49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
staken vor dem Eingange in der Erde, und an ihnen hingen Bogen, Pfeile und Schilde als Zeichen, daß hier der Herr des Lagers seinen Wohnsitz aufgeschlagen habe. Dieser trat jetzt an Steinbachs Pferd heran, ergriff es am Zügel und sagte:
„Steige ab, o Herr, und tritt in meine arme Hütte. Sie ist dein Eigentum und dasjenige deines Freundes.“
Der Deutsche sprang bereitwillig vom Pferd. Da wurde ein Teppich, der die Tür des Zeltes bildete, zurückgeschoben, und es trat ein halbverschleiertes Weib heraus, das auf einem runden Holzteller Salz, eine Dattel und ein Stück ungesäuertes Brot nebst einer Schale Wasser trug.
„Trinke mit mir!“
Bei diesen Worten tat der Scheik einen Schluck, und Steinbach trank das übrige Wasser. Dann erhielt er die halbe Dattel und die Hälfte des Brotes, das in Salz getaucht wurde. Der Scheik selbst genoß das übrige.
Somit war der Deutsche der Gast des Arabers, der von jetzt an nach der Sitte des Landes verpflichtet war, ihn zu beschützen und überhaupt alles für ihn zu tun, was in seinen Kräften stand.
Sie traten ein. Das Zelt bildete einen einzigen Raum, was sonst nicht der Fall zu sein pflegt. Vielmehr ist gewöhnlich eine Abteilung für die weiblichen Bewohner abgesondert. Doch war der Scheik reich genug, um für seine Frauen ein eigenes Haremszelt zu besitzen.
Auf dem Boden waren Teppiche und Matten ausgebreitet. Darauf lagen weiche Kissen, auf die sich die drei Männer niederließen, um von der erwähnten Frau bedient zu werden.
Es gab kein großes Mahl, sondern einstweilen nur so viel, wie nötig war, den Hunger zu stillen. Es sollte ein Schaf geschlachtet und ganz am Spieß gebraten werden. Dann erst, wenn dieser Braten hergestellt war, konnte die eigentliche Mahlzeit gehalten werden.
Der rücksichtsvolle Wirt erhob sich bald wieder und bat, seine Gäste für kurze Zeit verlassen zu dürfen. Er sagte sich, daß sie wohl miteinander über Dinge zu sprechen hätten, die nicht für sein Ohr geeignet seien.
Und so war es auch in der Tat. Steinbach weihte Krüger Pascha in die Ursachen seiner Reise nach Tunis ein und wiederholte, daß er den gegenwärtigen Ausflug in die Wüste nur zu dem Zweck unternommen habe, ihn eher zu treffen und um seinen Beistand zu ersuchen. Dieser wurde Steinbach denn auch zugesagt, und zwar in einer Rede, die so eigentümlich gesetzt war, daß er alle Mühe hatte, das Lachen zu verbeißen. Auf die Frage aber, wie lange der Oberst hierzubleiben gedenke, erklärte derselbe, daß er abreisen werde, sobald er das Mädchen zu seinem Eigentum gemacht und den Pferdehandel abgeschlossen habe, der ja der eigentliche Grund seiner Anwesenheit hier sei.
Doch nur kurze Zeit saßen sie zusammen, da erhob sich draußen zwischen den Zelten ein ungeheures Hallo. Man hörte zahlreiche rufende und lachende Stimmen. Die Männer standen daher auf und traten hinaus, um sich nach der Ursache dieses ungewöhnlichen Lärmes zu erkundigen. Da erblickten sie den Führer Steinbachs, der langsam zwischen den Zeltreihen dahergeritten kam und das Pferd des Dieners führte. Dieser letztere saß in einer fast unmöglichen Stellung im Sattel, baumelte herüber und hinüber, knickte nach hinten und nach vorn und konnte nur durch die größte Sorgfalt des Führers aufrechterhalten werden.
Hinterher strömte die lachende und schreiende Menge. Ist es schon dem Mohammedaner überhaupt geboten, jeden Rausch zu vermeiden, so halten es die nüchternen Söhne der Wüste erst recht für eine große Schmach, sich in betrunkenem Zustand zu zeigen. Für Steinbach war es daher keineswegs eine Empfehlung daß sein Diener seinen Einzug in das Lager als Betrunkener hielt, und er trat ihm infolgedessen zornig entgegen und fragte:
„Mensch, was fällt dir ein? Bist du krank?“
Der Diener gab zwar eine Antwort, dieselbe war aber so verworren, daß gar nicht verstanden werden konnte, was er eigentlich wollte. Darum wandte Steinbach sich an den Führer. Dieser erklärte:
„Herr, ich ritt mit den Arabern nach dem Lager, und du folgtest mit dem Oberst nach. Erst da bemerkte ich, daß der Diener fehlte, und kehrte nun zurück, um ihn zu suchen. Da saß er neben dem Pferd und trank aus dieser zweiten Flasche. Die erste hatte er bereits leergemacht.“
„Konntest du ihn nicht sitzen lassen? Er hätte draußen seinen Rausch ausgeschlafen und wäre dann als Mensch nachgekommen. So aber hast du mir Schande bereitet!“
Der Diener verstand trotz seiner Betrunkenheit diese Worte und
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