48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
treibt er da?“
„Allotria, die ihn um Kopf und Kragen bringen werden. Übrigens war es ein sehr dummer Streich von Euch, diesen Menschen zu schicken.“
„Warum?“
„Weil er nicht ehrlich und zuverlässig ist.“
Der Pater lächelte leise.
„Haltet Ihr einen Piraten für ehrlicher als ihn?“ fragte er.
„Ja, zum Donnerwetter!“ brauste Landola auf. „Meint Ihr, daß ein Pirat ein Schuft, ein Halunke sein muß? Ein braver Pirat wird mit seinen Leuten stets ehrlich sein.“
„Und dieser Grandeprise ist es nicht?“
„Nein und abermals nein.“
„Ah! So ist er unehrlich gegen Euch gewesen?“
„Ja.“
„In welcher Weise?“
„Das zu beantworten, ist mir noch ganz unmöglich.“
„Warum?“
„Ich kenne Euch nicht.“
„Man nennt mich Pater Hilario!“
„Das genügt noch lange nicht. Wir wissen noch nicht im mindesten, was wir von Euch zu denken haben.“
„Das könnt ihr sehr leicht erfahren.“
„Das ist auch unsere Absicht. Wir müssen unbedingt wissen, ob wir einen Freund oder einen Feind in Euch zu suchen haben.“
„Natürlich einen Freund!“
„Könnt Ihr uns das beweisen?“
„Ja.“
„So tut es!“
„Habt ihr nicht bemerkt, daß ich in eure Geheimnisse eingeweiht bin?“
„Es scheint allerdings so, als ob Ihr einiges wüßtet.“
„Einiges? Pah! Ich weiß alles!“
Landola schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das möchte ich doch nicht so wörtlich nehmen“, meinte er.
„Und doch ist es so!“
Landolas Gesicht verfinsterte sich. Wer hatte diesen Pater zum Mitwisser gemacht? Es war dies auf alle Fälle eine große Unvorsichtigkeit.
„Nun“, sagte er, „so zählt einmal alles auf, was Ihr wißt.“
„Ihr sollt es hören“, antwortete der Pater lächelnd. „Ein Knabe wurde von einer gewissen Marie Hermoyes und einem gewissen Pedro Arbellez geholt. In Barcelona wurde dieser Knabe mit einem Sohn eines gewissen Gasparino Cortejo und einer gewissen Schwester Clarissa vertauscht –“
„Zum Henker, wer hat Euch das gesagt?“ fragte Cortejo.
„Ihr werdet es erfahren. Dieser falsche Alfonzo wurde in Mexiko vom Grafen Ferdinande erzogen. Doch, laßt es mich kurz machen. Ich weiß alles. Der scheinbare Tod der beiden Grafen Emanuel und Ferdinande, der Aufenthalt der letzteren in Härrär, das Eingreifen dieses Sternau, seine Verheiratung mit Rosa, die famose Reise nach der Insel im Meere, die Rettung durch einen deutschen Kapitän, das alles ist mir bekannt.“
Die beiden Zuhörer vermochten nicht, ihren Ärger zu unterdrücken. Sie blickten einander an und dann fragte Landola:
„Aber Señor, so sagt mir doch, von wem Ihr das wißt!“
„Ihr gebt also zu, daß ich alles weiß?“
„Leider ja.“
„Leider? Ah, ihr werdet bald hören, daß ich nur zu eurem Nutzen mit in das Geheimnis gezogen worden bin. Señor Pablo und Señorita Josefa haben mir alles erzählt.“
„Also diese beiden! Wie ist das gekommen?“
„Nun, welche unvorsichtige, politische Rolle sie gespielt haben, das ist euch ja bekannt. Sie wurden des Landes verwiesen. Ihr Kopf stand auf dem Spiel. Da sie das Land nicht verlassen wollten, so suchten sie nach einem sicheren Versteck und –“
„Haben sie es gefunden?“ fragte Cortejo rasch.
„Ja.“
„Bei wem?“
„Bei mir.“
„Wo?“
„Hier im Kloster.“
„Gott sei Dank!“ atmete Cortejo auf. „Sie befinden sich hier?“
„Freilich!“
„So ist mir eine große Sorge vom Herzen. Kann ich sie sprechen?“
„Natürlich, Señor!“
„So holt sie herbei, aber rasch!“
„Nur nicht so sehr hitzig Señor!“ meinte der Pater. „Ich darf sie nicht nach diesem Zimmer bringen.“
„Warum nicht?“
„Denkt Ihr etwa, ich bewohne dieses Kloster allein? Natürlich darf kein Mensch ihre Gegenwart ahnen.“
„Ah, so sind sie also ganz und gar versteckt?“
„So, daß kein Mensch außer mir sie zu sehen bekommt.“
„Wo?“
„Unterirdisch.“
„Pfui Teufel!“
„Es geht nicht anders, Señor. Übrigens dürft Ihr Euch unser Unterirdisches ganz und gar nicht grausig vorstellen. Habt Ihr einen kleinen Begriff von dem Leben in früheren Klöstern?“
„Hm. Das sehr wohl.“
„Nun so werdet Ihr wissen, daß es da unten oft Kabinette gab, welche besser und bequemer waren, als diejenigen, welche über der Erde liegen. In solchen Räumen sind Euer Bruder und Eure Nichte untergebracht.“
„Sie leiden doch nicht etwa Mangel?“
„Nicht den mindesten. Sie haben im Gegenteil Überfluß an allem,
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