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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Wahrheit. Er ist gut unterrichtet.“
    „Danke!“
    Damit schoß Normann zur Tür hinaus und ritt an das Wasser zurück, um schleunigst dem Engländer alles mitzuteilen, was er erfahren hatte. Bald kam auch Wallert mit einigen Lastträgern, die die Habseligkeiten der Freunde brachten.
    „Haben Sie Ihre Pässe bei sich?“ fragte ihn der Lord.
    „Sie sind hier bei den Effekten“, antwortete Wallert.
    „So tragen Sie diese Papiere schnell zu Ihrem politischen Vertreter, um sie nach Tunis visieren zu lassen.“
    „Alle Wetter! Wollen Sie etwa da hinüber?“
    „Das versteht sich. Auch ich werde zum englischen Gesandten gehen. Der Kapitän ist bereits nach dem Hafenamt, um die Schiffspapiere in Ordnung zu bringen. Nach Verlauf von drei Stunden geht es fort.“
    Und als die Freunde einander fragend anblickten, fügte er hinzu:
    „Na, vorwärts! Nur nicht gezaudert! Ich will den Pascha haben! Ich muß wissen, woher er die Uhr hat, und ich will auch über den Russen Er – Or – Ur – “
    „Orjeltschasta!“
    „Ja, Orjeltschasta mehr erfahren. Hier ist uns die Entführung aus dem Serail mißglückt, drüben in Tunis aber soll sie uns gelingen, so wahr ich Lord Eaglenest heiße! Also flott. Gentlemen, flott!“
    Nach drei Stunden dampfte die Jacht ab. Auf dem Verdeck stand zwischen den beiden Deutschen der Lord, jetzt wieder in seinem grauschwarz karierten Anzug. Er zeigte die zuversichtliche Miene eines Mannes, der überzeugt ist, daß das, was er beabsichtigt, unbedingt gelingen werde.

FÜNFTES KAPITEL
    Im Lager der Tuareg
    Über die spärlich mit Gras bewachsene Steppe, die zwischen Testur und Tunkra im Süden der Hauptstadt Tunis sich ausbreitet, ritten drei Reiter. Die Reihenfolge, die sie einhielten, ließ vermuten, daß der eine der Herr von ihnen sei, denn er ritt voran, während die beiden anderen ihm folgten.
    Es war eine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt, der die weiße, leichte Wüstenkleidung außerordentlich gut zu dem hellen dunkeläugigen Gesicht stand. Aber gerade aus dieser hellen Färbung des Gesichtes konnte man schließen, daß er eigentlich wohl kein Bewohner der Wüste sei.
    Dennoch saß er leichter, sicherer und eleganter zu Pferd, als seine beiden Begleiter und war auch bei weitem besser bewaffnet und beritten als sie. Er ritt nämlich eine Stute von jener eigentümlichen grauen Färbung die man nur unter den Nachkommen desjenigen Pferdes, dessen sich der Prophet Mohammed am liebsten bediente, findet.
    Man erzählt sich nämlich, daß der Prophet, als er noch sehr wenig Anhänger hatte, in ein arabisches Zeltdorf kam, um sich ein Pferd zu kaufen. Er wurde nach dem Weideplatz geführt, und als er dort ankam, scheuten alle Pferde, als ob sie von seiner Herrlichkeit geblendet seien. Nur das einzige graue unter ihnen kam herbei und beugte seine vorderen Knie vor dem Gesandten Allahs, um ihn anzubeten. Der aber stieg sofort auf und sagte:
    „Gesegnet sei dieses Roß! Es soll den ersten Diener Gottes tragen, und verflucht sei derjenige, der an seinen Nachkommen einen Fehler findet!“
    Seit jenen längst vergangenen Tagen tragen alle Abkömmlinge dieses Pferdes die graue Farbe, sie werden heiliggehalten, nur selten, und dann zu außerordentlich hohen Preisen, verkauft, und auf ihre Zucht verwendet man solche Sorgfalt und Mühe, daß ihr Stammbaum niemals einen Makel zeigt.
    Der Reiter, der sich durch den Besitz dieser teuren Stute auszeichnete, trug an dem Riemen über der Schulter ein kostbares Doppelgewehr mit Kammer und im Gürtel neben den beiden mit Silber ausgelegten Pistolen noch zwei Revolver von sehr guter Arbeit. Außerdem ein Dolchmesser, dessen Griff aus den zwei polierten Schnabelhälften des Vogels Strauß zusammengesetzt war – eine Bewaffnung die nichts zu wünschen übrig ließ.
    Die beiden anderen ritten gewöhnliche, aber auch sehr gute Berberrosse. Der eine von ihnen, ein hagerer, dunkelbärtiger und glutäugiger Mann, war ganz sicher ein Beduine, ein Bewohner der Wüste. Die Haut war von der Sonne und den erstickenden Wüstenwinden so hart und dunkel gegerbt wie Sohlenleder, und sein Gesicht hatte jenen still-fanatischen Ausdruck, den man nur bei den in der Wüste wohnenden Anhängern des Islam beobachtet. Bewaffnet war er mit einem Messer und einer langen, dünnen Araberflinte. Er saß in jener Haltung im Sattel, aus der man sicher schließen kann, daß der Reiter mehr auf dem Kamel als auf dem Pferd zu Hause ist.
    Sein Nachbar war ganz gewiß auch ein

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