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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seinen Namen erfahren?“
    „Ich mußte ihn Bogumir nennen.“
    „Das ist ein polnischer Name und bedeutet Georg. Ist er ein Pole?“
    „Nein. Er schwieg über seine Familie. Er bat mich, nicht nach derselben zu fragen. Er sagte, seine Vergangenheit und seine Zukunft seien in ein tiefes Geheimnis gehüllt. Aber ich hörte ihn mit Schwaben, die in der Gegend von Tilsit wohnten und zuweilen in unsere Berge kamen, in der Sprache ihrer Heimat reden. Sie sagten, daß er sie so gut spreche, als ob er dort geboren sei!“
    „Er sprach also deutsch?“
    „Ja.“
    „Nannte er keinen andern Namen?“
    „Zu mir nicht.“
    „Aber er muß doch noch einen anderen haben! Er kann doch nicht nur diesen Vornamen getragen haben!“
    „Nein. Er war Hauptmann und wurde genannt Hauptmann Off – Ob – Or – ich habe mir das lange, schwere, fremde Wort nicht merken können. Er sprach es niemals aus, und Bogumir war kürzer und vertraulicher.“
    „Und doch, wenn wir nach ihm suchen und ihn finden wollen, ist es ganz notwendig, daß wir diesen Namen wissen. Besinne dich!“
    „Er fing mit dem Buchstaben O an.“
    „Das genügt nun freilich nicht.“
    „Der Anfang war so ähnlich wie das deutsche Wort, das die Musik bedeutet, die man in den christlichen Kirchen hört.“
    „Ah! Meinst du vielleicht Orgel?“
    „Orgel, ja, Orgel!“ antwortete sie erfreut. „Das ist das Wort, mit welchem sein Name beginnt.“
    „Ja! Es gibt in der russischen Sprache allerdings ein Wort, das beinahe ähnlich lautet. Es bedeutet so viel wie Adler.“
    „Wie heißt es?“
    „Orjel.“
    „Orjel – so ist es, so! Wie sagte ich erst?“
    „Orgel.“
    „Nein, so ist es nicht, sondern Orjel.“
    „Also doch russisch. Das also war der Anfang des Namens! Wie er weiter lautet, weißt du nicht?“
    „Nein. Es war so schwer für meine Zunge. Ich glaube, es klang wie tsche oder tschu.“
    „Himmel! Besinne dich recht! War ein Tsch dabei?“
    „Ja.“
    Da erhob Wallert sich schnell von seinem Sitz. Sein Atem ging so laut, daß sie ihn hörte.
    „Was hast du?“ fragte sie betroffen. „Fast scheint es mir, als seist du über irgend etwas erschrocken.“
    „O nein, nein“, entgegnete er erregt. „Es ist kein Schreck, sondern es ist Freude, was mich bewegt. Also, er sah mir ähnlich?“
    „Wie ein Bruder dem andern, wie ich dir schon sagte.“
    „Und hieß Bogumir, also Georg? Mein Gott und Herr, gib, daß auch das weitere stimmt! Besinne dich, Zykyma, besinne dich ganz genau! Höre genau zu! Lautete der Name, den du dir nicht merken konntest, vielleicht – paß ganz genau auf – Orjeltschasta?“
    „Das ist's! Ja, das ist's, ja, das ist's!“ bestätigte sie. „Orjeltschasta, Hauptmann Orjeltschasta! Was heißt das?“
    „Adlerhorst.“
    „Dieses Wort kenne ich nicht.“
    „Es ist ein deutsches. Und nun sage ich dir nicht nur, sondern schwöre dir auch zu, daß ich dich aus diesem Harem holen werde; denn wisse, der Mann, den du liebst, ist mein Bruder!“
    Sie blickte ihn wortlos an; erst nach einer Weile erwiderte sie: „Dein – Bruder?“
    „Ja. Der Name stimmt; ich bin ihm ähnlich, und das, was er dir von seiner Familie gesagt hat, ist auch richtig.“
    „O Allah, Allah! Wer kann das glauben!“
    „Ich weiß ganz genau, daß es so ist, wie ich sage.“
    „Gott ist allmächtig und allbarmherzig. Seine Wege sind unbegreiflich, doch sie enden in Glück und Segen! Oh, hat nicht Allah selbst dich gesandt?“
    „Ja, er hat es gegeben, daß ich dich im Tal der süßen Wasser erblickte.“
    Die beiden waren so begeistert, daß sie lauter sprachen, als mit ihrer gegenwärtigen Lage zu vereinbaren war. Zykyma dachte noch zur rechten Zeit daran und sagte: „Wir jubeln so laut, daß man uns hören wird. Laß uns leiser sprechen! Oh, nun werde ich auch erfahren, wo Bogumir sich befindet!“
    „Leider kann ich es dir nicht sagen, da ich es selbst nicht weiß.“
    „Du? Du weißt nicht, wo dein Bruder ist?“
    „Leider nein. Ich darf ebensowenig wie er von unseren Verhältnissen sprechen; ich kann dir nur sagen, daß ein fürchterliches Unglück sämtliche Glieder meiner Familie in alle Welt zerstreut hat. Ich suche seit langer Zeit die Verlorenen und finde heute durch dich die erste Spur des einen, des ältesten Bruders.“
    „Wunderbar!“
    „Ja, wunderbar. Aber meine Seele ist voll Dank gegen Gott, der mich mit dir zusammenführte. Ich werde dieser Spur folgen und den Bruder finden. Ihm sollst du dann gehören; ihm trete

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