“
„Ah! Um Südamerika herum?“
„Ja.“
„Wohl von Australien?“
„Eigentlich ja, aber zunächst von Mexiko.“
„Von einem der Westhäfen?“
„Guyanas.“
„Ladung dort genommen?“
„Nein. Passagiere dort gelandet.“
„Viele? Der Kapitän sagt doch, dies sei kein Passagierschiff.“
„Ist auch nicht.“
„Was sonst?“
„Privateigentum.“
„Wem gehört es denn?“
„Dem Grafen de Rodriganda.“
Die beiden Freunde blickten einander erschrocken an, was jedoch der Matrose gar nicht bemerkte.
„Rodriganda?“ fragte Cortejo, indem er sich zusammennahm. „Wie ist denn der Vorname dieses Herrn?“
„Don Ferdinande.“
„Wo wohnt er?“
„In Mexiko.“
„Kennst du ihn?“
„Nein, ich habe ihn nicht gesehen.“
„Ich denke, nach deinen Reden zu schließen, habt ihr in Guyanas ausgeschifft!“
„Das ist richtig, aber ich war nicht dabei.“
„Wieso?“
„Ich hatte einen schlechten Kapitän und ging daher in Valparaíso vom Schiff. Da kam Kapitän Wagner mit diesem Dampfer. Er mußte einen schwerkranken Mann ans Land geben und nahm an seiner Stelle mich auf.“
„So bist du also erst seit Valparaíso hier an Bord?“
„Ja.“
„Und weißt nichts von dem früheren Schicksal dieses Schiffes?“
„Ich weiß einiges, was ich von den anderen erfahren habe.“
„Nun?“
„Es gehörte einem Engländer und wurde in Ostindien von dem Grafen Rodriganda gekauft.“
„Wie kam der Graf nach Indien?“
„Mit Kapitän Wagner, Schiff ‚Seejungfer‘ aus Kiel.“
„Kiel ist wohl ein deutscher Hafen? Nicht?“
„Ja.“
„Sonderbar, daß der Graf dorther gekommen ist.“
„O, nicht von dort kam er.“
„Von woher sonst?“
„Er wurde an der Ostküste Afrikas aufgenommen.“
„Wo da?“
„Er war im Härrärland gewesen und da entflohen. Er traf die ‚Seejungfer‘ an der Küste und wurde aufgenommen. Der Kapitän brachte ihn nach Indien und dann nach Australien, um die anderen abzuholen.“
„Die anderen? Wer ist das?“
„Wer? Hm!“
Der Mann zögerte zu antworten. Er betrachtete sich die beiden Männer einige Sekunden lang, ohne seine Auskunft fortzusetzen.
„Warum antwortest du nicht?“ fragte Cortejo.
„Weil ich weiteres nicht weiß.“
„So! Und das andere wußtest du so rasch.“
„O, Señor, es kommt sehr viel auf den Frager an, ob man etwas schnell vergißt, oder nicht.“
Bei diesen Worten drehte er sich um und schritt zur Tür hinaus.
Cortejo blickte Landola an.
„Was war das?“
Landola zuckte anstatt der Antwort mit den Achseln.
„Ich wette meinen Kopf, daß er es wußte und sagte es doch nicht!“
„Ihr seid selbst schuld.“
„Ich? Inwiefern?“
„So eine weitbefahrene Teerjacke pflegt kein Dummhut zu sein.“
„Was hat dies mit meiner Frage zu schaffen?“
„Sehr viel. Ihr wart zu unvorsichtig.“
„Nicht, daß ich wüßte!“
„Und doch. Ihr wart ja förmlich erpicht, etwas über Rodriganda zu hören. Ihr habt den Kerl mit den Augen fast verschlungen.“
„Unsinn!“
„Ich habe Euch beobachtet. Es ist so!“
„Ich weiß nichts davon.“
„Wenn Ihr Euch nicht anders beherrschen könnt, so ist es besser, Ihr überlaßt das Fragen mir. Sonst verratet Ihr Euch.“
„Das geht nicht. Aber wenn es wirklich so ist, wie Ihr sagt, so werde ich mich
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