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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Moslem, aber wohl ein Städtebewohner, ein Maure. Diese Mauren werden von den eigentlichen Beduinen verachtet, da sie mit Christen und Juden umgehen und überhaupt kein so strenges, abgeschlossenes Leben führen wie die eigentlichen Bewohner der Sahara.
    Er war noch ziemlich jung, dabei fleischig gebaut und saß so in dem arabischen Sattel, als ob es ihm viel lieber gewesen wäre, sich auf einem weichen Diwan niederzustrecken und eine Pfeife Tabak dazu zu rauchen. Gekleidet war er wie ein gewöhnlicher, nicht wohlhabender Städtebewohner, und die vielen kleineren und größeren Gegenstände, die er am Sattel und an sich selbst hängen hatte, ließen vermuten, daß er wohl der Diener des voranreitenden Herrn sei.
    Und so war es auch. Er war der Diener, und der andere war der Führer, den der in diesen Gegenden unbekannte Herr gemietet hatte.
    Einer, der in den letzten Wochen oder Monaten in Konstantinopel gewesen wäre, hätte in dem Gebieter dieser beiden sofort den Deutschen erkannt, der sich dort unter dem Namen Oskar Steinbach aufgehalten hatte.
    Im Westen hatten sich Wolken auf den zwischen den beiden Flüssen Thissa und Khalad liegenden Bergen niedergelassen. Die Luft war sehr schwül, der Himmel hatte sich über jenen Höhen schwarz gefärbt, fast als ob ein Gewitter zu erwarten sei, in jenen Gegenden eine große Seltenheit.
    Und wirklich, jetzt zuckte es hell aus den dunklen Wolken hernieder, und dann rollte ein langgedehnter, grollender Donner über die Steppe hinweg.
    „O Allah!“ rief der Diener, mit der Hand nach der Stirn und nach dem Herzen greifend. „Wenn uns der Blitz erschlägt, so sind wir tot!“
    Der Führer warf ihm einen stolzen, mitleidigen Blick zu und antwortete:
    „Du bist feig wie der Schakal unter dem Staub der Ruinen! Dein Herz hat kein Blut.“
    „Oho! Ich habe Mut! Wer aber kann sich gegen den Donner wehren! Du etwa?“
    „Ja. Kennst du nicht die Gesetze des Propheten?“
    „Ich kenne sie.“
    „So mußt du wissen, daß Allah mit der Stimme des Donners an die Tür unseres Herzens klopft, um anzufragen, ob wir rechten Glaubens sind. Der Gläubige kniet bei dem dritten Donnerschlag auf die Erde nieder und betet die einhundertste Sure des Korans, die ja die ‚Klopfende‘ genannt wird. Dann hat Allah seinen Glauben erkannt, und es wird ihn nicht der Strahl des Blitzes treffen.“
    „Der Blitz fährt dennoch hin, wo er will! Wenn er mich hier trifft und tot vom Pferd wirft, so hat mir all mein Glaube nichts geholfen. O Allah – Allah!“
    Er fuhr erschrocken zusammen, denn ein zweiter Donnerschlag war noch stärker erfolgt als der erste.
    „Du bist ein Ungläubiger!“ zürnte der Führer. „Die Hyänen werden einst deinen Leib aus dem Grab scharren, und deine Seele wird verdammt sein, in der Hölle Feuer zu fressen und Flammen zu trinken in alle Ewigkeit!“
    „Darum werde ich mich hier auf Erden dazuhalten, süße Datteln zu essen und Kaffee zu trinken, solange ich lebe – schau – da! Welch ein Schlag!“
    Es donnerte zum dritten Mal. Der Diener beugte den Kopf fast bis auf die vordere Sattellehne hinab, als ob er den tödlichen Blitz über sich hinweggehen lassen wolle. Der Führer aber, fest an den Satzungen und Geboten seines Glaubens haltend, hielt sein Pferd an, stieg ab, kniete so nieder, daß sein Gesicht nach Osten gegen Mekka blickte, und betete laut und ernst. Dann erhob er sich und stieg wieder auf. Steinbach hatte sein Gesicht auch nach Osten gewandt und in stillem Ernst das Gebet des Führers mit angehört. Das gefiel diesem.
    „Siehst du, daß der Herr die Gebete des Korans sehr wohl kennt?“ sagte er zu dem Diener. „Ihn wird der Strahl des Blitzes nicht treffen.“
    „Aber wohl mich?“
    „Ja, denn du bist ein Schwachgläubiger!“
    Sie hatten ihre Pferde wieder in Bewegung gesetzt. Steinbach wandte sich jetzt halb zurück, deutete nach den wolkenumhüllten Höhen und sagte:
    „Dort oben wird es regnen, hier aber nicht. Wir sind nun außer Gefahr.“
    Da nickte der Diener befriedigt vor sich hin und sagte leise:
    „So wird mich also der Blitz nicht treffen. Aus Freude darüber will ich einmal trinken.“
    Dann nahm er eine große, in Leder eingenähte Flasche, die am Sattelknopf hing, herauf, öffnete sie und tat einen langen, langen Zug.
    „Hund!“ brummte der Führer zornig.
    „Wie nennst du mich? Einen Hund?“
    „Ja, und wenn du Mut hättest, würdest du mich wegen dieser Beleidigung ermorden!“
    „Oh, ich morde nicht gern! Man begibt

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