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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für uns sorgen.“
    „Wieso?“
    „Das wirst du später erfahren. Es ist nicht geraten, bereits jetzt davon zu sprechen.“
    „Wie lange wirst du fortbleiben?“
    „Fünf bis sechs Tage.“
    „Solange werde ich mit den Gefangenen ganz gut verkommen.“
    „O, du wirst es noch weiter versuchen müssen!“
    „Noch länger? Warum?“
    „Weil ich nach meiner Rückkehr sofort wieder verreise. Ich muß nämlich binnen heute und zehn Tagen in der Hauptstadt sein.“
    „In der Hauptstadt?“ fragte der Neffe verwundert. „Was sollst du dort?“
    „Es ist mir eine ganz bedeutende politische Rolle aufgetragen worden. Wer weiß, was daraus entsteht. Jetzt bin ich überzeugt, daß es zu unserem Glück sein wird. Ich werde vielleicht Minister und du Graf von Rodriganda. Was willst du mehr?“
    „Oheim, bei allen Heiligen, ich fange nun an, zu glauben, daß du im Ernst sprichst!“
    „Natürlich.“
    „Aber wie willst du es denn anfangen, mich zum Grafen zu machen?“
    „Sehr einfach. Du trittst an des richtigen Grafen Stelle.“
    „Das wäre Mariano!“
    „Ja.“
    „Ah, wir sind gleichen Alters und gleicher Gestalt. Aber die Beweise!“
    „Die erzwingen wir von unseren Gefangenen, und dann werden alle, welche hinderlich sein könnten, beseitigt. Laß nur deinen Oheim sorgen. Kann dieser Pablo Cortejo seinen Neffen zum Grafen Rodriganda machen, so kann ich es wohl noch besser und leichter als er. Was aber die Gefangenen betrifft, so will ich es dir leichter machen, sie zu versorgen, während ich von hier abwesend bin.“
    „Wieso?“
    „Wir nehmen sie aus den Löchern heraus und stecken sie zusammen in den Felsensaal, wo sie angebunden werden.“
    „Da wird auch ihnen die Gefangenschaft leichter. Pablo Cortejo und Josefa auch mit dazu?“
    „Nein. Diese bleiben, wo sie sind, und Landola nebst Gasparino Cortejo werden zu ihnen gesteckt. Das erstere wollen wir gleich jetzt versorgen. Komm!“
    Sie stiegen miteinander in die geheimen Keller hinab. –
    Unterdessen waren Cortejo und Landola den Klosterberg hinabgeritten. Unten hielten sie an, stiegen von den Pferden, wuschen sich die Gesichter und trockneten sich dieselben mit ihren Serapen ab. Die Serape ist eine Art Plaid oder wollene Decke, welche in Mexiko ein jeder Reiter bei sich trägt. Dann ritten sie dem Orte entgegen, in dessen erster Gasse sie die ihnen vom Pater bezeichnete Venta fanden.
    Ein Pferd hielt vor der Tür, sie erkannten in demselben dasjenige des dicken Männchens, welches ihnen begegnet war. Auch sie banden ihre Pferde an und traten dann in die Stube, wo sie sich ein Glas Wein geben ließen.
    Als einziger Gast saß der Dicke an einem der Tische. Er betrachtete sie mit erstaunten Blicken; sie aber taten, als ob sie das gar nicht bemerkten, und schlürften von ihrem Wein. Aber als der Wirt sich einmal entfernt hatte und also von einem Gespräch nichts hören konnte, vermochte der Dicke nicht länger an sich zu halten. Er fragte:
    „Señores, eure Pferde kommen mir sehr bekannt vor!“
    „Hm!“ brummte Landola mißmutig.
    „Auch eure Anzüge!“
    „Möglich!“
    „Ich kenne sie sehr genau.“
    „So habt ihr sie im Kleiderladen gesehen. Gestohlen haben wir sie nicht.“
    „O, Señores, verzeiht, das wollte ich auch nicht sagen. Aber ich weiß nicht, was ich aus euren Gesichtern machen soll.“
    „Was sollte daraus zu machen sein? Laßt sie doch unsere Gesichter bleiben.“
    „So meinte ich es nicht. Haben wir uns nicht bereits gesehen?“
    „Möglich!“
    „Wir sind uns jedenfalls begegnet?“
    „Mag sein.“
    „Aber wann und wo? Vielleicht vorhin erst?“
    „Hm! Ich bestreite es nicht.“
    „Auf dem Wege nach dem Kloster?“
    „Ja.“
    „Ihr fragtet nach dem Pater?“
    „Ja.“
    „Und ich bezeichnete euch den Weg?“
    „Zum Henker, ja. Was aber sollen diese Fragen?“
    „Verzeihung! Aber ich frage nur wegen eurer Gesichter.“
    „Was gehen Euch unsere Gesichter an?“
    „Sie erregen mein höchstes, ja mein allerhöchstes Interesse. Waren sie vorhin nicht ganz anders?“
    „Wie wäre das möglich!“
    „Sie waren jünger. Sie hatten keine Falten.“
    „Nun, so sind wir indessen älter geworden.“
    „Ich machte euch auf die Haut aufmerksam, die Risse und Sprünge bekam.“
    „Ja. Ihr hattet diese Gewogenheit!“
    „Es war wohl Schminke oder Salbe?“
    „Was geht Euch das an?“
    „Nichts, gar nichts. Aber man pflegt sich doch für so etwas höchst Seltsames zu interessieren. Habt ihr mit dem Pater

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