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49 - Der Zorn von Antares

49 - Der Zorn von Antares

Titel: 49 - Der Zorn von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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hoffen!
    Als wir uns dem Wagen näherten, schwand das Tageslicht. Der strömende, vermengte Schein der Sonnen von Scorpio verblaßte allmählich zu einem tiefen Rubinrot und Smaragdgrün. Unsere Zwillingsschatten wurden länger, und die ersten dicken Regentropfen fielen. Über unseren Köpfen sammelten sich immer mehr dunkle Wolken. Augenblicke später wirbelten die Regentropfen beim Aufprall kleine Staubfontänen auf.
    Delia lächelte mich an. »Weißt du noch, wie wir mit Seg und Thelda die Unwirtlichen Gebiete zu Fuß durchquert haben?«
    »Aye, die arme Thelda!«
    »Was denn, du haariger alter Graint!«
    Das brachte mich zum Lachen. O ja, ich kann lachen, wenn ich mich in Delias Gesellschaft befinde. »Wäre Seg hier, und Inch, und die anderen ...«
    »Dann wären wir nicht allein.«
    Ich stieß einen Seufzer aus. Man kann nicht alles gleichzeitig haben.
    Delia zog ihr Lederwams fester über das Kettenhemd. Sie trug ein Exemplar aus besonders fein geschmiedeten Kettenringen, das aus den Nebelländern stammte. Jeder Ring war sorgfältig entweder mit aus Insekten gewonnenem Lack oder dem Saft des Lackbaumes überzogen. Dieser harte Belag machte das Eisen unempfindlich gegenüber Wasser. Trotzdem hat es keine erfahrene Jikai-Vuvushi gern, wenn ihre Rüstung naß wird, was übrigens genauso für jeden Kämpfer gilt. Ich mußte daran denken, wieviel Zeit wir am Binnenmeer, dem Auge der Welt, fürs Rüstungssäubern verschwendet hatten. Nach einem Trankopfer für Beng Dikkane hatten wir genug Spucke; wenn wir uns auf langen Seereisen befanden, hatten wir notgedrungen auf Steinstaub zurückgreifen müssen. Meine Verbände waren nach wenigen Augenblicken völlig durchnäßt.
    Der Wagen erwies sich als stabiles Gefährt; die dicken Räder waren mit Bronzebändern beschlagen. Die Ladefläche war offen, obwohl es Befestigungsklammern für eine Plane gab. Der Regen prasselte auf eine derartige Plane, die als unordentlicher Haufen dort lag. Durch das gebrochene Rad stand der Wagen schief, die ganze Ladung war in die Ecken gerutscht. Fässer, ein Spaten und eine Spitzhacke, ein paar Seilrollen, Kisten und Säcke – nichts wirkte sonderlich fehl am Platze.
    Eine Wölbung in der Plane bewegte sich.
    Delia hielt das Rapier in der Hand, noch bevor mein Drexer die Scheide verließ.
    Sie beugte sich vor und stieß sanft gegen die Wölbung.
    »Nein! Nein!« schrie eine furchterfüllte Stimme. »Hilfe! Hilfe!«
    »Komm heraus und zeig dich, Dom!« verlangte Delia energisch.
    »Tötet mich nicht!«
    »Wir werden dir nichts antun. Und jetzt komm heraus.« Delias beherrschter Tonfall ließ in seiner Strenge keinen Widerspruch zu.
    »Du bist in Sicherheit«, sagte ich mit Nachdruck. »Ich glaube, wir sind geschickt worden, um dir zu helfen.«
    Eine dicke beringte Hand kam unter dem Planenrand hervor und drückte ihn zögernd beiseite. Eine flache rote Kappe mit einer abgebrochenen Feder kam in Sicht, der gleich darauf das Gesicht ihres Trägers folgte. Die Züge waren bleich vor Entsetzen, der Mund war verzerrt, die Augen dunkel, die Ohren standen ab. Der Bursche stieg unbeholfen unter der Plane hervor, am ganzen Leib zitternd in Erwartung des schrecklichen Schicksals, das ihn erwartete. Er hatte gehört, was um ihn herum geschehen war. Seine Söldner hatten versagt und waren bis zum letzten Mann getötet worden.
    Jetzt mußte er glauben, daß man ihn entdeckt habe und er nun sterben müsse.
    Während Delia ihn beim Arm nahm und ihm über den Wagenrand auf das nasse Gras half, konnte ich ihn nur anstarren. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Hatten wir etwa alles falsch verstanden? Hatten wir die Falschen angegriffen? Hätten wir die Angreifer unterstützen müssen? Ich wußte es nicht.
    Der Mann trug das rote Gewand eines Dokerty-Priesters.
    Delia sah es ebenfalls, da sie aber eine Frau war, stellte sie die erste praktische Frage. »Bist du verwundet?«
    »N-nein. Wer seid ihr? Seid ihr Zauberer, ein Hexer und eine Hexe?« Er starrte erst uns und dann die blutige Szene an.
    »Nein.« Delias Stimme war scharf. »Und wer bist du?«
    Er war ein dickleibiger, gutgenährter Bursche, nicht besonders groß und ein Apim. Ich fragte mich, ob er lügen würde. Aber er hatte eine solche Todesangst – um seinen Zustand mit dem richtigen Wort zu bezeichnen –, daß er dazu nicht fähig war.
    »Ich bin San Cuisar, Hoherpriester Dokertys, den man auch den Oblifex nennt. So werde ich auch angesprochen. Wer seid ihr?«
    Bevor Delia etwas sagen

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