900 MEILEN - Zombie-Thriller: Horror-Bestseller 2013 in Amerika! (German Edition)
Das Leben erschien uns hart. Wir machten uns Gedanken darüber, dass wir den Job nicht bekamen, den wir unbedingt wollten, und waren angepisst, wenn Politiker sinnlose Gesetze erließen. Das Schlimmste was uns passieren konnte, war, dass der Barista unseren Venti Coffee verhunzte, oder dass unsere Lieblingsfernsehserie abgesetzt wurde. Wir lebten gedankenlos vor uns hin.
Banale Aufgaben in einer banalen Welt.
Was zur Hölle wussten wir schon?
Wir bettelten ja förmlich, dass es aufhörte ...
Ich befand mich in einem Meeting. Schon wieder. Um mich herum saßen zehn der überbezahltesten, aber wertlosesten Menschen dieses Planeten. Ich starrte auf die Uhr über der Tür. Der Sekundenzeiger tickte wie in Zeitlupe. Ich schaute wieder nach unten und beobachtete angewidert, wie mein Boss ein weiteres glasiertes Gebäckstück hinunterschlang.
Zu diesem Zeitpunkt schlug die erste Meldung ein. Niemand von denen würde das überleben, so viel war klar. Die mit dem überteuerten Hummer und den Tausend-Dollar-Anzügen hatten keine Chance.
Ich war nicht immer so zynisch gewesen. Ich hatte zwar den Job und das Geld, fuhr jedoch keinen Hummer. Dafür trug ich einen verdammt coolen Anzug und war dabei, mich bis zur Spitze der Karriereleiter hoch zu kämpfen.
»Du hast eine große Zeit vor dir«, hatten sie mir prophezeit. Ich sei ein aufgehender Stern … belanglose Worte.
Als die Meldung reinkam, dachte ich, es sei ein schlechter Scherz. Wir schauten uns für einen Moment an, dann brachen wir in Gelächter aus, als Josh, der mir gegenübersaß, den Text laut vorlas. Die Meldung kam auf seinem zweihundert Dollar teuren Smartphone als CNN Newsflash herein:
DIE TOTEN STEHEN WIEDER AUF: BLEIBEN SIE IN IHREN HÄUSERN. SCHALTEN SIE IHRE FERNSEHGERÄTE EIN.
Mein Boss sprang auf. Krümel fielen von seiner Krawatte. Er stolperte wie ein Zombie mit erhobenen Armen durch den Raum und sagte mit grunzender Stimme, dass er Josh’s Gehirn verschlingen wollte.
»Sie kommen, um dich zu holen, Barbara«, witzelte Josh in einer plumpen Anlehnung an Romeros ›Night of the Living Dead‹. Die Gruppe kicherte. Es war aber gar nicht komisch. Tote Fische schwimmen eben mit dem Strom.
Josh sah mich an und fragte: »John, kannst du Videos streamen, die sich hinter der firmeninternen Firewall befinden?«
Ich konnte, und so rief ich CNN.com auf. Die Tatsache, dass sich mein Boss im selben Raum befand, ignorierte ich und dachte: Warum nehmen wir das überhaupt ernst?
Die Homepage hatte Ladeprobleme. Tatsächlich dauerte es mir zu lange und so tippte ich Yahoo.com in den Webbrowser ein. Die Seite zeigte die typischen aufgeblasenen Mainstream-Mediengesichter von Prominenten, Sportnachrichten und Wirtschaftsnews. Auferstandene Tote wurden nicht erwähnt.
Wir kamen zu dem Schluss, dass CNN gehackt worden sein musste und amüsierten und köstlich über den Scherz.
Doch ich konnte die ganze Sache nicht wirklich genießen, denn ich musste immerzu an den Streit von heute Morgen denken.
»900 Meilen weit weg von deinen Problemen«, hatte sie zu mir gesagt.
Um die Wahrheit zu sagen: Ich hasste diese Meetings, und Flugzeuge hasste ich noch viel mehr. Ich hoffte aber, dass ich die Gelegenheit bekommen würde, mich zu entschuldigen.
Endlich beendeten wir das Meeting. Die Meldung über lebende Tote war längst vergessen. Als wir den Konferenzraum verließen, fühlte ich eine seltsame Stimmung in der Luft. Für mich war die Situation nicht greifbar. Der typische Bürolärm … wie abgehackt. Überall sah ich hektische Bewegungen, als die Leute ihre Laptops, Jacken und Handtaschen auf dem Weg zu den Aufzügen einpackten. Ich lehnte mich in eins der abgeteilten Séparées, um ein paar Sekretärinnen zuzuhören, die sich um den Arbeitsplatz von irgendjemandem drängten. Sie sahen sich einen Videostream an, der bei Youtube hochgeladen worden war.
So ein verlauster Restauranttester hatte seine Kritik über ein Diner in East-Manhatten gefilmt und streamte diese. Bei dem Diner handelte es sich um eins dieser richtig protzigen Restaurants mit Tischen aus Mahagoniholz, in dem die Kellner alle einen Smoking und blendend weiße Hemden tragen mussten.
In dem Video war ein Typ zu sehen, der aussah wie ein Anwalt mit einem perfekt gelegten Hundert-Dollar-Haarschnitt. Er hatte wohl zu viel von seinem Steak gefressen und war am Tisch tot umgekippt.
Der Computer im Büro hatte keine Lautsprecher, aber man konnte die Situation aufgrund der gestochen scharfen Bilder
Weitere Kostenlose Bücher