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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich dabei in die Gefahr, selbst getötet zu werden. Aber wenn ich trinke, bin ich deswegen noch kein Hund!“
    „Du bist einer, denn was du trinkst, ist nicht Wasser.“
    „Was denn? Hast du es gesehen?“
    „Ich rieche es. Es ist Wein, den Mohammed verboten hat.“
    „Es ist nicht Wein, sondern Wasser der Freude, das man aus den Trauben gepreßt hat.“
    „Wasser der Verdammnis!“
    „Warum hätte denn der Herr dieses Wasser mitgenommen, wenn sein Genuß verboten ist?“
    „Als Arznei. Weißt du nicht, daß man den Wein genießen darf, wenn man krank ist? Aber wenig, einen Schluck nur, und dann muß man dabei die Worte sagen: ‚O Allah, gib mir Gesundheit, und entferne den Teufel der Krankheit!‘ Du aber bist nicht krank und hast diese Flasche fast ausgetrunken. Merkst du nicht, daß du im Sattel wankst?“
    „Ich? Wanken? Nicht ich, sondern mein Pferd taumelt! Deine Augen sind mit Blindheit geschlagen, so daß du das Pferd für den Reiter hältst. Trinke einmal mit! Du bist krank und wirst dann wieder sehend werden.“
    „Allah behüte mich!“
    „So will ich für dich trinken, denn die Wohltat, die man seinem Nächsten erweist, wird am Tag des Gerichts zehnfach angerechnet werden.“
    Er tat abermals einen langen Zug obwohl er allerdings bereits, wie der Führer ganz richtig gesagt hatte, wankte, denn er war als Mohammedaner den starken levantinischen Wein nicht gewöhnt.
    Die bis jetzt fast leere Steppe zeigte nach und nach einige Büsche. Drüben rechts zogen sich dunkle Streifen am Horizont hin, als ob sich da ein Wald befinde. Steinbach deutete hinüber:
    „Ist das dort der Fluß?“
    „Ja, Herr. Man nennt ihn Silliama, weil er in dem Tal fließt, das diesen Namen trägt. Wir aber müssen hier links in die Steppe biegen. Die Medscherdah-Araber, zu denen du willst, haben dort ihre Lagerstätten.“
    „Wann werden wir zu ihnen gelangen?“
    „Wenn sie das Lager nicht in der letzten Zeit verändert haben, sind wir in zwei Stunden bei ihnen.“
    Sie bogen nunmehr in die angedeutete Richtung ein, und da Steinbach seinem Pferd die Ferse fühlen ließ, kamen sie viel rascher vorwärts als vorher.
    Die Steppe belebte sich mehr und mehr mit Grün. Die einzelnen Büsche traten zu größeren Gruppen zusammen, ein sicheres Zeichen, daß es hier Wasser gab. Sie erreichten auch ziemlich bald einen Bach, über den Steinbachs graue Stute mit großer Leichtigkeit hinwegsetzte. Der Führer folgte ihm ebenso leicht. Da mußten die beiden anhalten, denn hinter ihnen hatte der Diener soeben einen Ruf des Schreckens ausgestoßen.
    „O Allah! Hilfe, Hilfe!“
    Sein Pferd stand neben demjenigen des Führers; der Sprung war ihm ganz gut gelungen; aber der Reiter war nicht an das andere Ufer gekommen, sonders saß im Wasser, das zum Glück nicht tief war.
    Wunderbarerweise regte er sich gar nicht, sondern blieb ruhig in den Wellen sitzen, obgleich diese ihm bis hinauf an das Kinn gingen. Der Führer zuckte verächtlich die Achseln und sagte kein Wort.
    „Was fällt dir ein!“ zürnte Steinbach. „Du hast doch gesagt, daß du reiten kannst!“
    „Ich kann es auch, Herr!“ versicherte der Verunglückte.
    „Bist aber doch abgefallen!“
    „Das Pferd sprang verkehrt.“
    „Bist du beschädigt?“
    „Ja.“
    „Wo denn?“
    „An den Kleidern. Sie sind ganz naß.“
    „Das versteht sich von selbst. Ich meine, ob du etwas gebrochen hast.“
    „Ich glaube nicht.“
    „So stehe doch auf und komm heraus!“
    „Oh, Herr, das wage ich nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Hier sitze ich in Sicherheit; aber wenn nun weiterhin das Wasser tiefer wird, so ersaufe ich, und kein Allah und kein Prophet wird mich wieder lebendig machen.“
    „Aber ich werde Leben in dich bringen, und zwar sogleich. Paß einmal auf.“
    Steinbach hatte diesen Menschen in Tunis gemietet, weil ihm das muntere Wesen desselben gefallen hatte. Bald aber war er zu der Überzeugung gekommen, daß er sich eine Art von Taugenichts engagiert hatte und behandelte ihn infolgedessen auch danach. Er drängte sein Pferd an das Ufer und zog die Nilpferdpeitsche aus der Sattelschlinge.
    „Siehe, hier diese wirst du kosten, wenn du nicht sofort aus dem Wasser kommst!“
    „Oh, Herr, willst du einen Anhänger des Propheten schlagen?“ jammerte der Bedrohte.
    Steinbach holte aus.
    „Ja Eins – zwei – und drei!“
    Im Nu schnellte der Diener empor und an das Ufer.
    „So! Dieses Mittel scheint probat zu sein!“ lachte Steinbach. „Ich werde es nicht

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