48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
auch in acht nehmen.“
„Das rate ich Euch sehr an. Ihr habt ja gehört, wie die Sachen stehen. Oder nicht?“
„Hm. Dieser Kapitän hat den Grafen befreit.“
„Und nach Indien gebracht. Hier ist mir nun eins unklar.“
„Was?“
„Hier hat der Graf diesen Dampfer gekauft. Der kostet Geld.“
„Allerdings“, meinte Cortejo. „Woher hat er das Geld?“
„In der Sklaverei erarbeitet jedenfalls nicht.“
„Vielleicht dem Sultan gestohlen.“
„Dem Sultan gestohlen und doch entkommen? Das klingt unwahrscheinlich.“
„Wir werden es erfahren.“
„Mit diesem Dampfer sind sie dann nach Australien gefahren, um die anderen zu holen. Wen habe ich unter diesen anderen denn zu verstehen?“
„Doch Sternau und die Seinen.“
„Das denke ich auch.“
„Aber wie kann der Graf in diesem abgeschlossenen Härrär etwas von Sternau erfahren?“
„Zumal ich Sternau auf eine Insel gesetzt habe, welche kein Mensch kannte. Das ist wahrlich unbegreiflich.“
„Wir werden auch das erfahren.“
„Aber ich muß bitten, sehr vorsichtig zu sein. Ihr habt dem Kapitän bereits gesagt, daß Ihr Sachwalter des Grafen Rodriganda seid. Wie wollt Ihr Euch aus dem Loch helfen, in das Ihr aus eigener Schuld gefallen?“
„Das wird nicht schwer sein.“
„Wieso?“
„Ich kann doch das Vertrauen des Grafen Alfonzo besitzen, ohne gerade ein Feind der anderen zu sein!“
„Es wird sich empfehlen lassen, wenn wir den alten Grafen Emanuel gekannt haben.“
„Gut, dieser Gedanke reicht hin. Ich hoffe, daß wir von den Plänen Sternaus so viel erfahren, als für uns nötig ist, rasch zum Ziel zu kommen.“
Als der Kessel die nötigen Dämpfe besaß, nahm der Dampfer die Anker auf und wendete sich der See zu. Der Kapitän stand auf der Kommandobrücke, bis man offenes Meer hatte und die Fahrt frei war; dann stieg er herab, um die Führung dem Steuermann zu überlassen.
Da trat Peters zu ihm, legte die Hand an den Hut und sagte:
„Käpt'n!“
„Was willst du, mein Junge?“ fragt Wagner, welcher gewohnt war, mit seinem Seevolk in der leutseligsten Weise zu verkehren.
„Die Passagiere!“
„Na, was ist mit ihnen?“
„Hm! Fürchterlich neugierig!“
„So, so! Was wollten sie wissen?“
„Alles vom Schiff.“
„Tut ja nichts.“
„Und vom Grafen Rodriganda.“
„Auch das tut nichts, mein Sohn.“
„War mir aber doch auffällig. Der eine fragte, und der andere sperrte das Maul wie ein Walfisch auf.“
„Das ist leicht erklärlich. Sie kennen beide den Grafen Rodriganda.“
„Ach so!“
„Hast du sonst noch etwas?“
„Nein.“
„So schicke sie einmal zu mir, und sage dem Koch, daß sie in meiner Kajüte mit mir essen werden.“
Peters ging. Sobald ihn aber der Kapitän nicht mehr zu sehen vermochte, brummte er zwischen den Zähnen:
„Also sie kennen den Grafen. Gefallen mir aber doch nicht. Sie sehen beide gerade so aus, als wenn ein Seeräuberschiff die Kanonenluken maskiert, um für einen Kauffahrer angesehen zu werden. Kann auf keinen Fall schaden, wenn ich ein wachsames Auge auf sie habe.“
Der gute Peters gehörte zu jenen Leuten, welche sich unmöglich verstellen können, dafür aber auch ein instinktives Gefühl für jede Falschheit besitzen. Als er in die Kajüte trat, meinte er in einem Ton, welcher zwar höflich sein sollte, aber fast wie ein Befehl klang:
„Zum Käpt'n, Señores! Aber schnell!“
„Wo ist er?“ fragte Landola.
„In seiner Kajüte.“
„Gut! Werden gehen!“
„Wird gut sein, die Legitimationen mitzunehmen!“
Mit diesem Wink stieg Peters wieder davon. Dann aber stellte er sich abseits, um die beiden zu beobachten. Ein anderer Matrose kam und fragte:
„Was gibt's hier, Peters? Stehst doch da wie die Katze vor dem Rattenloch.“
„Ist's auch!“ lautete die kurze Antwort.
„Lauerst wirklich auf eine Ratte?“
„Ja, auf zwei.“
„Ah! Die Landratten?“
„Hast's erraten. Paß auf!“
„Was denn?“
„Wirst's sehen und hören.“
Die beiden Männer waren beim Schein der Decklaternen deutlich zu erkennen. Landola schritt voran, und Cortejo folgte ihm.
„Siehst du es?“ fragte Peters seinen Kameraden.
„Was?“
„Daß der eine ein Seemann ist?“
„Ah! Weshalb?“
„Habe es ihm am Auge angesehen. Ein Seemann hat ein anderes Auge als eine Landratte. War bei ihnen, um sie zum Käpt'n zu bestellen. Zwei Landratten hätten gefragt, wo die Kajüte ist.“
„Vielleicht sind sie bereits viel gefahren.“
„Tut nichts. Auf
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