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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mauern.“
    „Warum?“
    „Weil dies das sicherste Mittel ist, zu erfahren, ob jemand sich in der Nähe befinde.“
    „Gut, tun wir das.“
    Sie teilten sich, und als sie nach einiger Zeit am Tor wieder zusammentrafen, hatte keiner etwas Verdächtiges bemerkt.
    „Jetzt können wir übersteigen“, meinte Landola.
    Sie gelangten auf dem angegebenen Weg in das Innere des Friedhofes. Dort fragte Grandeprise:
    „Wo liegt das Begräbnis?“
    „Dort jenes dunkle Gebäude ist es, das dritte von der Mauerecke an“, antworten Landola.
    „Haben Sie den Schlüssel?“
    „Ja.“
    „Eine Leiter?“
    „Wir holen sie.“
    „Wo habe ich zu wachen?“
    „Sie bleiben hier an der Tür.“
    „Welches Zeichen gebe ich, wenn jemand kommen sollte?“
    „Können Sie den Ruf des Uhu nachmachen?“
    „Ganz gut.“
    „Dieser Ruf fällt nicht auf. Sie verstecken sich dann schnell so gut wie möglich und warten, bis die Störenfriede sich wieder entfernt haben.“
    Grandeprise machte es sich an der Mauer im Gras bequem. Die beiden anderen schritten auf das Begräbnis zu.
    „Holen wir die Leiter?“ fragte Landola.
    „Noch nicht. Erst wollen wir sehen, ob einer der Schlüssel schließt.“
    Er probierte lange. Endlich knackte der Riegel leise.
    „Offen?“ fragte Landola.
    „Ja.“
    „So warten Sie. Ich hole die Leiter.“
    Während er sich entfernte, tastete Cortejo teils mit den Händen und teils mit den Füßen im Begräbnis umher. Dann zog er, als der Gefährte zurückkehrte, die Laterne hervor.
    „Hier bringe ich die Leiter“, meinte der frühere Seeräuberkapitän. „Ich hoffe, sie wird langen. Oder führt eine Treppe hinab?“
    „Nein.“
    „Was für Fußboden?“
    „Stein.“
    „Das Loch offen?“
    „Nein, sondern mit Brettern verdeckt, wie Sie bereits am Vormittag gesehen haben müssen. Ich werde sie zur Seite schieben.“
    Er brannte die Blendlaterne an, die er sich gekauft hatte, und richtete den Schieber derselben so, daß nur ein einziger Strahl auf den Boden des dumpfigen Gebäudes niederfiel. Sodann schob er die Bretter zur Seite, wobei Landola ihm behilflich war.
    Dann legten sie die Leiter an und ließen sie hinab. Sie reichte bis hinunter auf den Boden.
    „Wer geht voran?“ fragte Cortejo.
    Es war ihm ein eigentümliches Gefühl über den Nacken gelaufen.
    „Wer den meisten Mut hat“, antwortete Landola.
    „Ah, Sie versuchen zu spötteln? Glauben Sie nicht, daß ich die geringste Furcht empfinde.“
    Er stieg voran, und Landola folgte. Unten angekommen, fanden sie, daß der kleine Raum ganz voller Särge stand. Die ältesten davon waren mehr oder wenig zerfallen, und viele Knochen lagen umher, von Ratten verschleppt und angefressen. „Wo schläft nun dieser Señor Bankier?“ fragte Landola.
    „Hier“, erklärte Cortejo nach kurzer Umschau.
    „Woraus schließen Sie das?“
    „Schließen? Es ist Gewißheit. Hier lesen Sie.“
    Er leuchtete nach dem Deckel des Sarges, auf welchem ein längst verwitterter Kranz lag. Er hatte ein Papier umgeben, auf welchem ein Gedicht mit der Widmung stand.
    „Ja“, meinte Landola, als er die fast ganz verblichenen Schriftzüge gelesen hatte. „Es ist der Name und das Datum.“
    „Öffnen wir also.“
    Es gelang ihnen leicht, den Deckel zu lüften, nachdem sie die Laterne zur Seite gestellt hatten. Als sie ihn weggenommen hatten, ließen sie ihn vor Überraschung beinahe fallen, denn der Tote lag beinahe unversehrt im Sarg. Die Kissen waren verfault und eingesunken, darum lag der Verstorbene ganz unten auf dem Boden. Die wachsbleichen Züge waren fürchterlich eingefallen. Der Körper bestand nur aus Knochen und Pergament, aber dieses letztere hielt die ersteren fest zusammen.
    „Der Kerl hat sich gut konserviert“, meinte Landola.
    „Zu unserem Glück“, fügte Cortejo hinzu.
    „Inwiefern?“
    „Nun, erstens wird es sich leicht mit ihm umgehen lassen, da er noch nicht zerfallen ist.“
    „Und zweitens?“
    „Und zweitens betrachten Sie sich ihn einmal.“
    „Das habe ich bereits getan.“
    „Wer will sagen, daß dies nicht Don Ferdinande sei?“
    „Allerdings. Das Haar, die Kopfbildung, die Länge der Gestalt. Gesichtszüge, was man genau so nennt, gibt es nicht mehr. Die Täuschung ist sehr leicht. Aber ist die Haut wirklich fest?“
    „Probieren wir.“
    Sie griffen beide zu und fanden, daß der Tote sich wie eine Holzfigur behandeln lasse.
    „Es geht“, meinte Landola. „Nun die Kleider.“
    „Alle Wetter, die liegen noch

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