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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eintreten und wurde zu demselben finsteren Hausbeamten geführt, der Tschita bei ihrer Ankunft empfangen hatte.
    „Wer sendet dich?“ fragte der Mann.
    „Barischa, der Mädchenhändler.“
    „Dieser alte Halunke! Was will er?“
    „Ich soll zunächst nach dem Bild der Sultana Tschita fragen. Es ist noch nicht vollendet. Vielleicht wünscht der Pascha, daß es fertiggemalt werde.“
    „Da mußt du später wiederkommen. Der Pascha ist plötzlich verreist.“
    „Wohin?“
    „Das hat er keinem Menschen gesagt.“
    „Wann kommt er wieder?“
    „Wohl nicht in kurzer Zeit, denn er hat Zykyma und Tschita, seine Lieblingsfrauen, mitgenommen.“
    Normann erschrak außerordentlich. Wie sich denken läßt, gab er sich nunmehr Mühe, mehr zu erfahren, mußte aber bemerken, daß der Verwalter wirklich selbst gar nichts weiter wußte. Er ging daher schließlich, nahm in seiner Herzensangst an dem nächsten Ort, wo Reittiere zu haben waren, einen Esel und ritt nach Pera über die Brücke hinüber und zum Palaste Ibrahim Paschas, um sich auch dort, wo er sich für den Boten eines hohen Beamten ausgab, zu erkundigen. Doch er erfuhr auch hier nur, daß der Pascha während der Nacht mit einem Dampfer abgereist sei.
    Nun erst kehrte er nach der Jacht zurück, um die schlimme Nachricht dorthin zu bringen. Er war mit Ungeduld erwartet worden. Der Lord und Wallert traten ihm voller Spannung entgegen.
    „Was hast du erfahren?“ fragte Wallert.
    „Unerfreuliches! Sie sind fort.“
    „Der Pascha, ja; aber doch nicht etwa auch die Frauen?“
    „Alle drei: Zykyma, nebst Tschita und deren Mutter.“
    „Herrgott! Welch ein Unglück!“
    „Wüßte man nur, wohin der Kerl ist! Ich jagte ihm nach bis ans Ende der Welt!“
    „Da wissen wir beide vielleicht Antwort. Nämlich, als ich aufwachte – du warst eben fort – wußte ich nicht, was uns heute nötig sein werde und ging nach Hause, um wenigstens Geld zu holen. Da hörte ich von der Wirtin, daß am frühen Morgen ein großer, starker und vornehmer Türke gekommen sei und diesen Brief für uns abgegeben habe. Ich öffnete ihn. Da ist er!“
    Normann griff schnell nach dem Billet und las folgendes:
    „Sie teilten mir gestern mit, daß Sie irgendeine interessante Angelegenheit bei Ibrahim Pascha zu ordnen hätten. Sollte Ihr Vorhaben erfolglos gewesen sein und wünschen Sie die Adresse dieses Mannes zu erfahren, so teile ich Ihnen mit, daß er inkognito nach Tunis ist, um dort unter dem Namen eines einfachen Türken aufzutreten.
    Ihr Freund
    Oskar Steinbach.“
    „Dieser geheimnisvolle Deutsche! Er also weiß es und teilt es uns mit! Ist er denn allwissend?“
    „Fast scheint es so. Wollen wir ihm vertrauen?“
    „Natürlich. Übrigens werde ich sofort nach dem alten Kutschu Piati gehen, wo wir uns nach ihm beim Pferdeverleiher Halef erkundigen sollen! Dann wird sich finden, was zu tun ist.“
    „Was zu tun ist?“ meinte der Brite verwundert. „Das ist doch sehr einfach. Wollt ihr eure Mädel haben?“
    „Natürlich, natürlich!“
    „Nun, und ich die Mutter! Ich gebe sie nicht her. Mister Wallert, laufen Sie also nach Ihrer Wohnung und holen Sie alles, was Sie beide besitzen. Sie, Mister Normann, aber gehen zum Pferdeverleiher, um sich nach diesem Mister Steinbach zu erkundigen. Ich werde indessen Kohlen einnehmen lassen.“
    „Wollen Sie fort?“
    „Das wird sich finden. Laufen Sie nur!“
    Die beiden, die sich in einer wirklich fieberhaften Aufregung befanden, gehorchten ihm. Normann nahm abermals einen Mietesel und ritt nach Kutschu Piati, wo er das Haus des Pferdeverleihers bald erforschte. Er fand ihn daheim und fragte nach Steinbach.
    „Heißen Sie Normann oder Wallen?“ erkundigte sich der Gefragte.
    „Normann!“
    „So habe ich Sie erwartet.“
    „Wieso?“
    „Oskar Steinbach Effendi sagte mir, daß vielleicht einer der beiden Genannten kommen werde, um sich nach ihm zu erkundigen. Ich soll Ihnen Auskunft geben.“
    „Das ist mir sehr lieb. Ich wünsche nämlich seine Wohnung zu erfahren.“
    „Die dürfte ich Ihnen auf keinen Fall mitteilen. Übrigens befindet er sich auch nicht mehr in Stambul. Er ist heute früh abgereist.“
    „Donner! Wohin?“
    „Weiß es nicht.“
    „Etwa nach Ägypten?“
    „Nein. Dorthin, nach Alexandrien, hat er allerdings telegraphiert, daß er sich nach einer anderen Gegend begibt. Ich kann und darf weiter nichts sagen, soll Sie aber ersuchen, ganz nach den Zeilen zu handeln, die er Ihnen geschrieben hat. Sie enthalten

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