48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Grandeprise verriet uns diesem Helmers. Wir nahmen eine Leiche aus einem Begräbnis, und als wir gerade darüber waren, diese in den Sarg des Grafen zu legen, wurden wir überfallen.“
„Sapperment“, rief der Pater. „Wie gut, daß ich euch hier sehe.“
„Warum?“
„Nun“, lachte er, „das ist doch der beste Beweis, daß ihr entkommen seid.“
„Das ist wahr. Aber die ganze Hauptstadt kennt nun die Sache.“
„Verflucht!“
„Und diese verdammten Kerls werden uns bis hierher verfolgen.“
„Wer?“
„Dieser Helmers und seine Genossen.“
„Wissen sie denn, daß ihr hierher seid?“
„Natürlich!“
„Von wem denn?“
„Von Grandeprise, das versteht sich doch von selbst.“
„Ah, ihr hattet ihm gesagt, daß ihr zu mir wollt?“
„Ja.“
„Das ist allerdings fatal, höchst fatal!“ sagte der Pater. „Ich kann dadurch in eine schlimme Lage geraten.“
„Pah! Der Jäger kann gelogen haben.“
„Auf alle Fälle müssen auch diese Kerls verschwinden!“
„Ja, dann fehlt die Handhabe. Außerdem gibt es jedoch noch zwei, welche wir bisher vergessen haben.“
„Wen?“
„Diesen verfluchten Sir Lindsay und seine Tochter Amy.“
„Ah, den Engländer? Richtig“, stimmte der Pater bei.
„Aber wo mag er zu finden sein?“
„Auf der Hacienda del Erina.“
„Wirklich?“
„Ja. Mein Neffe war ja dort. Lindsay ist als Begleiter des Juarez dort angekommen.“
„So scheint die Hacienda das Nest zu sein, in welchem sich die meisten unserer Stichwespen versammeln. Man muß es ergründen.“
„Damit wäre uns nicht geholfen“, entgegnete der Pater. „Die Hacienda ist von großem Umfang und von Stein gebaut.“
„Was aber dann tun?“
„Ich wüßte etwas“, meinte Cortejo.
„Was?“
„Ihr seid ja Arzt, Señor Hilario.“
„Allerdings. Aber was hat das mit der Hacienda zu tun?“
„Sehr viel. Es müßte einer hinreiten, gerade so, wie es Euer Neffe gemacht hat und – ah, ich weiß nicht, ob das gehen wird.“
„Was?“ fragte der Pater mit großer Spannung.
„Wie kocht man auf einer solchen Hacienda? Wohl für verschiedene auch verschieden?“
Hilario ahnte sofort, was Cortejo meinte.
„Zuweilen essen die Herrschaften anders als die Vaqueros und Dienenden“, antwortete er, „stets aber wird das zum Kochen nötige Wasser aus dem großen Kessel genommen, der entweder in den Herd gemauert ist oder an einer Kette über dem offenen Feuer hängt.“
„Das ist gut, sehr gut. So ist also mein Plan auszuführen.“
„Welchen Plan meint Ihr?“
„Es müßte einer ein Pülverchen in diesen Kessel werfen.“
Beide, Cortejo und Landola, blickten den Pater erwartungsvoll an. Er hielt den Kopf gesenkt und sagte nichts.
„Es müßte doch ein solches Pülverchen geben“, meinte Landola.
„Ah, Gifte gibt es genug“, antwortete Hilario.
„Es müßte eins sein, welches bei der Sektion nicht nachzuweisen wäre.“
„Auch solche gibt es.“
„Kennt Ihr sie?“
„Ja.“
„Nun, was sagt Ihr dazu?“
„Der Gedanke ist nicht übel, aber die Ausführung, da hapert es. Wen soll man hinschicken?“
„Ich kann nicht hin“, meinte Cortejo.
„Ich auch nicht“, fügte Landola hinzu. „Diese Amy Lindsay würde mich sofort erkennen.“
„Mich ebenso.“
„Aber meinen Neffen kann ich auch nicht schicken“, sagte der Pater nachdenklich. „Er hat den Grafen geholt.“
„Hm“, brummte Landola, indem er einen prüfenden Blick auf Hilario warf. „Wir dürfen doch niemand in das Geheimnis ziehen.“
„Unmöglich“, antwortete dieser.
„Einer von uns muß also gehen.“
„Das ist richtig.“
„Wie wäre es mit Euch, Señor Hilario.“
Der Gefragte schüttelte den Kopf; aber das Lächeln, welches er dabei nicht zu unterdrücken vermochte, war doch seltsam.
„Oder mit Euch?“ fragte er.
„Ich habe meinen Grund gesagt. Man würde mich erkennen.“
„Und ich kann nicht fort von hier. Habt Ihr nicht noch einen kleinen Vorrat von Schminke, oder was es ist, mit deren Hilfe Ihr Euer Gesicht verändern könnt?“
„Versehen sind wir allerdings noch damit.“
„Nun, so ist uns doch gleich geholfen.“
„Ihr würdet also das Gift geben?“
„Ja. Aber das besprechen wir schon noch. Jetzt haben wir es mit der Gegenwart zu tun. Wie seid ihr gekommen? Doch zu Pferde?“
„Ja.“
„Wo seid ihr abgestiegen? In der Stadt?“
„Nein. Im Kloster.“
„So stehen eure Pferde noch hier?“
„Ja.“
„Hm! Man darf natürlich nicht wissen,
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