48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Euer Bruder hatte mich inzwischen zu seinem Vertrauten gemacht, und so lockte ich diese Kerls in die Falle und steckte sie in eins unserer geheimen Gefängnisse.“
„Prächtig! Prächtig!“ riefen die beiden. „Weiter!“
„Sternau merkte, daß den dreien etwas geschehen sein müsse, und machte sich mit den anderen auf, um sie zu suchen. Er fand ihre Spur. Er muß überhaupt ein tüchtiger, respektabler Kerl sein.“
„Ja, das ist er, ein verdammt schlauer Kopf und zugleich ein Wagehals sondergleichen. Er kam auch nach dem Kloster?“
„Freilich!“
„Und Ihr stecktet ihn ebenfalls ein?“
„Natürlich!“
„Das war der beste Streich von Euch. Sternau ist die Seele des Ganzen. Fehlt er, so fehlt der Kopf. Weiter.“
„Nun fehlte mir noch die Hauptperson.“
„Wer?“
„Der alte Graf.“
„Ah, das ist wahr. Er dürfte nicht wieder nach Mexiko kommen.“
„Er hat auf Fort Guadeloupe krank gelegen und kam später. Gerade als er sich auf der Hacienda del Erina am sichersten wähnte, sandte ich meinen Neffen hin.“
„Der tötete ihn?“
„Nein. Ich selbst wollte persönlich Rache. Ich mußte ihn lebendig haben. Mein Neffe mußte ihn bringen.“
„Durch List?“
„Nein, sondern durch Gewalt. Er schlich sich unter einer falschen Vorspieglung ein, gab dem Alten des Nachts einen Hieb, der ihn besinnungslos machte, und brachte ihn hierher.“
„Also lebendig?“
„Ja.“
„Und er lebt noch?“
„Natürlich. Er steckt unten bei den anderen.“
„Das ist herrlich. Das ist prächtig“, jubelte Cortejo. „Also wir dürfen hinab und sie sehen!“
„Das versteht sich, Señor. Sobald Ihr Eure beiden Verwandten gesehen habt, zeige ich Euch die Gefangenen.“
„Ah, das wird Genugtuung. Was werden sie sagen, wenn sie mich sehen.“
„Und mich“, knirschte Landola.
„Die Freude wird allerdings sehr groß sein“, lachte der Pater.
„Also sagt, welche Personen es sind, welche Ihr als Gefangene habt.“
Hilario zählte sie auf und erklärte ihnen dabei die Anwesenheit des kleinen André. Landola blickte nachdenklich vor sich nieder und sagte dann:
„Das ist alles sehr gut. Ihr habt Eure Sache herrlich gemacht, Señor, leider aber genügt das nicht.“
„Wieso?“
„Es handelt sich nicht nur um die Hauptpersonen. Es ist auch höchst notwendig, daß keine Zeugen vorhanden sind. Wer von Sternau, Mariano und dem Grafen Ferdinande, oder irgend einem anderen in das Geheimnis gezogen worden ist, der ist uns ebenso gefährlich wie die Genannten selbst.“
„Ja, was wäre da zu tun?“
„Sie müssen unschädlich gemacht werden.“
„Sie müssen verschwinden, alle, alle“, stimmte Cortejo bei.
„Wer wäre das alles?“ fragte der Pater, welcher bei dieser Erwähnung sehr nachdenklich geworden war.
„Denken wir einmal nach“, meinte Landola. „Zunächst die beiden Frauen, welche mit auf der Insel waren.“
„Emma und Karja?“
„Ja. Sodann Pedro Arbellez und die alte Marie Hermoyes. Auch gilt es zu erforschen, was auf Fort Guadeloupe geschehen ist. Wer dort Mitwisser oder Mitwisserin wurde, muß auch sterben.“
„Da gibt es allerdings viel neue Arbeit“, meinte Hilario.
„Das ist wahr. Aber damit sind wir leider nicht fertig. Es gilt ferner, einen Eurer Fehler gut zu machen, Señor.“
„Welchen?“
„Daß Ihr diesen Grandeprise schicktet!“
„Der? O, der weiß nichts!“
„O, er weiß alles!“
„Er hat von mir kein Wort erfahren.“
„Das mag sein, aber er ist bei uns gewesen und hat uns durchschaut und dann verraten.“
Diese Angabe war eine wissentliche Lüge. Es kam Landola darauf an, seinen Stiefbruder zu verderben.
„Verraten?“ fragte der Pater. „In welcher Weise denn?“
„Ihr sollt es hören“, antwortete Landola. „Drüben in Deutschland leben Personen, welche auch alles zu wissen scheinen –“
„Ah“, fiel Hilario ein, „ich errate sie.“
„Nun?“
„Gräfin Rosa und alle Verwandten dieses Sternau und Helmers.“
„Richtig. Mit ihnen rechnen wir später ab. Der Sohn dieses einen Helmers ist mit einem Menschen, der sich Geierschnabel nennt und mit einem Dritten herübergekommen, um unsere Geheimnisse aufzudecken. Ich wollte den leeren Sarg des alten Grafen mit einer Leiche versehen. Wir brauchten einen Dritten, und da Ihr diesen Grandeprise geschickt hattet, so glaubten wir, ihm Vertrauen schenken zu können –“
„Welche Unvorsichtigkeit!“ rief der Pater.
„Allerdings! Aber es ist nun nicht zu ändern.
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