48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
André‘.“
„Wie wollen sich diese beschäftigen?“
„Ich werde dafür sorgen. In Beziehung auf den André hätte ich bereits jetzt eine Idee.“
„Welche?“
„Señor Helmers braucht einen Begleiter.“
„Ah, das ist wahr.“
„Einen der Häuptlinge kann er unmöglich mitnehmen, also würde ich ihm André vorschlagen.“
„Ich nehme ihn mit, wenn er mitgeht“, meinte Kurt sehr rasch.
„Schön. Und nun noch eins. Erwähnten Sie nicht gewisse Gegenstände, welche Sie im Keller des Klosters erbeutet haben?“
„Allerdings.“
„Was war es?“
„Der politische Briefwechsel des Paters und sodann die Meßgewänder, welche er unterschlagen hat.“
„Sind sie kostbar?“
„Sehr. Sie repräsentieren einen Reichtum von Millionen.“
„Sie werden mir diese Sachen vorlegen?“
„Ich bitte um die Erlaubnis dazu.“
„Sie haben dieselbe. Von jetzt an wohnen Sie mit in meinem Haus. Ich werde Ihnen sofort die nötigen Zimmer anweisen lassen. Und dann, wenn Sie sich ausgeruht haben, werden wir uns wiedersehen.“ – – –
Ein einsamer Reiter trabte auf der Straße von der Hauptstadt nach Querétaro dahin. Zwischen beiden Städten, ungefähr in der Mitte des Weges, liegt das Städtchen Tula.
Der Mann passierte dasselbe, ohne anzuhalten, obgleich sein Pferd müde zu sein schien. Aber als er Tula im Rücken hatte, verließ er die von Militär belebte Straße und bog seitwärts in das Feld ein.
Dort lag die Ruine eines Hauses. Die geschwärzten Mauern verrieten, daß dieses Haus ein Raub der Flammen geworden sei. Jedenfalls war dies während des gegenwärtigen Krieges geschehen, denn es schien, als ob die Ruinen nicht alt sein könnten.
Der Mann stieg ab, ließ sein Tier frei grasen und setzte sich in dem Schatten einer halb eingestürzten Wand nieder. Kaum war dies geschehen, so fuhr er zusammen.
„Pst!“ hatte er es rufen hören.
Er blickte sich um, konnte aber nichts bemerken.
„Pst!“ hörte er von neuem. Er zog eine Pistole hervor und suchte mit dem Auge in allen seinem Blicke erreichbaren Winkeln herum – vergebens.
„Pater Hilario!“ rief es jetzt halblaut.
Da sprang er auf. Wer kannte ihn hier?
„Pater Hilario!“ wiederholte es.
An dem Ton hörte er jetzt die Richtung, aus welcher die Stimme kam. Er trat hinter die Mauer, vor welcher er gesessen hatte. Dort stand – der kleine, dicke Verschwörer, ihn mit einem freundlichen, breiten Grinsen seines Gesichtes empfangend.
„Nicht wahr, das ist eine Überraschung?“ fragte er.
„Ihr? Ihr?“ rief der Pater erstaunt. „Wie kommt Ihr hierher?“
„Der geheime Bund ist allgegenwärtig. Ich habe Euch hier erwartet.“
„Mich? Wie konntet Ihr wissen, daß ich nach der Ruine kommen werde, um auszuruhen?“
„Das wußte ich allerdings nicht. Aber seht Ihr denn nicht, daß man von hier aus die Straße überblicken kann?“
„Wußtet Ihr, daß ich jetzt diese Straße kommen werde?“
„Daß Ihr jetzt kommen würdet, wußte ich nicht, daß Ihr aber überhaupt diese Straße passieren müßtet, das konnte ich mir denken.“
„Wieso?“
„Ich war in Santa Barbara.“
„Ah! Wirklich?“
„Ja. Ich sprach mit Eurem Neffen. Ihr wart kaum eine Stunde fort.“
„So konntet Ihr mir ja nachreiten.“
„Das war unsicher, da ich nicht wußte, welchen Weg Ihr eingeschlagen hattet. Ich hätte Euch leicht verfehlen können. Da ich aber wußte, daß Ihr nach der Hauptstadt gingt und von da, weil Ihr dort den Kaiser nicht mehr treffen konntet, gezwungenermaßen Euch nach Querétaro wenden mußtet, so zog ich vor, mir einen Punkt zwischen den beiden Städten auszusuchen, an welchem ich überzeugt war, Euch zu sehen. Dieser Punkt mußte, verständnishalber, im Freien liegen, und so habe ich diese Brandruine gewählt.“
„So habt Ihr mir also etwas Notwendiges mitzuteilen?“
„Ja.“
„Wie ging es in Santa Barbara?“
„Warum diese Frage?“
Der kleine Dicke blickte dabei den Pater erstaunt und forschend an.
„Nun, sie ist doch sehr natürlich. Wer von der Heimat fern ist, der will doch gern etwas von ihr wissen.“
„Ah pah! Ihr wißt doch, daß ich kaum eine Stunde nach Eurem Fortreiten dort war. Was konnte sich in dieser kurzen Zeit ereignet haben.“
„Das kann man doch nicht wissen.“
„Ihr scheint Euch dort mit geheimnisvollen Dingen herumgetragen zu haben, von denen ich nichts erfahren soll.“
„Da irrt Ihr Euch sehr. Aber wir leben im Krieg; da kann jeder Augenblick eine Änderung
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