48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Unternehmen sich gar nicht gegen ihn richtet. Wollen Sie mir dies gefälligst erklären?“
„Gut, ich will es Ihnen erklären, obgleich dies nicht ohne eine gewisse Gefahr für mich geschehen kann.“
„Gefahr? Ich werde Ihnen nicht im mindesten gefährlich sein. Reden Sie.“
„Der Freund Cortejos scheint nämlich auch der Ihrige zu sein.“
„Sie werden immer rätselhafter. Ich kenne keinen Menschen, welcher Cortejos Freund und auch der meinige wäre.“
„Und doch.“
„Wer wäre das?“
„Landola.“
„Alle Teufel! Aus welchem Grund meinen Sie, daß dieser, gerade dieser mein Freund sei?“
„Erstens, weil Sie ihn suchen.“
„Ach so!“
„Und zwar weil Sie ihn mit solcher Sehnsucht suchen.“
Der Jäger nickte grimmig vor sich nieder und antwortete:
„Ja, es ist Sehnsucht, eine ganz außerordentliche und ungewöhnliche Sehnsucht, mit welcher ich ihn suche! Und zweitens?“
„Zweitens, weil Sie nicht von ihm sprechen. Sie halten Ihr Verhältnis zu ihm geheim. Das ist doch der sicherste Beweis, daß Sie uns mißtrauen, ihm aber sehr freundlich gesinnt sind.“
Grandeprise stieß ein rauhes Gelächter aus.
„Donnerwetter, sind Sie ein feiner Menschenkenner!“ rief er aus. „Also weil ich nicht zu ihnen spreche, muß er mein Freund sein?“
„Ja. Sie halten uns für Feinde von ihm.“
„Wieso?“
„Sonst würden Sie aufrichtig sein.“
„Pah! Ich habe Sie gerade für sehr gute Bekannte von ihm gehalten.“
„Ah!“
„Jawohl!“
„Warum?“
„Weil Sie wissen, wo er zu treffen ist.“
„Hm! Jetzt irren Sie sich allerdings sehr in uns, geradeso, wie wir uns vieleicht in Ihnen geirrt haben.“
„Wäre das wahr?“ fragte er rasch.
„Ja. Ich will Ihnen gestehen, daß wir ihn bereits seit langer Zeit gesucht haben.“
„Weshalb?“
„Um ihn zu entlarven.“
„Donnerwetter!“ fuhr Grandeprise auf.
„Ja. Mag es mir schaden oder nicht; mögen Sie es ihm verraten oder nicht, ich will Ihnen offen sagen, daß gerade unser gegenwärtiges Unternehmen gegen ihn gerichtet ist.“
Da nahm die Miene des Jägers einen ganz anderen Ausdruck an.
„Alle Teufel!“ rief er.
„Sie glauben, daß ich Sie an ihn verraten werde?“
„Ja.“
„Weil ich sein Freund bin?“
„Ja.“
„Und sein Freund bin ich, weil ich ihn suche?“
„Ja.“
„Welch ein Unsinn! Sie haben ihn doch auch gesucht, ebenso wie ich.“
„Allerdings!“
„Gerade weil Sie sein Gegner sind!“
„Das ist richtig.“
„Nun, ganz so ist es ja auch mit mir der Fall. Ich suche den Kerl, weil ich ein Huhn mit ihm zu rupfen habe, ein Huhn, ah, und was für ein Huhn.“
Er ballte die Rechte und schlug mit der Faust auf den Tisch, daß das Speisegeschirr emporsprang. Dahin wollte ihn Landola haben.
„Wissen Sie denn eigentlich, was er ist?“ fragte der letztere.
„Ich? Ich sollte es nicht wissen. Wissen Sie es denn?“
„Ja.“
„Ein Seeräuber?“
„Richtig! Ein Seeräuber! Aber noch viel, viel mehr. Ich jage ihm nach seit Jahrzehnten. Ich suche und forsche nach ihm wie der Satan nach der Seele. Und wenn ich ihn finde, so soll es allerdings auch ganz so sein, als ob er in die Krallen des Teufels geraten sei.“
Er hatte das mit knirschenden Zähnen gesprochen. Es überlief Landola doch ein eigentümliches Gefühl, aber er ließ sich nichts merken. Er tat, als ob er über die Worte des Jägers ganz entzückt sei, und rief aus:
„Hallo! Wenn wir da in Ihnen einen Verbündeten gefunden hätten. Welch' ein Glück für uns.“
„Also Sie wollen ihm wirklich auch ans Leder?“
„Das versteht sich!“
„Und es ist wahr? Sie täuschen mich nicht?“
„Fällt uns gar nicht ein.“
„Aber warum war sein Agent so freundlich mit Ihnen?“
„Werden wir diesen Menschen etwa einweihen?“
„Das ist richtig. Also wenn Sie wirklich dem Landola in die Haare wollen, so leiste ich Ihnen von ganzem Herzen gern Gesellschaft. Sagen Sie nur, was ich tun soll.“
Um den Schein zu bewahren, blickte Landola Cortejo fragend an. Dieser nickte zustimmend mit dem Kopf und sagte:
„Ich denke, daß wir ihm vertrauen können. Er hat ein ehrliches Gesicht und wird uns nicht täuschen.“
„Täuschen? Ich Sie täuschen?“ rief Grandeprise. „Señores, stellen Sie mich auf die Probe, so werden Sie sehen, daß Sie sich auf mich verlassen können.“
„Wollen wir es wagen?“ fragte Landola.
„Ja, ich habe Vertrauen zu ihm“, antwortete Cortejo.
„Wagen Sie es!“ bat der Jäger. „Sie
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