49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
sein?“
„Hältst du das für unmöglich?“
„Nein; aber ich habe falsch gefragt. Ich wollte sagen: Ist es einem Christen erlaubt, eine Mohammedanerin zum Weib zu nehmen?“
„Nein. Aber die Liebe kennt keine Hindernisse!“
„Gut! Wenn ich dir meine Liebe verspräche, würdest du, um mich zu besitzen, deinen Glauben verlassen und zu dem meinigen übertreten?“
Diese Frage frappierte ihn, dennoch antwortete er rasch:
„Nein.“
„So liebst du mich nicht!“
„O doch. Mein Leben, meine Seele gehört dir, wenn ich dir auch meine Seligkeit nicht zu opfern vermag.“
„So meinst du, daß ich dir zuliebe meinen Glauben verlassen werde?“
„Ich habe gewagt, dies zu hoffen.“
„Dann erwartest du von mir eine größere Liebe, als die deinige ist, einen größeren Opfermut, als du besitzt. Mein Glaube ist mir aber ebensoviel wert, wie dir der deinige.“
„Können wir nicht einander gehören, ohne unserem beiderseitigen Glauben zu entsagen?“
„Nein, da du mir mitgeteilt hast, daß ein Christ keine Anhängerin des Islam zum Weib haben dürfe.“
Da erhob Wallert sich von seinem Platz und sagte in traurigem Ton:
„Als du mir diese Zusammenkunft gewährtest, dachte ich nicht, daß unser Gespräch ein solches sein werde. Es zog mich mit aller Gewalt zu dir hin; es war mir, als ob alle Himmel sich mir öffnen würden, und nun – “
Er schwieg, vollendete seinen Satz nicht und wandte sich ab. Sie aber sagte in bittendem Ton:
„Ich bin gezwungen, in dieser Weise mit dir zu sprechen. Du bist zwar ein Mann, aber noch jung; deine Phantasie hat dich überwältigt und fortgerissen. Du kennst das Leben noch nicht und glaubst, ein ewiges Glück zu erringen, wenn du einer Herzenswallung gehorchst, die doch nur der Augenblick geboren hat, und die also ein baldiges Ende finden wird.“
„Meine Phantasie hat mich fortgerissen, meinst du? Oh, ich wollte, ich wäre der edle Charakter, für den du mich hältst. Ich bin noch jung und habe also keine Erfahrung sagst du? Wollte Gott, es wäre so, dann wäre mir so manches erspart geblieben, was den Menschen vor der Zeit ergrauen läßt. Laß uns miteinander aufrichtig sein! Der Empfang den ich bei dir finde, ist nicht ein solcher, wie ein liebendes Herz ihn gewährt. Du liebst mich nicht?“
„Nein“, antwortete sie leise.
Das war ein so kurzes Wort, und doch sagte es so sehr viel und enthielt alles, was ihm Unglückliches gesagt werden konnte.
„Warum ließt du mich kommen?“ fragte er bitter und fuhr dann, als sie mit ihrer Antwort zögerte, schnell und in plötzlicher Erregung fort: „Ah, Mädchen! Du hast mich in eine Falle gelockt!“
„Das glaubst du, das?“
„Ja. Bereits gestern wollte man mich ergreifen, und da dies mißlungen ist, soll es heute geschehen.“
„O Allah! Das traut er mir zu!“
„Muß ich nicht?“
„Ja, du hast Veranlassung es zu vermuten; aber dennoch ist es ein Irrtum. Setze dich ruhig wieder zu mir nieder und laß uns weitersprechen.“
„Was könnten wir noch zu besprechen haben?“
„Sehr viel!“
„Nichts, gar nichts. Du sagtest mir, daß du mich nicht liebst, das war genug. Ich habe hier nichts mehr zu suchen und kann gehen.“
„So willst du eine Unglückliche verlassen, die dich um deinen Beistand, um deine Hilfe bitten will?“
Wallert hatte sich bereits abgewandt und einige Schritte von ihr entfernt; es war ihm nicht geheuer; er traute Zykyma nicht so recht. Wenn sie ihn nicht liebte, so konnte das Stelldichein doch nur den einen Grund haben, daß sie ihn in eine Falle locken wollte. Aber bei ihren jetzigen Worten drehte er sich ihr wieder zu.
„Meine Hilfe?“ fragte er. „Und unglücklich bist du?“
„Unendlich! Darum allein erlaubte ich dir, in den Garten zu kommen.“
„Ah, schön! Soll ich dich entführen?“
„Ja.“
„Wann?“
„So bald wie möglich.“
„Und wohin?“
„Wohin du willst. Ich folge dir nach jedem Ort, nur fort von hier!“
„Als was willst du mir folgen, wenn du mich nicht liebst? Doch nicht als mein Weib?“
„Nein; das ist mir unmöglich. Aber ich bitte dich, mein Freund zu sein, und mich als deine Freundin, als deine Schwester von hier fortzubringen.“
Jetzt war auch Zykyma aufgestanden, hatte den Schleier von ihrem Gesicht entfernt und bittend ihre beiden Hände auf seinen Arm gelegt. Wallert wußte kaum, was er antworten solle. Seine Liebe sprach zwar mit aller Macht und Eindringlichkeit für sie, aber sein Verstand gebot ihm, vorsichtig zu
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